Zwar sieht sich die NRW-Wirtschaft noch im Keller, dennoch weist der Ifo-Geschäftsklimaindex der NRW-Bank nun nach oben. Was das Licht am Ende des Tunnels für die Branchen bedeutet.
Ifo-UmfrageGeschäftsklima in NRW mit bestem Wert seit einem Jahr
Unisono melden Kammern und Wirtschaftsverbände ein schwaches Licht in Sachen Konjunktur. Die Stimmung ist alles andere als optimistisch, wie jüngst die Konjunkturumfrage Frühjahr 2024 der Handwerkskammer Köln gezeigt hat.
Nun aber zeigt sich erstmals Licht am Ende des Tunnels. Das Ifo-Geschäftsklima der landeseigenen Förderbank ist im April auf den höchsten Wert seit Mai vergangenen Jahres gestiegen. Der Anstieg fiel wie schon im Vormonat branchenübergreifend und deutlich positiv aus. Allerdings bleibt der Konjunkturindikator, für den im Auftrag der NRW-Bank monatlich 1500 Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen befragt werden, weiterhin im negativen Wertebereich.
„Die nordrhein-westfälische Wirtschaft steht an einem konjunkturellen Wendepunkt. Sie hat ihr Tief überwunden und dürfte wieder moderat wachsen“, sagt Eckhard Forst, Vorstandschef der NRW-Bank. „Gründe für die bessere Wirtschaftsstimmung sind unter anderem niedrigere Inflationsraten und eine dynamische Weltwirtschaft, von der hierzulande vor allem die exportorientierte Industrie profitiert.“
Allerdings unterscheiden sich die Lage und die Erwartungen ja nach dem Bereich, in dem die jeweilige Unternehmung tätig ist. Bei der Industrie gab es die deutlichste Aufhellung, das Baugewerbe bleibt weiterhin das Sorgenkind unter den nordrhein-westfälischen Gewerken. Ein Überblick über die vier großen Branchen des Landes.
Industrie relativ optimistisch
Im „Verarbeitenden Gewerbe“ Nordrhein-Westfalens hat sich das Geschäftsklima im April am stärksten aufgehellt. Dies sei allein auf bessere Geschäftserwartungen zurückzuführen. Die aktuelle Geschäftslage beurteilten die Firmen hingegen etwas schlechter. Grund ist die unzureichende Kapazitätsauslastung. Sie sank im ersten Quartal um einen Prozentpunkt auf nur noch 78,6 Prozent.
Zuletzt waren die Produktionsanlagen vor vier Jahren geringer ausgelastet. Die einzelnen Industriebranchen entwickelten sich im April uneinheitlich. Während zum Beispiel die chemische Industrie ein solides Plus verbuchte, ging es in der Metallerzeugung bergab.
Insgesamt liegt der Indikator für die Lage bei der NRW-Industrie bei -12,5 Punkten. Das ist eine Verbesserung gegenüber dem Vormonat um knapp 2,0 Punkte und eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorjahrestiefststand von -24,2 im August 2023
Logistik und Gastgewerbe im Plus
Auch im Dienstleistungssektor hellte sich das Geschäftsklima laut NRW-Bank-Chef Forst im April auf. Wie im Vormonat lief es vor allem in der Logistik sowie im Gastgewerbe besser. Das Plus im gesamten Dienstleistungssektor war insbesondere auf optimistischere Geschäftserwartungen zurückzuführen. Aber auch mit den aktuellen Geschäften zeigten sich die befragten Unternehmen zufriedener.
Die Dienstleistungsbranche ist die einzige in Nordrhein-Westfalen, die bereits wieder einen positiven Saldo beim Geschäftsklima-Index belegt, der Wert liegt bei 3,6 Punkten nach 2,3 Punkten im Vormonat. Die Talsohle war laut NRW-Bank im August 2023 erreicht - mit einem Indexwert von -4,5 Punkten. Seit Januar konnte sich der Wert kontinuierlich erholen.
Handel spürt gesunkene Inflation
Im Handel verbesserte sich die Stimmung ebenfalls. Mit ihren Geschäftserwartungen waren die Unternehmen im April zufriedener als im Vormonat, blieben allerdings insgesamt pessimistisch. Mit ihren laufenden Geschäften zeigten sich die befragten Handelsunternehmen etwas weniger zufrieden. Dies ist vor allem auf den Großhandel zurückzuführen, während sich die Lage im Einzelhandel deutlich verbesserte. Dies deutet auf einen stärkeren Konsum der Verbraucherinnen und Verbraucher hin.
Der Ifo-Indikator des Handels liegt bei -25,39, eine leichte Verbesserung gegenüber dem Vormonat und auch deutlich besser als im Februar dieses Jahres. Damals wurde nach der Befragung ein Tiefstand von -36,8 Punkten gemessen.
Baugewerbe hat Auftragsmangel
Im Bauhauptgewerbe hat sich das Ifo-Geschäftsklima laut NRW-Bank ebenfalls, wenn auch etwas weniger deutlich als in den anderen drei betrachteten Wirtschaftsbranchen verbessert. Das Plus ging einzig auf die Geschäftserwartungen zurück, die als weniger pessimistisch bewertet wurden. Die aktuellen Geschäfte hingegen beurteilten die Unternehmen im April weniger gut als noch im Vormonat.
Bis auf den Tiefbau klagten sämtliche Baubranchen über einen anhaltenden Auftragsmangel. Das Bauhauptgewerbe bildet mit einem Indexwert von -31,2 Punkten das Schlusslicht der Gewerke im bevölkerungsreichsten Bundesland. Doch auch diese Branche löst sich aus dem Tiefstand. Im Februar 2024 wurde dieser mit dem Indexwert von 35,5 Punkten durchschritten.