Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

„Tide Pod Challenge“Internet-Trend – Amerikanische Jugendliche essen Waschmittel-Tabs

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Die Waschmittel-Firma Procter & Gamble versucht, gegen den gefährlichen Internet-Trend vorzugehen.

Berlin – Der weltweit erfolgreiche Wasch- und Hygienemittelhersteller Procter and Gamble verbreitet gerade eine ungewöhnliche Botschaft per Youtube-Video: „Hey Gronk“, fragt das Unternehmen in dem kurzen Clip den Football- und Werbe-Star Robert Paxton Gronkowski, der bei den New England Patriots spielt. „Ist es jemals eine gute Idee, Waschmittel zu essen?“ Gronkowski, vor einer Waschmaschine stehend, gibt die offensichtliche Antwort mit Nachdruck und erhobenem Zeigefinger: „No! No! No! No! No! No! No!“

Überflüssig, weil selbstverständlich? Nein. Denn in den USA nimmt seit Anfang des Jahres ein neues Internet-Phänomen namens „Tide Pod Challenge“ Fahrt auf, das ernsthafte Folgen haben kann: Jugendliche essen Waschmittel-Tabs, die mit Flüssigkeit gefüllt sind. Dabei filmen sie sich und stellen die Videos im Anschluss auf Plattformen wie Youtube, Snapchat oder Instagram online. Das Ziel: Klicks und kurzfristiger Internetruhm.

Der amerikanische Verband der Giftnotrufzentralen verzeichnete in den ersten beiden Wochen des Jahres 2018 bereits 39 Fälle, in denen Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren wegen Kontakts mit Waschmittel-Tabs ins Krankenhaus eingeliefert wurden. In 91 Prozent der Fälle hatten die Teenager das Waschmittel geschluckt. Zum Vergleich: 2016 kam das in der Altersgruppe 39 Mal vor – und zwar auf das gesamte Jahr gerechnet. Der Verband warnt eindringlich vor Teilnahme an der Waschmittel-Challenge: Krampfanfälle, Lungenödeme, Atemschwierigkeiten, Koma und sogar der Tod seien mögliche Folgen.

Gronkowski soll Zielgruppe direkt erreichen

Das kurze Video mit Star Gronkowski ist der Versuch, die junge Zielgruppe direkt zu erreichen. Zusätzlich veröffentlichte der CEO von Hersteller Procter und Gamble, David Taylor, am Dienstag eine Stellungnahme online, die sich eher an die Eltern richtet: „Ich bitte um eure Hilfe.“ Die Leser sollten sich Zeit dafür nehmen, um mit den jungen Menschen in ihrer Umgebung zu sprechen und „sie wissen zu lassen, dass ihre Leben und ihre Gesundheit mehr bedeuten als ein paar Clicks, Views und Likes“.

Wo die Wurzeln des absurden Internet-Trends liegen, ist unklar. Tatsächlich aber gibt es in den USA seit Längerem eine Diskussion über die kleinen Waschmittel-Tabs, die in ihren quietschbunten Farben Ähnlichkeit mit Süßigkeiten aufweisen: Immer wieder öffnen Kleinkinder unabsichtlich die Tabs, manchmal schlucken sie sie. Im Jahr 2017 wurden mehr als 10.000 Fälle verzeichnet, in denen Kinder aus der Altersgruppe unter fünf Jahren den Chemikalien ausgesetzt waren.

Gesundheitsbedrohende Challenges keine Seltenheit

Es ist nicht die erste gesundheitsbedrohende Internet-Challenge, die durchs Netz geistert. Unter dem Stichwort „Pass-out Challenge“ wurden in den vergangenen Jahren immer wieder Videos geteilt, auf denen Jugendliche sich bis zur Bewusstlosigkeit strangulieren oder strangulieren lassen, bei der „Car Surfing Challenge“ filmten sich Teilnehmer dabei, wie sie auf den Dächern von fahrenden Autos lagen.

Wirksamer als die Warnungen aus Industrie und Medizin dürften in der Zielgruppe die Videos von Youtubern sein, die das neue Internet-Phänomen in zahlreichen Videos thematisieren. Wie Football-Star Gronkowski haben die nämlich vor allem eine ungläubige Frage an ihre jungen Fans: „Was zur Hölle ist los mit euch?“