Der Kölner Versicherer Gothaer blickt auf ein herausforderndes Jahr zurück. Besonders im Bereich Lebensversicherung lief es nicht rund. Der Kölner Konzern will weiter in nachhaltige Anlagen investieren.
„Vorreiter im Markt“Kölner Gothaer Versicherung investiert 100 Millionen in nachhaltiges Naturkapital

Die Zentrale der Gothaer in Köln
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Der Kölner Versicherer Gothaer will 100 Millionen Dollar in einen Fonds für sogenanntes Naturkapital investieren. Damit sei man Vorreiter im Markt. Der Fonds mit einem Zielkapital von einer Milliarde Dollar plane Investitionen in nachhaltige Land- und Forstwirtschaft in Europa, Nordamerika, Australien und Neuseeland, erklärte Harald Epple, Finanzvorstand und im Konzern für das Thema Nachhaltigkeit zuständig. Der Natural Capital Fund in den USA ist einer der größten Fonds für Naturkapital. Mit dem Begriff soll es möglich werden, die natürlichen Ressourcen (Mineralien, Pflanzen und Tiere der Biosphäre) in anderer Weise zu bewerten. Damit will die Gothaer das Thema Nachhaltigkeit weiter stärken. Schon seit einiger Zeit ist der Kölner Konzern mit rund 1,4 Milliarden Euro in Erneuerbare Energien investiert.
Auf das auslaufende Jahr hat der Kölner Konzern einen durchwachsenen Blick. „Im Jahr 2022 haben sich die Rahmenbedingungen in den Märkten infolge der geopolitischen Spannungen stark verändert“, sagte Konzernchef Oliver Schoeller bei der Präsentation der vorläufigen Jahreszahlen. Der Krieg in der Ukraine, die hohen Inflationsraten, steigende Zinsen, Energieknappheit und Rezessionssorgen hinterlassen Spuren, dies vor allem in der Lebensversicherung. Trotzdem zeigte sich der Vorstandschef mit dem Ausgang im gesamten Konzern zufrieden. Das Ergebnis verbesserte sich nach derzeitiger Prognose leicht um 1,1 Prozent auf 83 Millionen Euro. Die Beitragseinnahmen werden wohl um 2,4 Prozent auf dann 4,6 Milliarden Euro sinken.
Geschäft der Firmenkunden verlief positiv
Hauptgrund ist das Geschäft in der Lebensversicherung. Nach Angaben von Lebenvorstand Michael Kurtenbach seien die Rahmenbedingungen derzeit schwierig. So gebe es zwar positive Effekten in Folge der Zinswende, aber aufgrund der Inflation auch eine spürbare Kaufzurückhaltung bei den Verbrauchern, die sich vor allem im Einmalbeitragsgeschäft bemerkbar mache. Und so werden die Bruttobeiträge im Bereich Leben voraussichtlich um 18 Prozent einbrechen auf rund 1,1 Milliarden Euro. Dagegen bleibe das Unternehmerkundengeschäft mit Bruttobeitragseinnahmen in Höhe von 272 Millionen Euro weitgehend stabil. Hier wolle man weiter wachsen, so Kurtenbach.
Deutlich positiver verlief das Jahr 2022 für die Gothaer im Bereich des Firmenkundengeschäfts. Hier stiegen die Prämieneinnahmen um 7,2 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. Treiber des Wachstums sind das Kompositgeschäft, die kollektive Biometrie und die betriebliche Krankenversicherung. „Wir konnten bei den Unternehmerkunden die Beitragseinnahmen um elf Prozent auf 969 Millionen Euro steigern, aber auch im Privatkundengeschäft die Bruttobeiträge um rund vier Prozent steigern, auf 577 Mio. Euro“, sagte Gothaer Allgemeine-Vorstand Thomas Bischoff.
In der Sparte Krankenversicherung konnte das Unternehmen erstmals die Zahl von 700.000 Versicherten erreichen, sagte Krankenvorständin Sylvia Eichelberg. Die betriebliche Krankenversicherung konnte mit 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahr deutlich zulegen.
Die Zahl der Mitarbeitenden legte im Vergleich zum Vorjahr zu von 4985 auf 5005. Für das kommende Jahr rechnet die Gothaer weiter mit erschwerten Rahmenbedingungen – wie bereits in diesem Jahr steigenden Energiekosten, Lieferengpässen und dem bereits stark fühlbaren Arbeitskräftemangel.