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Firmen-Chefin aus NRW„Deutsches System ist nicht auf berufstätige Mütter ausgelegt"

Lesezeit 3 Minuten

Sandra von Möller bei Kidssmiling im Stadion

  1. Sandra von Möller ist Chefin des Leichlinger Licht-Unternehmens Bäro und IHK-Vizepräsidentin.
  2. Die dreifache Mutter sagt: Das deutsche System ist nicht auf berufstätige Mütter ausgelegt. Und ausgerechnet NRW schneide besonders schlecht ab.
  3. Die zweite Folge unserer Serie „Führende Frauen“

Köln – Wer sich mit Beleuchtung und Lebensmitteln auskennt, der weiß, dass Äpfel im Supermarkt anders angeleuchtet werden müssen als Fisch, wenn beides im besten Licht erstrahlen soll.

Sandra von Möller ist Geschäftsführerin des in Leichlingen ansässigen Unternehmens Bäro, das Beleuchtungskonzepte für den Einzelhandel entwirft. „Unsere Konkurrenten sind in der Regel große Konzerne“, sagt die Firmenchefin. „Unsere Stärke ist, dass wir näher am Kunden arbeiten.“ Bäro verkauft im Direktvertrieb, die Mitarbeiter betreuen große Kunden wie Edeka, Rewe, und Real; daneben Bäckereien und Metzger.

Auch weitere Branchen abgedeckt

Mittlerweile deckt das Unternehmen auch andere Branchen ab, konzipiert Beleuchtung auch für Bekleidungsläden und Möbelgeschäfte. Ein zweites Geschäftsfeld des mittelständischen Unternehmens sind „Clean Air Technologies“, also Geräte, die die Luft von Keimen, Fetten und Gerüchen reinigen. Das spielt zum Beispiel in Großküchen eine Rolle.

Die Bäro-Produkte werden überwiegend in Deutschland produziert. Das Unternehmen hat 150 Mitarbeiter und Tochtergesellschaften in verschiedenen Ländern. Im vergangenen Jahr machte es rund 30 Millionen Euro Umsatz. Geschäftsführerin ist Sandra von Möller seit beinahe zehn Jahren. Damals kaufte ihr Mann, J. Manuel von Möller Bäro. Heute leiten sie das Unternehmen gemeinsam. Sandra von Möller ist dabei für Recht, Steuern, Personal und Marketing zuständig. Im Juni wurde sie mit dem „25 Frauen Award“ ausgezeichnet, der an Frauen verliehen wird, die die Wirtschaft in besonderer Weise prägen.

Viele weitere Positionen

Vermutlich nicht nur aufgrund ihrer Funktion als Bäro-Geschäftsführerin: von Möller besetzt noch einige andere zentrale Positionen. Seit 2015 ist sie Vize-Präsidentin der Industrie- und Handelskammer zu Köln, wo sie dem Rechtsausschuss vorsitzt und den Arbeitskreis „Diversity“ leitet. 2003 hat sie außerdem den Verein „Kidsmiling“ gegründet, der im Rhein-Energie-Stadion sitzt und kostenlose Fußballtrainings, Workshops und Berufsorientierungskurse in sozialen Brennpunkten in der Region anbietet.

„Ich habe während meines Referendariats in Düsseldorf und Duisburg viele Jugendliche kennengelernt, die schwierige Startchancen hatten“, sagt von Möller. „Mir ist es wichtig, diesen Kindern Perspektiven aufzuzeigen.“ 2017 wird ihr für das Engagement das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Streetwearkollektion und Businessmode

Neben ihrer Arbeit bei Bäro, der IHK und Kidssmiling entwirft von Möller außerdem Businessmode und eine Streetwearkollektion für Kidssmiling, sie ist Teil der Initiative Women into Leadership (deutsch etwa: Frauen in Führungspositionen bringen, kurz IWIL), wo sie Mentorin einer jungen Frau ist. „Das Thema Frauenförderung ist mir sehr wichtig“, sagt sie. Auch bei der IHK bildet es einen ihrer Schwerpunkte – sie hat dort unter anderem eine Kita-Initiative angestoßen. „Das deutsche System ist nicht darauf ausgelegt, dass Mütter berufstätig sind.“ Von Möller selbst hat drei Kinder. Sie sagt: ausgerechnet in Nordrhein-Westfalen sei die Situation besonders schlecht, es gäbe nicht genügend Kita- und Ganztagsplätze. „Aber das Ganze gewinnt langsam an Dynamik.“

Auch bei Bäro lege sie viel Wert auf Vielfalt. Das Unternehmen habe die „Charta der Vielfalt“ unterzeichnet und sei Teil der Initiative „Wir zusammen“, in deren Rahmen Flüchtlingen Praktikums- und Ausbildungsplätze vermittelt werden. Bei Bäro würde außerdem Rücksicht auf Themen wie Kinderbetreuung genommen und Wert auf ein diverses Team gelegt.

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Wichtige Themen ihrer Branche sieht von Möller heute zum Beispiel bei der Steuerung von Lampen – also der Möglichkeit, zu unterschiedlichen Tageszeiten unterschiedliche Lichtszenarien zu schaffen – und der Datenübertragung über Licht. „Im Wlan werden Daten bislang über Funk übertragen“, sagt sie. „Über Licht wird das deutlich schneller gehen.“ Allein, weil es immer größere Datenmengen gebe, würden früher oder später Alternativen gebraucht.