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Günstiges Wohnen, geringe FahrtkostenWo Pendler in der Region am meisten profitieren

Lesezeit 4 Minuten

Pendeln mit dem Auto ist meist nicht nur zeitaufwendiger als mit Bus und Bahn, sondern auch teurer.

Köln – Wer in Köln nach Wohnraum sucht, hat es nicht leicht. Das Angebot ist knapp, die Preise hoch. Es ist einer der Gründe dafür, wieso viele Menschen lieber ins Umland ziehen. Doch dort fallen häufig Pendlerkosten an, die den Kostenvorteil beim Kauf einer Immobilie mit der Zeit aufzehren. Das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) errechnet jährlich im Auftrag der Postbank, in welche Umlandkreise sich der Umzug langfristig am meisten lohnt. Die Spannbreite ist dabei weit: In einer Gemeinde ist der Kostenvorteil bereits nach sechseinhalb Jahren aufgebraucht – in einer anderen erst nach mehr als 43. Die Ergebnisse liegen dem Kölner Stadt-Anzeiger exklusiv vorab vor.

Preise und Methodik

Durchschnittlich 4200 Euro kostet der Quadratmeter Wohnfläche (Bestand) in Köln laut Empirica-Zahlen. In den Umlandkreisen sind es mindestens 1500 Euro weniger – was je nach Wohnungsgröße einen beachtlichen Preisunterschied ergibt. Bei der aktuellen Untersuchung verglich das HWWI für die Postbank durchschnittlich teure 70-Quadratmeter-Wohnungen miteinander.

Verrechnet wurde das mit den Pendlerkosten, die sich unter anderem aus dem Preis für ein ÖPNV-Ticket oder das Auto samt Benzin zusammensetzen. In den meisten Gemeinden erwies sich der ÖPNV dabei als günstiger als das Auto. Auch der höhere Zeitaufwand wurde berücksichtigt und in Geld übersetzt, in dem für die Fahrzeit ein Kölner Brutto-Stundenlohn (Median) abgezogen wurde. Die Routen, die der Auswertung zugrundeliegen, bilden dabei die Infrastruktur zu Normalzeiten ab – etwaige Hochwasserschäden sind hier nicht berücksichtigt.

Hürth ist Spitzenreiter

Wie bereits in den vergangenen Jahren profitieren Hürther Pendlerinnen und Pendler am längsten vom Umzug ins Umland. Sie können ihren Vorteil dieses Mal sogar noch ausbauen: Laut den aktuellen Zahlen dauert es mehr als 43 Jahre, bis die durchschnittlich günstigeren Hürther Immobilienpreise durch die Kosten für den Arbeitsweg mit dem öffentlichen Nahverkehr aufgezehrt werden. Mit dem Auto sind es jedoch nur 25 Jahre.

Nach wie wie vielen Jahren ist der Kostenvorteil eines Hauskaufs im Umland durch die Kosten fürs Pendeln aufgebraucht? Unterschieden wird zwischen ÖPNV- und PKW-Nutzern. Zahlen in Jahren. Quelle: HWWI, Postbank

Auf dem zweiten Rang landet Brühl: Dort profitieren die ÖPNV-Nutzer 36 Jahre lang von einer günstigeren Wohnung; wer mit dem Auto unterwegs ist immerhin noch 16 Jahre. Damit verdrängt die Rhein-Erft-Gemeinde Leverkusen, wo sich die Vorteile für Pendler etwas abschwächten: In der diesjährigen Auswertung kommt die Stadt auf einen – noch immer sehr starken – Wert von rund 34 (ÖPNV) beziehungsweise 23 Jahren (PKW). Im Vorjahr waren es noch 37 und 24 Jahre gewesen.

Ebenfalls lohnenswert für Pendlerinnen und Pendler ist Pulheim (34 Jahre und 19 Jahre). Dabei befinden sich auffällig viele Rhein-Erft-Gemeinden auf Spitzenplätzen. Mit Bergisch-Gladbach (26 Jahre mit dem ÖPNV, 17 Jahre mit dem Auto), Dormagen (30 und 15 Jahre) und Bornheim (23 und 13 Jahre) schaffen es aber auch Kommunen anderer Kreise unter die besten zehn Pendler-Städte.

Abgelegene Gemeinden sind die Schlusslichter

Eher schwach schneiden dagegen Gemeinden mit einer großen Entfernung zu Köln ab, beispielsweise Wermelskirchen (sieben Jahre Preisvorteil mit dem ÖPNV, neun mit dem PKW), Bad Honnef (neun und acht Jahre) sowie Kaarst (zehn und neun Jahre). In Bad Honnef und Kaarst dürften sich allerdings auch viele Anwohner zu den nähergelegenen Städte Bonn und Düsseldorf orientieren.

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Auffällig ist dagegen das Ergebnis für Wermelskirchen: Denn nur in wenigen Städten sind die Auto-Pendler gegenüber den Bus- und Bahnreisenden im Vorteil. Der Fall ist das überall dort, wo der öffentliche Nahverkehr nicht gut ausgebaut ist und so besonders lange Fahrzeiten entstehen. Dadurch, dass der zeitliche Aufwand in die Auswertung einfließt, sind abgelegene Gemeinden schnell abgehängt.

Die Spitzenreiter Hürth (zwölf Minuten), Brühl (14 Minuten) und Leverkusen (15 Minuten) sind dagegen besonders schnell mit Bus und Bahn zu erreichen. Gemessen wird hierbei die Entfernung von Hauptbahnhof zu Hauptbahnhof.

Effekte durch Homeoffice

Angesichts der deutlich gestiegenen Homeoffice-Quoten zur Corona-Zeit hat die Postbank 2021 auch diesen Faktor in ihre Analyse aufgenommen: Wie entwickelt sich der Preisvorteil, wenn jemand zwei Tage die Woche im Homeoffice arbeitet und daher 20 Quadratmeter mehr Wohnfläche für ein Arbeitszimmer einplant? Vergleicht man die Werte der 70-Quadratmeter-Stadtwohnung mit denen der 90-Quadratmeter-Wohnung im Umland, sinkt die Anzahl der Jahre, die Menschen im Umland von ihrer Kostenersparnis profitieren, leicht.

In Hürth sind es dann für ÖPNV-Reisende noch etwa 40, in Brühl 34 Jahre. Vergleicht man allerdings den Kauf zweier 90-Quadratmeter-Wohnungen miteinander – was sinnvoll wäre, wenn die 20 Quadratmeter für ein Arbeitszimmer auch in der Stadt eingeplant werden –, steigt der Kostenvorteil im Umland drastisch: Ganze 94 Jahre würden Hürther ÖPNV-Pendler dann profitieren, rund 79 wären es in Brühl.