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Trotz des KriegsWeniger Arbeitslose in Köln und NRW – Qualifizierte Arbeitskräfte werden knapp

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Die Zentrale der Agentur für Arbeit in Nürnberg

Die Arbeitslosigkeit in NRW und Köln sinkt. Dennoch hat der Krieg gegen die Ukraine Spuren am Markt hinterlassen.

Zum Jahresende ist die Zahl der Arbeitslosen in Köln auf den niedrigsten Stand des Jahres 2022 gesunken. Sie lag bei 50.745 Personen und damit 1,1 Prozent niedriger als im Vormonat und 2,3 Prozent niedriger als im Dezember 2021. Die Arbeitslosenquote betrug 8,4 Prozent.

„Sinkende Arbeitslosigkeit und steigende Beschäftigung lassen den Arbeitsmarkt in Köln zum Jahresende positiv ausklingen“, so Johannes Klapper, Geschäftsführer der Kölner Agentur für Arbeit. „Auch die Nachfrage ist mit über 7000 offenen Arbeitsstellen stabil.“ Laut der Behörde liegt die Zahl der Beschäftigten derzeit bei etwa 606.600.

Arbeitslosigkeit sinkt auch in NRW

Auch auf NRW-Ebene sank die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum November leicht. „Die wichtigste Botschaft zum Jahreswechsel ist, dass sich der Arbeitsmarkt trotz der konjunkturellen Herausforderungen für die Wirtschaft – also etwa die steigenden Energiekosten oder die wachsende Inflation – stabil gezeigt hat“, sagt Bianca Cristal, Geschäftsführerin Arbeitsmarktmanagement der Regionaldirektion NRW. Diese Stabilität beruhe darauf, „dass die Unternehmen trotz einer angespannten wirtschaftlichen Situation alles dafür tun, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten“.

Der Arbeitsmarkt sei 2022 stark vom russischen Überfall auf die Ukraine geprägt gewesen, so Cristal. „Noch bis Anfang März konnten wir eine kräftige Erholung von den Folgen der beiden Covid-Jahre beobachten. Doch durch den Krieg hat diese Erholung einen Dämpfer bekommen.“ Umso erfreulicher sei es, dass die „schlimmen Szenarien für den Arbeitsmarkt“, die anfangs greifbar schienen, nicht eingetreten seien.

Krieg gegen die Ukraine hinterlässt Spuren

Dennoch hinterließ der Krieg im Jahresverlauf Spuren: Auf NRW-Ebene lag die Zahl der Arbeitslosen in den Wintermonaten Oktober bis Dezember höher als in den entsprechenden Vorjahresmonaten. Im Dezember übertraf er den Wert von 2021 beispielsweise um 3,6 Prozent. In die Statistik fielen auch 40.000 Ukrainerinnen und Ukrainer, die vor dem Krieg nach NRW flohen. Cristal betont jedoch, dass Geflüchtete versuchten, schnell auf eigenen Beinen zu stehen: „Im Oktober hatten schon rund 15.000 Ukrainerinnen und Ukrainer eine Arbeit gefunden.“

Bundesweit ist die Zahl der Arbeitslosen vergangenes Jahr insgesamt spürbar um 195.000 Personen gesunken. Durchschnittlich 2,418 Millionen Menschen suchten damit im Jahresschnitt einen Job. Im Dezember stieg die Arbeitslosigkeit jedoch leicht. Das ist für diese Jahreszeit üblich, weil viele befristete Verträge auslaufen und Unternehmen traditionell weniger Beschäftigte einstellen.

Qualifzierte Arbeitskräfte werden gesucht

Derweil bleibt die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften weiter hoch – sowohl in Köln als auch in NRW. „Köln braucht in nahezu allen Bereichen Arbeitskräfte, überwiegend auf Fachkräfte-Niveau“, sagt Johannes Klapper. Von den in rund 7000 freien Stellen, die im Dezember in Köln gemeldet waren, kamen lediglich 20 Prozent für Ungelernte infrage. Bei über 3500 Stellen war eine Berufsausbildung gefordert, bei 2000 ein abgeschlossenes Studium. Es sei erfreulich, dass im Dezember mehr Menschen eine berufliche Weiterbildung begonnen hätten, so Klapper.

Auch Cristal betont, die Engpässe bei qualifizierten Arbeitskräften nähmen zu. „Hier kommen mehrere Faktoren zusammen. Zum einen werden durch die Digitalisierung und Automatisierung in der Arbeitswelt die Tätigkeiten immer anspruchsvoller und steigern damit die Anforderungen an die Qualifikationen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.“

Ein Faktor sei, dass die Zahl der Beschäftigten in NRW aufgrund des wirtschaftlichen Erfolgs der hiesigen Unternehmen um 1,1 Millionen zugenommen habe. „Die Bevölkerung unseres Bundeslandes ist im selben Zeitraum nur um 380.000 Personen gewachsen. Allein das führt schon dazu, dass qualifizierte Arbeitskräfte am Markt immer knapper werden.“ Gleichzeitig wechselten aber auch immer mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den Ruhestand.