Nach Dirkes-InsolvenzWarum eine Kölner Familie ihr Leben jetzt neu organisieren muss
- Die Kölner Autohausgruppe Dirkes ist insolvent. Viele Kunden haben dadurch fünfstellige Geldbeträge verloren.
- Drei Betroffene erzählen, was die Insolvenz für sie bedeutet und wie sie ihr Leben nun – ohne das gekaufte Auto – meistern.
- Die Kölnerin Betty Bruecher und ihr Mann haben sich hoch verschuldet, auch Dominika Zielonka aus Frechen hat ihre gesamten Rücklagen verloren.
Köln – Rund 150 Kunden haben durch die Insolvenz der Autohausgruppe Dirkes hohe Geldbeträge verloren. Die Geschichten einiger Betroffener.
Betty Bruecher, 40, Köln
Betty Bruecher und ihre Familie werden sich in den kommenden Jahren kein neues Auto leisten können. Stattdessen muss ihr Mann fortan mit der Bahn von Humboldt-Gremberg nach Frechen pendeln. Wenn eines ihrer drei Kinder (drei, sechs und acht Jahre) Freunde in Troisdorf besuchen möchte, wird Bruecher sich mit ihnen in die Bahn setzen. Eine Strecke gemeinsam hin, eine alleine zurück. Dann das gleiche noch einmal zum Abholen. So schildert Bruecher die Folgen, die die Dirkes-Insolvenz für ihre Familie hat.
Bruecher und ihr Mann hatten einen Kredit aufgenommen, um sich beim Autohaus Dirkes für 20 000 Euro einen Mitsubishi Outlander zu kaufen. Der alte Familienwagen war mehr als zwanzig Jahre alt, am Ende blieb er einfach auf der Straße stehen. „Wir hatten vorher noch nie in einem Autohaus gekauft. Wir wussten nicht, was uns erwartet“, sagt Bruecher. Sie überwies das Geld wie gefordert. Das Autohaus stellte ihnen einen Leihwagen, der die Zeit überbrücken sollte, bis die Papiere eintrafen.
„Danach hörten wir nie wieder etwas – bis uns Bekannte erzählten, dass das Autohaus insolvent sei.“ Zu Beginn habe man sie immer wieder vertröstet: Es werde sich um eine Sanierung in Eigenverwaltung handeln, alles kein Problem. Ihr Fall werde bald bearbeitet. Dann wurde das Regelinsolvenzverfahren eröffnet – und das Geld scheint verloren. „Wir fühlen uns hilflos gegen so eine große Firma und diese rechtlichen Vorgänge“, sagt Bruecher. „Aber wir hoffen weiter – im Moment befinden wir uns nur völlig in der Schwebe.“
Heinz Rütten, 64, Euskirchen
„Geld und Auto sind weg. Das ist mir klar.“ Heinz Rütten aus Euskirchen hat gegen das Autohaus Dirkes Strafanzeige wegen Betrugs gestellt und sich einen Anwalt genommen. Und das, obwohl der 64-Jährige keine Hoffnung hat, dass er den Mitsubishi ASX, den er vor dreieinhalb Monaten gekauft hat, jemals fahren wird. „Eigentlich müsste man mithilfe der Fahrgestellnummer mal nachprüfen, wem das Auto jetzt gehört“, überlegt er. Rütten ist sicher, dass Dirkes das Auto mittlerweile an jemand anderen verkauft hat. Mehr als 15 000 Euro hat der SUV inklusive Anmeldegebühr und Anhängerkupplung gekostet. Rütten sagt, er werde ein Jahr brauchen, um den finanziellen Verlust wieder auszugleichen. Aber es gehe ihm nicht um Geld – sondern um Gerechtigkeit. „Ich will nicht das Rädchen im Getriebe sein. Ich will eher das Rädchen sein, dass das Getriebe blockiert.“
Dominika Zielonka, 31, Frechen
Genau an dem Tag, an dem sie ihr altes Auto verkaufte, erfuhr Dominika Zielonka von der Insolvenz. „Die Mitarbeiterin hat mich gleich ins Büro des Niederlassungsleiters geschickt, als ich kam“, erinnert sich die 31-Jährige aus Frechen an die Begegnung in der ersten Juniwoche. „Dort wurde ich dann vertröstet, dass Dirkes zurzeit nicht liquide ist und ich noch länger auf mein neues Auto warten muss.“ Diesem finalen Geständnis gingen Wochen des Hin-und-her-Telefonierens voraus. Schon im April hatte Zielonka den Vertrag für einen neuen Nissan Micra unterschrieben, den Kaufpreis von 12 700 Euro überwies sie einige Wochen später. Man warte noch auf den Fahrzeugbrief, sagten Dirkes-Mitarbeiter Zielonka am Telefon.
Diese wurde immer misstrauischer – und fuhr irgendwann noch einmal persönlich im Autohaus vorbei. Da erfuhr sie dann endlich, was hinter der Verzögerung steckte. „Ich habe lange auf den Neuwagen gespart, weil ich mit meinem alten oft Probleme hatte“, sagt Zielonka, die in der Kfz-Zulassungsstelle in Hürth arbeitet. „Nun hab ich weder das eine noch das andere Auto – und keinen finanziellen Puffer mehr.“
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Sie setzt ihre Hoffnung nun in den Hersteller Nissan, der womöglich einen Imageschaden fürchtet und den betrogenen Kunden hilft. Es habe sich schon jemand von Nissan bei ihr gemeldet, sagt sie. Jetzt müsse man – schon wieder – abwarten.