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Investition von 20 Millionen EuroNetcologne eröffnet erstes nachhaltiges Rechenzentrum in Köln

Lesezeit 4 Minuten

Netcologne hat am Donnerstag sein erstes klimaneutrales Rechenzentrum in Köln-Lövenich eröffnet.

Nach zehn Monaten Bauzeit hat Netcologne am Donnerstag sein neues Rechenzentrum in Lövenich in Betrieb genommen. Wie es dort aussieht und welche Daten darin lagern.

Ein Rechenzentrum ist wie die Schaltzentrale eines Unternehmens. Hier laufen sämtliche Daten und Informationen zu Geschäftsprozessen zusammen, werden auf Servern gespeichert, verwaltet und verarbeitet. Immer mehr Unternehmen entscheiden sich dazu, ihre Server nicht in eigenen Rechenzentren unterzubringen, sondern Serverschränke in einem Rechenzentrum zu mieten. In Köln haben sie hierzu nun eine neue Option: Nach zehnmonatiger Bauzeit hat Netcologne am Donnerstag sein neues Data Center in Lövenich eröffnet.

Tausend Kilometer Glasfaserkabel nur für das Rechenzentrum

Seit 2021 hatte das Unternehmen nach einem passenden Grundstück gesucht: Rechenzentren dürfen weder zu nah an einer Autobahn noch an einem großen Veranstaltungsort liegen, die Fläche muss vor Hochwasser geschützt sein. In Lövenich wurde Netcologne fündig und hat 20 Millionen Euro in das neue Rechenzentrum investiert. Um die Glasfaserkabel in den Boden zu bringen, die die Rechner mit den Unternehmen verbinden, wurden im Sommer 2023 rund 5500 Kubikmeter Erde aufgegraben - damit kann man zweimal ein olympisches Schwimmbecken füllen. Für die Anbindung und Datenübertragung innerhalb des Rechenzentrums wurden rund 1000 Kilometer Glasfaser verlegt.

Im November kam das erste Gebäude-Modul per Tieflader aus der Slowakei, insgesamt 32 Module hat Netcologne hier verbaut. Das Rechenzentrum ist ähnlich wie ein Fertighaus: Die einzelnen Teile werden nahezu fertig angeliefert, die Klimaanlagen sind bereits verbaut, die Lüftungskanäle und Serverschränke sind schon drin. Vor Ort muss nur noch verkabelt werden.

Erstes klimaneutrales Rechenzentrum in Köln

Das neue Data Center ist das vierte Rechenzentrum von Netcologne in Köln, aber das erste klimaneutrale. Das Gebäude ist aus wiederverwertbaren Materialien erstellt und besteht zur Hälfte aus recyceltem Material. Das Rechenzentrum wird mit 100 Prozent Ökostrom betrieben und produziert zusätzlich eigene Energie über eine Photovoltaikanlage. Eine begrünte Fassade und eine Insektenwiese sollen weitere CO2-Emissionen kompensieren. Die Abwärme des Gebäudes wird zu den umliegenden Häusern geleitet, die damit wiederum heizen können.

Die begrünte Fassade und Photovoltaikmodule sollen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Die begrünte Fassade und Photovoltaikmodule sollen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Jedes Jahr gibt es ein Drittel mehr Daten

„Rechenzentren sind das Gehirn unserer digitalen Gesellschaft. Wir wissen heute, dass das Datenvolumen, das über das Internet versendet wird, jedes Jahr um mehr als 30 Prozent wächst“, sagte der Netcologne-Geschäftsführer Timo von Lepel. Bis zum Jahr 2030 wird sich die Datenmenge Studien zufolge verfünffachen, vor allem Künstliche Intelligenz, vernetzte Geräte und Maschinen, Smart-City-Anwendungen und der Übertragungsstandard 5G erhöhen die übers Internet verschickte Datenmenge immer weiter.

Das neue Rechenzentrum sei nicht nur die Antwort auf diesen steigenden Bedarf an Rechenkapazitäten, sondern biete auch eine klimaneutrale Lösung. „Für uns ist diese neue Generation der Rechenzentren ein wichtiger Bestandteil der digitalen Daseinsvorsorge“, sagte von Lepel.

So sieht es im neuen Rechenzentrum aus

Auf circa 1000 Quadratmetern haben bis zu 380 Serverschränke Platz. Das komplette Grundstück hat 5000 Quadratmeter. „Wir könnten das gleiche Gebäude noch einmal direkt dahinter bauen“, sagte Netcologne-Chef von Lepel bei der Führung durch das Rechenzentrum. Der Rest des Grundstücks sind Zuwege, Versickerungsfläche für Regen und eine Insektenwiese. Ein Teil der Serverschränke hat Netcologne mit eigenen Servern belegt, 260 Schränke vermietet der Telekommunikationskonzern an andere Unternehmen. Wer genau hier seine Server stehen haben wird, ist noch nicht klar. „Wir sind noch mitten in der Vertriebsphase“, sagte von Lepel.

Dunkle Gänge, kühle Luft: Insgesamt gibt es 380 solcher Serverschränke im Rechenzentrum.

Dunkle Gänge, kühle Luft: Insgesamt gibt es 380 solcher Serverschränke im Rechenzentrum.

Rechenzentren stoßen mehrere Millionen Tonnen CO2 aus

Rechenzentren sind Energiefresser, gleichzeitig werden sie immer effizienter. Der Digitalverband Bitkom beziffert die Treibhausgasemissionen der Rechenzentren in Deutschland auf 7,8 Millionen CO2 im Jahr 2022. Rein rechnerisch könnte man für den gleichen CO2-Ausstoß 2,87 Millionen Mal von Frankfurt nach New York fliegen. Den größten Energiebedarf haben die Server. Experten gehen davon aus, dass Rechenzentren in Deutschland im Jahr 2035 etwa 30 Milliarden Kilowattstunden an Energie benötigen.

Deshalb hat die Bundesregierung im Energieeffizienzgesetz geregelt, welche Grenzwerte Rechenzentren einhalten müssen. Rechenzentren dürfen künftig nur noch 20 Prozent der Energie, die die Server verbrauchen, für Prozesse wie Kühlung und Klimatisierung aufwenden. Gemessen wird in der Einheit PUE: Das steht für „Power usage effectiveness“, und beschreibt, wie effizient ein Computer-Rechenzentrum Energie nutzt. Das neue Data Center von Netcologne liegt bei 1,15 PUE, verbraucht also nur 15 Prozent für das Gebäude.

Wie sicher sind die Daten?

Vor allem die kritische Infrastruktur wie Energieversorgung, Krankenhäuser und Verkehr muss besonders sicher geschützt sein. Deshalb hat der Gesetzgeber geregelt, dass solche Daten regional und vor Ort in Deutschland verarbeitet und gespeichert werden. Lokale Rechenzentren können hier einen wichtigen Beitrag für mehr digitale Datensouveränität leisten.

Alle wichtigen Komponenten sind redundant ausgelegt, so dass bei einer Störung, zum Beispiel der Unterbrechung eines Datenkabels, der Datenaustausch weiterhin gewährleistet bleibt. Eine mehrstufige Zugriffs- und Zugangskontrolle, flächendeckende Videoüberwachung, ein Wachdienst und eine Einbruchmeldeanlage verhindern den unbefugten Zugriff und Zugang zum Rechenzentrum.