Frank AsbeckDer König von „Asbeckistan“

Der Vorstandsvorsitzende der Solarworld AG, Frank Asbeck.
Copyright: dpa Lizenz
Remagen – „Der Tommy ist ja jetzt ein Auslaufmodell“, sagt die Bäckerin. Es macht die Remagenerin gleichwohl etwas traurig, dass Thomas Gottschalk die Stadt nach rund zehn Jahren verlässt. Der Fernsehstar residierte hoch oben in Schloss Marienfels und ließ sich unten in den Gassen nur selten blicken ließ. Einmal hat ihn trotzdem fast jeder irgendwann gesehen. In der Pizzeria Da Franco heißt es, „ganz normal, freundlich und nett“ sei Gottschalk gewesen. Auch Rentnerin Elfriede Degen (74) erinnert sich gern an den Moderator. Schließlich machte Gottschalk das 16 000-Einwohner-Städchen am Rhein so bekannt, dass Bürgermeister Herbert Georgi verkündete: „Er war für uns ein Lotto-Sechser mit Zusatzzahl.“
Weit weniger Begeisterung löst in Remagen die Frage nach Frank Asbeck aus, dem neuen Eigentümer von Schloss Marienfels. Die Verkäuferin im Textilgeschäft runzelt die Stirn, hebt die Augenbrauen – und sagt nichts. Im Tourismusbüro kennt man den Namen des Investors und weiß, dass er schon seit langem Eigentümer des nahe gelegenen Schlosses Calmuth ist. Sonderlich bekannt in der Stadt sei der Mann aber nicht. Auch nicht, nachdem am Wochenende bekanntwurde, dass der Mann, Großaktionär von Solarworld, privat viel Geld für ein zweites Schloss ausgab. Das Unternehmen selbst ist in großen finanziellen Nöten. Dabei hatte der Chef des Sonnenstrom-Konzerns als Neubürger 2008 gleich für Schlagzeilen in der lokalen Presse gesorgt. Nachdem der leidschaftliche Jäger mehr als 350 Hektar Privatwald rund um sein Jagdschloss aufgekauft hatte, wollte er zusätzlich noch rund 120 Hektar des Stadtwalds erwerben.
Viele Remagener sahen ihr Naherholungsgebiet bedroht, reagierten mit Empörung. Und als Asbeck mitten im Wald einen zwei Meter hohen Stahlgitterzaun bauen ließ, sanken noch vorhandene Sympathiewerte drastisch – der „Sonnenkönig“ wurde zum „Zaunkönig“ degradiert. Spötter tauften Remagen, nach Zuzug vieler Prominenter zum „Beverly Hills am Rhein“ geadelt, boshaft um in „Asbeckistan“. Die Angelegenheit wurde zum Politikum, schließlich erließ die Kreisverwaltung einen Baustopp. Auf die Erweiterung seiner Jagdgründe wollte der barocke Unternehmertyp Asbeck jedoch nicht verzichten. Mit dem Erwerb von Marienfels kamen jetzt rund mehr als 100 000 Quadratmeter dazu. Und die sind bereits eingezäunt.
Dass es dem Bonner bei seiner Neuerwerbung in erster Linie um das Zuckerbäckerschloss Marienfels (es wurde im 19. Jahrhundert im Auftrag eines Zuckerfabrikanten errichtet) ging, glaubt in Remagen keiner. „Der wollte doch nur den Wald für die Jagd haben“, meint Karl Weier (61). Von Asbeck gesehen hat er bisher nur dessen schwarzen Maserati: „Ein tolles Auto.“ Weniger toll findet Weier die Möglichkeit, dass der Unternehmer die Lücke zwischen seinen Jagdrevieren bald komplett schließen und damit unzugänglich machen könnte. Und die Textilverkäuferin fügt nun an: „Ich geh' da oft mit dem Hund spazieren.“
Frank Asbeck hat vor, privates Geld in Schloss Marienfels zu investieren. Umfangreiche Umbauten sollen hier nach Gottschalks Auszug stattfinden. Der Fernsehstar wird Remagen allerdings erst in einigen Monaten verlassen. Nach der Modernisierung soll eine Stiftung in das Gebäude (800 Quadratmeter) einziehen. Laut Asbeck soll es nicht nur um die Förderung von Forschungsprojekten im Bereich der Solartechnik gehen, sondern auch um die Förderung von behinderten und nichtbehinderten Kindern.