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Zulassung 2024Wie die Flugtaxis das Reisen revolutionieren sollen

Lesezeit 3 Minuten
Flugtaxi Vorstellung

Verkehrsminister Hendrik Wüst (2.v.r.) und Wissenschaftler von RWTH und FH Aachen vor ihrem Modell (Maßstab 1:5). 

  1. Forscher haben den Prototyp eines Flugtaxis vorgestellt, mit dem leise und energieeffizient gereist werden kann.
  2. Die Reichweite der neuen Maschinen soll bis zu 1000 Kilometer betragen.
  3. Doch das Reisen mit dem Flugtaxi könnte wegen hoher Preise ein Privileg bleiben.

Würselen – Der kleine Flugplatz Merzbrück in Würselen bei Aachen sieht in der Mittagssonne nicht so aus, als könne von hier eine Revolution ausgehen. An einigen Stellen wachsen Gänseblümchen und Klatschmohn auf der Vorfeldwiese, ab und zu rattern Hubschrauber oder Propellerflugzeuge in die Idylle hinein.

Doch an diesem Tag geht es hier um die Zukunft der Fliegerei. Und die könnte komplett geräuschlos werden, glaubt man dem halben Dutzend Professoren von der beteiligten RWTH und Fachhochschule Aachen, die hier den Prototyp ihres „leisen Flugtaxis“ vorstellen, das die gesamte Luftfahrt revolutionieren soll.

Der Plan ist ambitioniert: In einem der elektrisch oder hybrid angetriebenen Kleinflugzeuge sollen ein Pilot und vier Passagiere Platz haben. Bis zu 1000 Kilometer soll es mit 300 km/h zurücklegen können – und im Überflug und bei Start und Landung so leise sein, dass es im Abstand von 100 Metern schon nicht mehr zu hören ist. Am Boden brauchen die Maschinen kaum Platz und können daher selbst auf kleinen Flugplätzen abgewickelt werden. Für 2022 ist ein Erstflug vorgesehen, die Musterzulassung für 2024. Mit an Bord bei dem Projekt sind das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und die Europäische Agentur für Flugsicherheit (Easa) mit ihrem Know-how.

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Fliegen zum Preis eines Bahn-Tickets

Ingenieur Günther Schuh von der RWTH stellt den Zeitvorteil heraus. „Im Vergleich zu einer Autofahrt von 300 bis 800 Kilometer haben Sie nur 40 Prozent der Reisezeit. Ich bin beruflich viel in Wolfsburg, Friedrichshafen und Stuttgart. Das wäre dann ein Vormittagstermin“, sagt Schuh. Die Macher beteuern zwar, dass das Flugtaxi auch bezahlbar wird. Doch das Reisen wird wohl erstmal ein Privileg bleiben, das sich nicht viele leisten können werden. Angestrebt ist der Preis eines Bahn-Tickets der ersten Klasse. Für Strecken innerhalb Deutschlands kommen also schnell mehr als 250 Euro pro Person zusammen. Die Kosten für eine neue Maschine sollen aber nur etwa halb so hoch sein wie die für ein gängiges Propeller-Flugzeug.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) scheint stolz zu sein auf so viel Innovationskraft „made in NRW“ und sieht aber ein sehr lebensnahes Einsatzgebiet: „Das Flugtaxi wird sicher schnell in der Medizintechnik genutzt, zum Beispiel um Blutkonserven von einem Ort zum anderen zu bringen. Darin liegt eine große Zukunft.“ Laschet verweist auf das Elektro-Auto E-Go und den ebenfalls batteriebetriebenen Streetscooter der Post, die in NRW entwickelt wurden und in der gleichen Reihe stünden.

Vier Millionen Euro kommen vom Land

„Jetzt arbeiten wir an leisen und nachhaltigen Flugzeugen. Da ist jede Anstrengung wichtig“, sagt Laschet. „Die Region wird wenige Meter entfernt den Ausstieg aus der Braunkohle beschließen. Die Menschen warten auf Arbeitsplätze der Zukunft. Neue Formen der Mobilität gehören dazu.“

Bis zur Serienreife wird die Idee in Merzbrück weiterentwickelt, der Flugplatz für 12,7 Millionen Euro renoviert. Start- und Landebahn werden neu gebaut, Forschungsanträge sind gestellt. Vier Millionen Euro kommen vom Land. „Wir wollen, dass die Mobilität der Zukunft in Nordrhein-Westfalen erforscht und entwickelt und am besten auch produziert und eingesetzt wird,“ sagt Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) noch. Die Beschaulichkeit am Flugplatz Merzbrück könnte bald ein Ende haben.

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