Trotz wirtschaftlich schwieriger Rahmenbedingungen haben sich im vergangenen Jahr erneut viele Menschen in Köln entschieden, sich selbstständig zu machen und ein Gewerbe anzumelden. Deutschlandweit wurden 2023 in keiner anderen Großstadt mehr neue Unternehmen angemeldet. Das ergibt eine aktuelle Erhebung von Localyzer, einer Internet-Plattform für lokales Online-Marketing auf Google, Facebook, Instagram, YouTube und weiteren Webseiten, die dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ exklusiv vorliegt. Localyzer hat insgesamt 1.680.748 Gewerbeanzeigen in den 25 größten deutschen Städten ausgewertet. Sie kamen etwa von lokalen statistischen Ämtern sowie von Pressestellen der Städte.

Mehr als 5500 neue Gewerbe in Köln

Insgesamt gab es laut Statistischem Bundesamt 2022 knapp 3,44 Millionen Gewerbe in der Bundesrepublik, 2023 kamen rund 39.000 weitere hinzu. Köln kam im vergangenen Jahr auf 13.833 Gewerbeanmeldungen und 8.301 Abmeldungen: Macht unterm Strich 5532 neue Gewerbe, was wiederum mehr als fünf neue Unternehmen pro 1000 Einwohner bedeutet.

Im Vergleich zu den anderen untersuchten Städten wuchs Kölns Unternehmenslandschaft damit am stärksten. Bonn liegt auf dem zweiten Platz mit 3,87 neuen Gewerben pro 1000 Einwohnern, darauf folgen Hamburg (3,51), Bremen (3,06) und Berlin (2,37). Im Schlusslicht Wuppertal wurden 2023 zwar 2966 Gewerbe angemeldet, allerdings auch 2918 wieder abgemeldet. Damit belegt die Stadt mit nur 48 neuen Gewerben und einem Zuwachs von 0,13 Unternehmen pro 1000 Anwohnern den letzten Platz im Ranking.

Breites Spektrum bei Anmeldungen

Grundsätzlich gilt, dass Gewerbeanmeldungen ein sehr breites Spektrum von neuen Unternehmen umfassen – vom Kiosk über Nagelstudios bis zu Handyshops. Auch Dienstleistungen und neu gegründete Start-ups sind mit dabei. Blickt man auf die einzelnen Segmente in der Gewinnerstadt Köln, so führen der Handel sowie neue Firmen zur Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen mit 1300 neuen Gewerben die Liste der Branchen an. Darunter fallen etwa oben genannte Handyshops, aber laut der Auswertung auch alles, was sich um Pkw etc. dreht.

Auf dem zweiten Platz der Neugründungen in Köln liegen 978 neue Dienstleistungen im Bereich Technik und Wissenschaft, darunter fallen auch Beratungen. Das ist ein Spitzenwert. In den vergangenen fünf Jahren gab es maximal Neugründungen im niedrigen drei- oder sogar zweistelligen Bereich.

Viele Bereiche wachsen

Auch im Bereich allgemeine Dienstleistungen läuft es laut der Erhebung gut. Dieses Segment belegt mit einem positiven Saldo von 429 den dritten Platz. Das umfasst alles von Nagelstudio bis Beratung von Unternehmen. Im Mittelfeld landet in der Medienstadt Köln der Bereich Information und Kommunikation mit einem positiven Saldo von 354. Hier ist etwa der Bereich PR angesiedelt. Im hinteren Feld landet das Verarbeitende Gewerbe (132) sowie das Baugewerbe (204) – beide Bereiche wachsen allerdings trotz schwacher Bautätigkeit und konjunktureller Schwäche im Fünf-Jahres-Vergleich.

Insgesamt kann man sagen: Während 2023 in Köln die meisten Gewerbe hinzukamen und nahezu jeder Bereich wuchs, sah es 2022 komplett anders aus. Mit einem Defizit von knapp -0,87 Gewerben pro 1000 Einwohnern stand Köln 2022 nicht nur an der allerletzten Stelle im Städtevergleich, sondern war auch die einzige Stadt, in der insgesamt mehr Gewerbe ab- als angemeldet wurden. Bereiche wie Handel und IT, die in den vergangenen Jahren stetig gewachsen sind, schrumpften 2022 allesamt. Nun, so scheint es, zieht das Geschäft wieder an.