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Ford verfehlt CO2-ZieleWie will der Kölner Autobauer hohe Geldstrafen vermeiden?

Lesezeit 4 Minuten
Ford Lenkrad

Ford ist der größte Kölner Arbeitgeber.

  1. Vergangene Woche war bekannt geworden, dass es bei Ford Probleme mit den Batterien des Plug-in-SUVs Kuga gibt. 33.000 Fahrzeuge müssen deshalb in die Werkstätten zurück.
  2. Nun verfehlt Ford auch die CO2-Ziele der EU – und muss Geldbußen in Milliardenhöhe befürchten.
  3. Der Kölner Autobauer hat jedoch schon einen Plan, wie die hohen Strafen vermieden werden soll. Wir erklären sie.

Köln – Der Autobauer Ford wird in diesem Jahr die strengeren CO2-Ziele der EU verfehlen. Grund ist der Rückruf der neuen Kuga Plug-in-Hybride, der die Emissionsbilanz der gesamten Ford-Flotte in Europa deutlich verschlechtert.

Anfang der Woche war bekannt geworden, dass es Probleme mit den Batterien des Plug-in-SUVs gibt. Offenbar haben sich die Lithium-Ionen-Zellen so stark erhitzt, so dass es in einigen Fällen zum Batteriebrand gekommen ist. Nach Angaben von Ford war dies bei sieben Pkw in ganz Europa der Fall. Derzeit wird das Plug-in-Modell nicht mehr ausgeliefert. Die rund 33 000 bereits zugelassenen Fahrzeuge in Europa müssen demnächst in die Werkstätten zurück.

„Flottenverbrauch“ höher als ursprünglich geplant

Das sorgt dafür, dass der sogenannten „Flottenverbrauch“ höher wird, als ursprünglich geplant. „Der massive Rückruf hat unsere Pläne stark beeinträchtigt“, sagte eine Ford-Sprecherin. Seit diesem Jahr gelten in der EU schärfere Kohlendioxid-Grenzwerte. Im Durchschnitt darf die verkaufte Flotte eines Herstellers nur 95 Gramm Kohlendioxid je gefahrenen Kilometer ausstoßen. Weil Plug-in-Hybride wie der Kuga dank ihrer teilweise elektrischen Fahrweise sehr niedrige Emissionswerte ausweisen, können die höheren Ausstoßwerte der Pkw mit klassischen Verbrennungsmotoren kompensiert werden.

Dies ist nun nicht mehr möglich, weil Ford seine Kuga-Kunden anhält, auf den Batterieantrieb wegen Überhitzungsgefahr zu verzichten und mit dem Verbrenner zu fahren. Das verschlechtert die CO2-Bilanz deutlich.

Für Ford ist der Rückruf ein herber Rückschlag für seine Elektrifizierungspläne. Setzt der Konzern, der spät ins Elektrozeitalter gestartet ist, doch schon seit Anfang des vergangenen Jahres mit Hochdruck auf die Elektrifizierung seiner Flotte. So soll bis 2022 die Hälfte aller in den europäischen Ländern verkauften Autos zumindest teilweise elektrisch angetrieben werden. Dabei ist der Plug-in-Kuga, der im spanischen Valencia gebaut wird, erfolgreich und damit eines der wichtigsten Modelle des Konzerns. Im vergangenen Jahr war der Kuga das SUV mit den zweitmeisten Zulassungen in Deutschland. Bis Ende August 2020 lag der Anteil der Plug-in-Variante europaweit bereits bei rund 50 Prozent.

So will Ford Strafen vermeiden

Um den nun drohenden hohen Geldbußen der EU zu entgehen, sucht das Unternehmen nun einen Partner, dessen Flottenverbrauch unter den Grenzwerten bleibt, um sich an dessen CO2-Pool zu beteiligen. Dem Vernehmen nach könnte das etwa Renault sein, weil der französische Hersteller wegen der guten Verkaufszahlen des rein elektrischen Modells Zoe eine sehr gute Emissionsbilanz aufweist.

Sehr viel erfreulicher sieht es für Ford im Segment der leichten Nutzfahrzeuge aus. Hier gebe es keine Schwierigkeiten, die Vorgaben zu erfüllen, heißt es von Ford. Deshalb will der Kölner Autobauer im Gegenzug selber einen offenen Pool bilden, an dem sich Hersteller mit schlechterer Emissionsbilanz beteiligen können. Im Gespräch ist hier offenbar die Volkswagen-Gruppe.

Ursache des Problems noch unklar

Die Kuga-Kunden in Europa müssen sich bis zur Behebung des Batterieproblems noch gedulden. Denn Ford weiß offenbar noch nicht, wo das Problem der Überhitzung genau liegt. Der Autobauer ist derzeit zusammen mit dem Zellen-Zulieferer auf Fehlersuche. Dem Vernehmen nach handelt es sich dabei um den koreanischen Samsung-Konzern, der die Lithium-Ionen-Zellen in Ungarn produziert.

Die Probleme beim Kuga haben nun auch Konsequenzen für das US-Geschäft des Konzerns. Der für diesen Herbst geplante Verkaufsstart des Kompakt-Crossover Escape Plug-in-Hybrid wurde auf 2021 verschoben, denn der elektrische Antriebsstrang basiert auf der gleichen Technologie wie der Kuga.

Ford ist mit seinen Batterieproblemen in der Branche nicht allein. Audi hatte im vergangenen Jahr Schwierigkeiten mit dem Modell E-Tron, ebenso wie VW. Derzeit kämpft auch Hyundai mit Überhitzungsproblemen und muss sein SUV-Modell Kona zurückrufen. Besonders gravierend sind die Schwierigkeiten aber derzeit bei den Plug-in-Hybriden von BMW. Auch hier können wegen Überhitzung Batteriezellen in Brand geraten, berichtet das „Handelsblatt“. Weltweit sind rund 27.000 Fahrzeuge mehrerer Modellreihen betroffen, so etwa die Plug-in-Varianten des X1, X2, X3 und X5 sowie der 2er, 3er, 5er und 7er BMW. Zudem ist offenbar auch die britischen Konzerntochter Mini betroffen.

Nach Einschätzung von Branchenexperten liegen die Schwierigkeiten im rasanten Wachstum der E-Antriebe und dem großen Bedarf der Autohersteller begründet. Die wenigen Anbieter kommen mit den Lieferungen kaum hinterher.