Gut fürs Klima und den Geldbeutel: Der Refurbishment-Markt wächst. In Köln gibt es den AfB-Shop, der überholte Hardware mit Garantie verkauft.
„Refurbishment“-TrendKölner Geschäft verkauft überholte Elektrogeräte
Alte Notebooks, Smartphones und Co. werden meistens verschrottet, dabei steckt in ihnen häufig ein zweites Leben. Zertifizierte Refurbisher bereiten gebrauchte Hardware wieder auf und verkaufen sie mit neuer Garantie. Bei Kundinnen und Kunden werden diese Produkte immer beliebter. Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hat das Marktvolumen im Mai 2022 auf mindestens zwei Millionen Stück im Jahr beziffert. Das sind etwa zehn Prozent des Neumarktes. Die Tendenz sei steigend.
Niklas Meyer-Breitkreutz, Referent Digitalisierung & Nachhaltigkeit bei Bitkom, dem Branchenverband der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche, spricht von einem attraktiven Thema, das sowohl bei Privatkunden als auch Unternehmen immer mehr Interesse erfährt. Bisher sei es zwar in der tatsächlichen Anwendung noch nicht ganz angekommen, meint er. Laut Bitkom-Umfragen würde sich aber immer mehr mit der Thematik beschäftigt. „Es ist ein Bereich, der wächst und wachsen wird, nicht nur von spezifischen Anbietern, sondern auch von etablierten Akteuren und Herstellern“.
Wachstum im Segment sowie Luft nach oben nimmt auch Marion Lichti von der AfB-Group wahr: „Die Entwicklung und das Wachstum ist in unseren Augen noch nicht abgeschlossen“. Das Unternehmen überholt und vertreibt IT-Hardware seit 2004. In Köln gibt es seit 15 Jahren einen AfB-Shop, zunächst in Ehrenfeld, seit 2018 dann in den Köln Arcarden in Kalk. Während viele stationäre Geschäfte wegen Corona oder nun wegen der Inflation schließen würden, entwickle sich der Refurbishment-Laden in Köln sehr gut, so der stellvertretende Shop-Leiter Max Alterauge.
Refurbishment in Köln: AfB-Shop verkauft gebrauchte Hardware
Der Shop habe eine breite Kundschaft. Am häufigsten würden Notebooks gesucht und gekauft. „Vor allem kommen Privatpersonen aus allen Bereichen, die sich beraten lassen wollen“, erzählt Alterauge. „Manchmal fragen auch Kleinunternehmen zehn bis 20 Computer für ihre Kleinbüros an.“ Bitkom beobachte Ähnliches. Bislang seien es vor allem Privatkunden, die auf gebrauchte Produkte setzten. Auch Unternehmen beschäftigten sich aber zunehmend mit dem Thema, berichtet Meyer-Breitkreutz.
Vor Ort würden die drei Mitarbeitenden des AfB-Shops individuell mit den Leuten schauen, welches Gerät die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden am besten erfülle.
Gründe für den Kauf eines gebrauchten Gerätes gibt es viele. Als zentralen Aspekt sieht Meyer-Breitkreutz gerade bei Privatkunden den Preis. Dieser ist immer individuell, hängt vom Ausgangspreis, dem Refurbishing-Aufwand und der Marke ab. „Tendenziell werden eher höherwertige Produkte refurbisht“, erzählt Meyer-Breitkreutz. Bei günstigen Geräten lohne sich der Aufwand wirtschaftlich häufig nicht.
Rund die Hälfte eines Neugeräts kosteten die Refurbishment-Produkte bei AfB, nennt Lichti als groben Anhaltspunkt. Anders als bei gebrauchten Geräten von eBay und anderen Resellern gibt es bei Refurbishment-Produkten eine Garantie, die eine weitere finanzielle Sicherheit bietet.
Weniger Müll produziert
Zu dem wirtschaftlichen Vorteil gesellt sich die Nachhaltigkeit, die ebenfalls immer mehr Kundinnen und Kunden zum Kauf treibt. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT hat 2018 nachgewiesen, dass Refurbishment einen Beitrag zu Klima- und Ressourcenschutz leistet. Weil die Produkte ein weiteres Mal in den Umlauf gegeben werden, finden weniger Neuanschaffungen statt. So werden Ressourcen geschont und Müll vermieden.
Gerade für Unternehmen, die sich zunehmend mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen und entsprechende Reportings offen legen, sei der ökologische Aspekt ein wichtiges Kriterium, meint Bitkom-Experte Meyer Breitkreutz. „Wenn der ökologische Fußabdruck exakt nachzuweisen wäre, wäre das für ein Unternehmen natürlich in der Zukunft ein weiteres Argument, um Refurbishment-Produkte zu kaufen“.
Auch Lieferkettenprobleme und die Coronakrise treiben den Refurbishment-Markt weiter an. Bei einer Konjunktur-Umfrage des Ifo Instituts gaben im Dezember 75 Prozent der Unternehmen an, Lieferprobleme bei Computer und Software zu haben. Konträr dazu steigt die Nachfrage nach Geräten aber aufgrund der Digitalisierung immer mehr. Dazu kommt, dass seit der Coronakrise mehr Geräte fürs Homeschooling und Homeoffice benötigt werden.
Die meisten gebrauchten Geräte kommen von Großbüros
2022 hat AfB 550.000 IT- und Mobilgeräte an 20 Standorten in fünf Ländern bearbeitet, berichtet Lichti. Diese kommen in den allermeisten Fällen von Firmen, die ihre Hardware erneuern. Produkte von Privatpersonen werden zwar entgegengenommen, seien aber häufig nicht mehr reparierbar. Dann kommen sie ins fachgerechte Recycling.
In Ehrenfeld hatte der Kölner Shop noch eine eigene Werkstatt, nun wird er vor allem aus Sömmerda und Ettlingen beliefert. Dort werden Details erfasst und alle Daten vernichtet, bevor die Hardware von Technikerinnen und Technikern geprüft, gegebenenfalls repariert und ein neues Betriebssystem installiert wird.
Bei all diesen Schritten sind bei der AfB-Group behinderte Menschen beteiligt. Als gemeinnützliches Inklusionsunternehmen haben knapp 50 Prozent der 650 Angestellten eine Beeinträchtigung. Am Arbeitskonzept ändere das nichts. „Wir halten alle Prozesse und Sicherheitsvorschriften ein und schaffen es, konkurrenzfähig zum Wettbewerb zu sein“, berichtet Lichti.