AboAbonnieren

Fachkräfte digital weiterbildenKölner Beratung Kienbaum übernimmt Berliner Wirtschaftshochschule

Lesezeit 3 Minuten
Der Berliner Campus der Wirtschaftshochschule Digital Business University of Applied Sciences.

Der Berliner Campus der Wirtschaftshochschule Digital Business University of Applied Sciences.

Die Kölner wollen mit der DBU nicht nur ihr Portfolio ausbauen. Die Übernahme soll auch eine Antwort auf den Fachkräftemangel bieten.

Das Kölner Beratungsunternehmen Kienbaum übernimmt die Berliner Wirtschaftshochschule „Digital Business University of Applied Sciences“ (DBU). Das teilte Kienbaum dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit.

Die DBU sei die ideale Ergänzung zur aktuellen Aufstellung des Unternehmens, sagt CEO Fabian Kienbaum: „Mit Blick auf unser Portfolio als Personal- und Managementberatung ist die DBU eine sehr sinnvolle Ergänzung. Genau dieses Puzzleteil fehlte uns noch.“ Kienbaum ist eine der größten Personalberatungsfirmen Deutschlands und in der dritten Generation familiengeführt.

Kienbaum: Kölner Beratungsunternehmen übernimmt Berliner DBU

Die DBU bildet 350 Studierende berufsbegleitend für die digitale Arbeitswelt in Studiengängen wie Cyber- und IT-Sicherheit, Datenmanagement und Digitales Marketing aus. Seit 2019 ist sie eine staatlich anerkannte Privathochschule und verleiht klassische Bachelor- und Masterabschlüsse.

Kienbaum betont die Chancen in der Fortbildung von bereits angestellten Kräften: „Wir haben in unserem Portfolio schon Teams, die sich sehr erfolgreich mit Leadership-Themen auseinandersetzen. Gleichzeitig würde ich sagen, dass der Bildungsaspekt in dieser Tiefe nicht unser Zuhause war. Genau hier setzt das Angebot der DBU an.“ Mit den DBU-Angeboten könne Kienbaum seinen Klienten bei Fragestellungen zur Transformation und Zukunftsfähigkeit zukünftig umfassender begleiten.

Fabian Kienbaum (l.) und DBU-Gründer Achim Hecker eröffnen neue Chancen für digitale Berufe.

Fabian Kienbaum (l.) und DBU-Gründer Achim Hecker eröffnen neue Chancen für digitale Berufe.

Für Unternehmen und deren Mitarbeitenden verbindet die DBU in Weiterbildungsangeboten ihre wissenschaftliche Expertise mit praxisnahen Formaten. So zählt die Hochschule derzeit mehr als 10.000 Kunden, teilte Mitgründer und Geschäftsführer der Achim Hecker mit. Für die Studierenden werde sich durch die Übernahme nichts ändern, versprach Hecker.

Skalierbare digitale Lernformate

Hecker setzt bei der Talententwicklung auf digitale Formate: „Wir haben gut skalierbare Formate entwickelt, die nicht nur einer elitären Führungsspitze vorbehalten sind. Wir versuchen diese Angebote zu demokratisieren, vom Pförtner bis zum CEO.“ Zudem sei für ein mittelständisches Unternehmen zu aufwendig, die Belegschaft in Eins-zu-Eins-Coachings fortzubilden, sagt Hecker.

Der Sprung vom Buchhalter zum Data Scientist ist nicht groß.
Achim Hecker, DBU-Geschäftsführer

Kienbaum möchte mit der Übernahme auch einen gesellschaftlichen Beitrag leisten und eine Antwort zum Fachkräftemangel bieten: „Wie gehen wir mit den Mitarbeitenden, die wir schon in den eigenen Reihen haben, um, und wie können wir sie sinnvoll weiterqualifizieren? Diese Frage gewinnt in der Arbeitswelt massiv an Bedeutung.“

DBU Berlin: Firmen können sich nicht mehr auf klassischen Arbeitsmarkt verlassen

Viele Arbeitgeber würden sich nicht mehr auf den klassischen Arbeitsmarkt verlassen können, um passende Fachkräfte zu finden, berichtet Hecker: „Das klassische Recruiting funktioniert immer weniger.“ Daher heißt das Motto der Partnerschaft: Mitarbeiterentwicklung und -retention sind das neue Recruiting.

Was das Lern-Ökosystem der DBU für Fabian Kienbaum auszeichne, seien berufsbegleitende Weiterbildungen wie sogenannte CAS-Abschlüsse. Ein solches „Certificate of Advanced Studies“ erhalten Kursabsolventen bereits nach sechs Monaten. Der Abschluss liegt unterhalb eines akademischen Grades und ist europaweit anerkannt.

DBU möchte Brücke zwischen Berufsfeldern bauen

Das sei ein „sehr wertvolles und risikominimierendes Instrument“, findet Hecker. Anstatt Angestellte zu entlassen, weil ihr Job automatisiert wurde, sei es sinnvoller, sie fortzubilden und in einem anderen Bereich einzustellen. „Diese Brücke von einem Berufsfeld ins andere bauen wir durch solche Kurzstudiengänge. Der Sprung vom Buchhalter zum Datenwissenschaftler ist nicht groß“, so Hecker.

Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. Nach einem Umsatzeinbruch ab 2017 kam Kienbaum zuletzt in ruhigere Fahrwasser. Laut Bundesanzeiger verzeichnete das Unternehmen mit 488 Mitarbeitern einen Umsatz von 65,6 Millionen Euro im Jahr 2021. Kienbaum ist eine der wenigen erfolgreichen familiengeführten Beratungsfirmen in Deutschland.

Gerhard Kienbaum gründete kurz nach dem Zweiten Weltkrieg das Unternehmen und war von 1962 bis 1966 NRW-Wirtschaftsminister. Die Kienbaum-Zentrale zog 2016 von Gummersbach nach Köln. Fabian Kienbaum, der einst für den VfL Gummersbach in der Bundesliga Handball spielte, rückte 2018 an die Spitze des Unternehmens. Vor zwei Jahren holte er sich als Co-Chefin Bibi Hahn zur Seite, die zuvor Deutschlandchefin von Korn Ferry gewesen war.