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Der verschollene MilliardärKölner Ex-Tengelmann-Chef Haub verschwand auf Ski-Tour

Lesezeit 3 Minuten
Karl Erivan Haub

Kehrte vor drei Jahren von einem Skiausflug nicht mehr zurück: Karl-Erivan Haub

Köln – Er war Lenker einer der reichsten deutschen Wirtschaftsdynastien. Karl Erivan Haub, 58, Chef des Tengelmann-Konzerns, verschwand im April 2018 bei einer Bergskiwandertour in den Schweizer Alpen. Bis heute bleibt er verschollen. Vieles spricht dafür, dass er nicht mehr lebt. Aber ganz gewiss ist das nicht. Und an der Ungewissheit entzündete sich ein Streit zwischen den Zweigen des milliardenschweren Familienunternehmens. Ein Zwist, der sich vor allem ums Geld und die Macht dreht. Das könnte sich nun ändern: KEH, wie er intern genannt wurde, soll offiziell für tot erklärt werden.

Das Kölner Amtsgericht hat auf Antrag seiner Frau Katrin Haub und dem Bruder des Verschollenen Christian Haub am 16. März ein sogenanntes Aufgebot erlassen. Per öffentlicher Anzeige und einem Aushang im Gerichtskasten wurde eine entsprechende Bekanntmachung publik gemacht. Sollten bis zum 12. Mai keine Hinweise auf den Verbleib des Familienoberhaupts eingehen, wird das Gericht entscheiden, ob der Tag des Verschwindens als Todestag festgelegt wird. In dem Fall stellt sich die Frage der Erbschaftssteuer für die Witwe und die beiden Kinder. Von 450 Millionen Euro ist die Rede, die Haubs Erben aufbringen müssten. Der Familienstamm des Karl-Erivan Haub hält 34,4 Prozent der Konzernanteile. Bruder Christian, der die Nachfolge in der Unternehmensgruppe angetreten ist, verfügt über die gleiche Anzahl. Der jüngere Haub-Spross Georg besitzt 31,3 Prozent.

Zwist über die Anteile

Nicht zuletzt die Frage, wer die hohen Erbschaftsabgaben zahlen sollte, verhinderte lange Zeit, den Ex-Tengelmann-Chef für tot erklären zu lassen. Damit ging der Zwist um die Übernahme der Anteile der Familie von Karl-Erivan Haub durch den Konzern einher. Im Oktober stand noch das Angebot von 1,1 Milliarden Euro im Raum. Katrin Haub und ihre Familie lehnten die Offerte als zu geringfügig ab.

Darauf folgte eine verbale Schlammschlacht. Katrin Haub kritisierte ihren Schwager, der bereits 2020 ohne ihre Zustimmung den Prozess der gerichtlichen Todeserklärung in Gang gesetzt hatte. „Es ist sehr befremdlich, dass sich jemand Drittes anmaßt, eine solche Entscheidung für unsere Familie treffen zu wollen.“

In einem Interview mit der WAZ konterte Firmenchef Christian Haub: Demnach habe seine Schwägerin mehrfach bekräftigt, ihren Mann auf keinen Fall für tot erklären zu lassen, „um in der Auseinandersetzung mit mir und meinem Bruder Georg das Druckmittel zu behalten, die Gesellschaftsrechte ihres Mannes exzessiv ausüben zu können.“

Anwälte handeln milliardenschwere Abfindung aus

Nun die Kehrtwende: Katrin Haub trat dem Antrag des Schwagers auf Todeserklärung ihres Mannes bei. Die Anwälte beider Seiten handeln nun die milliardenschwere Abfindung der Hinterbliebenen aus. Den vorläufigen Friedensschluss dokumentiert ein Statement, das die Anwälte auf Anfrage mitteilten: „Auch wenn die endgültige Entscheidung noch aussteht, hat das Amtsgericht damit schon im Vorfeld allen Spekulationen der letzten Monate eine klare Absage erteilt. Die Familie kann damit endlich ihren dauerhaften Frieden finden, an dem wir zwischen den beiden von uns vertretenen Stämmen mit Hochdruck arbeiten.“

Karl-Erivan Haub war ein Kaufmann durch und durch. Den Lebenswandel seines Bruders Georg soll er mit Sorge verfolgt haben. Haub befürchtete offenbar Nachteile für die Unternehmensgruppe, als Georg sich scheiden ließ. Haub ließ seinen Bruder und dessen neue Frau bespitzeln, die Nachforschungen führten in kriminelle Kreise nach Russland. Doch dann stellte sich heraus, dass die Erkenntnisse der Detektive nicht der Wahrheit entsprachen. Ein Umstand, der Bruder Christian Haub noch heute umtreibt. Damals, sagt er, „schwand mein Vertrauen in Karl-Erivan“.