Kaffee ist im Einkauf so teuer wie seit fast 50 Jahren nicht mehr. Die Preise im Supermarkt steigen – und auch die Kölner Röstereien ziehen mit.
Kaffee im Einkauf immer teurerSo reagieren die Kölner Kaffeeröster auf die Rekordpreise
Erst die Schokolade, jetzt der Kaffee: Nachdem die Einkaufspreise für Rohkakao enorm in die Höhe geschossen sind, jagt auch der Kaffeepreis neue Rekorde. Ein US-Pfund (454 Gramm) Kaffee kostet aktuell an der Rohstoffbörse umgerechnet 3,22 Euro, das sind über 80 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Kaffeehändler und -röster erleben herausfordernde Zeiten. Hauptgrund dafür sind Experten zufolge unter anderem schlechte Ernten im wichtigsten Erzeugerland Brasilien. Wer gerne Kaffee trinkt, muss dafür tiefer in die Tasche greifen – das Branchenschwergewicht Tchibo hatte zuletzt bereits angekündigt, dass der Kaffee der beliebten Marke teurer werden wird. Die Preisexplosion führt auch zu Spannungen zwischen Herstellern und Händlern: Berichten zufolge wollte Jacobs Douwe Egberts (JDE) seine Kaffeepreise erhöhen, die Supermarktkette Edeka ging da nicht mit. Die Konsequenz: Kaffee der Marken Jacobs, Senseo und Tassimo wird es bei Edeka vorerst nicht mehr geben.
So kommt der Kaffeepreis zustande
Im weltweiten Kaffeehandel gehören Preisschwankungen zum Alltag. Denn zahlreiche Faktoren beeinflussen den Preis: die Qualität der Rohkaffeesorten, Ertragszyklen und auch Lagerbestände in Anbau- und Importländern spielen eine Rolle. Hinzu kommen die saisonalen Schwankungen beim Kaffeeverbrauch. Die Erntezeiten in den Anbauländern, Handelspraktiken und nicht zuletzt Börsenspekulationen mit dem kostbaren Rohstoff wirken sich ebenso auf die Preise aus, zu denen Kaffee gehandelt wird. Vermehrt kommen klimatisch bedingte Ernteausfälle hinzu, durch Trockenheit oder durch Überschwemmungen.
Nach Angaben des Deutschen Kaffeeverbands spielen zudem Kosten für Rohöl, Transport und Versicherungen eine Rolle, ebenso Schwankungen beim US-Dollar; die Währung, in der der internationale Kaffee-Handel abgewickelt wird.
Kölner Kaffeemanufaktur erhöht Preise
Auch die kleinen Kölner Röstereien spüren den Preisdruck. Georg Hempsch, der die Kölner Kaffeemanufaktur betreibt, muss zum Februar erneut die Preise anpassen: „Schon vergangenes Jahr haben wir leicht erhöht, nun sind es knapp zehn Prozent mehr“, sagt er. Die Preiserhöhung decke die gestiegenen Kosten nicht komplett, viel bliebe für ihn und seine Familie dabei nicht hängen. „Weiter wollen wir aber nicht erhöhen.“ Der „Espresso Torino“, eine Mischung aus 55 Prozent Arabica- und 45 Prozent Robusta-Bohnen, kostet für 250 Gramm aktuell 8,90 Euro. Ab Februar wird es ein Euro mehr sein.
Abstriche machen könnte Hempsch theoretisch bei Personal und Qualität der Bohnen, doch das ist für ihn keine Option. „Bei von Hand geröstetem Kaffee muss man den Unterschied zu konventionellem Kaffee schmecken, sonst sind die Leute nicht bereit, so viel mehr dafür zu bezahlen“, sagt er. Dazu gehört auch, dass sein Kaffee in der hauseigenen Rösterei in Lindenthal vor den Augen der Kunden verarbeitet wird.
Heilandt hat schon im Herbst reagiert
Die Kaffee-Manufaktur Heilandt versucht schon länger, so unabhängig wie möglich vom Kaffee-Weltmarkt agieren zu können. Die Kölner treiben nur noch direkten Handel mit Kaffeeproduzenten, sind also eine der wenigen Röstereien in Deutschland, die alles, was sie verkauft, direkt bei den Herstellern einkauft oder selbst produziert. „Auch wenn wir uns nicht an der Rohkaffeebörse orientieren oder gar bedienen, sehen wir uns höheren Einkaufspreisen ausgesetzt. Insofern kamen wir nicht darum herum, vor drei Monaten die Preise zu erhöhen“, sagt Bernhard Eisheuer von Heilandt.
Je nach Kaffee sind die Preise zwischen zwei und 5,5 Prozent gestiegen. Der „Espresso 1“, eine Mischung aus 40 Prozent Bio-Robusta und 60 Prozent Arabica, kostet 8,90 Euro für 250 Gramm. Trotz Preiserhöhung kaufen die Kunden: „Eine gesunkene Nachfrage aufgrund höherer Preise spüren wir aufgrund dieser Entwicklung momentan nicht. Dennoch sind wir uns einer Preissensibilität des Marktes sehr bewusst“, sagt Eisheuer.
Kaffee aus kleinen Röstereien ist ein Lifestyle-Produkt
Während Kaffee der Kölner Röster eine Art Lifestyle-Produkt ist, das man sich gönnen wollen muss, herrscht in anderen Teilen des Marktes ein regelrechter Preiskampf. Zuletzt stand der Handelsriese Aldi Süd in der Kritik, weil der Discounter den Kaffee seiner Eigenmarke „Barissimo“ unter Einstandspreis anbietet. Darin enthalten sind auch alle Nebenkosten wie Verpackung, Versicherung und Fracht sowie die Kaffeesteuer, die für Röstkaffee 2,19 Euro je Kilogramm beträgt.
Tchibo hatte dagegen geklagt, mit der Begründung, Aldi verstoße gegen das Gesetz. Die Hamburger argumentierten, dass Aldi Süd den Kaffee günstiger verkaufe als einkaufe – per Gesetz ist das nicht erlaubt. Das Landgericht Düsseldorf wies die Klage allerdings ab, denn Aldi Süd agiert beim Kaffee nicht als klassischer Händler. Aldi produziert seinen Kaffee nämlich selbst, weshalb es in diesem Fall gar keinen Einstandspreis gibt, sondern nur Herstellungskosten. Wenn Aldi seine Kaffeebohnen für einen Bruchteil des Marktpreises anbieten will, kann der Discounter das tun.
Eckpreisartikel wie Kaffee locken Kunden in den Laden
Händler im Lebensmitteleinzelhandel arbeiten mit Mischkalkulationen. Bei einigen Artikeln sind die Margen höher, andere sind gering kalkuliert. Dies dient dem Zweck, mehr Kunden in die Märkte zu locken und die Verkaufsmenge zu erhöhen. Sogenannte Eckpreisartikel wie Kaffee, Milch oder Butter haben eine besondere Zugkraft, weil Kunden bei ihnen besonders auf die Preise achten.
Bernhard Eisheuer von der Heilandt Kaffeerösterei hat dazu eine eigene Meinung: „Gelebte Nachhaltigkeit, sowohl hinsichtlich Kaffeequalität als auch fairer Entlohnung der Farmerinnen und Farmer führt unweigerlich zu höheren Einkaufs- und damit auch Verkaufspreisen. Wer billigen Kaffee kauft, muss sich im Klaren darüber sein, dass es auf dem Rücken derjenigen ausgetragen wird, denen wir in den Herkunftsländern den wunderbaren Kaffee zu verdanken haben.“