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Kölner BranchenführerStröer prüft Verkauf seiner Außenwerbe-Sparte

Lesezeit 3 Minuten
Wolodymyr Selenskyj auf der T-Online Seite Traffic City Light Poster der Firma STROEER am Hauptbahnhof in Muenchen am 15.06.2022

Offenbar bieten Finanzinvestoren vier Milliarden Euro für das Kerngeschäft des deutschen Platzhirsches. (Archivbild)

Investoren bieten dem Konzern offenbar vier Milliarden Euro für dessen Außenwerbesparte. Beginnt jetzt der Ausverkauf in Köln?

Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Dieses Sprichwort dürften auch die Ströer-Eigentümer Udo Müller und Dirk Ströer im Hinterkopf haben: Offenbar bieten Finanzinvestoren vier Milliarden Euro für das Kerngeschäft des deutschen Platzhirsches. Ströer bestätigt die Gespräche und teilt mit, dass Private-Equity-Investoren am sogenannten Out-of-Home-Geschäft, also den Werbetafeln, sowie den digitalen Medien von Ströer interessiert seien.

Immer neue Umsatzrekorde bei Außenwerbung

Ströer hat in den vergangenen Jahren immer wieder Rekordzahlen vermeldet. Allein im Geschäftsjahr 2023 hat der Werbespezialist knapp zwei Milliarden Euro umgesetzt, so viel wie noch nie. Umsatztreiber war vor allem die Außenwerbung mit einem Umsatzplus von acht Prozent, während der Gesamtwerbemarkt laut Ströer mit 0,3 Prozent so gut wie gar nicht wuchs. Der Hoffnungsträger digitale Außenwerbung (DOOH) verbuchte sogar ein Plus von 28 Prozent. Unter digitaler Außenwerbung kategorisiert Ströer zum Beispiel Werbung auf großen Bildschirmen an Knotenpunkten wie Bahnhöfen.

Auch in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2024 legte die Werbesparte noch einmal kräftig zu: Der Konzern setzte mit Außenwerbung 237 Millionen Euro um (plus zehn Prozent), die Digitalsparte wuchs sogar um ein Viertel. Zudem hat Ströer den Aachener Wettbewerber RBL Media gekauft, der unter anderem Werbeflächen in Essen, Dortmund und Münster bespielt.

An der Börse lief es nicht so recht – bis jetzt

Der einzige Wermutstropfen: Die Börse wollte den Erfolg Ströers nicht so recht widerspiegeln. Seit 2010 ist das Unternehmen im M-Dax gelistet, trotz überzeugender Geschäftszahlen ging es an der Börse nicht wirklich nach oben. Im Dezember 2020 kostete eine Aktie 81 Euro, seitdem geht es bergab. Zwei Jahre später hatte sich der Wert mehr als halbiert, und auch 2024 schwankte der Kurs zwischen 44 und 67 Euro. Als vergangenen Freitag Verkaufsgerüchte die Runde machten, sprang der Kurs um knapp ein Fünftel nach oben. Statt 2,6 Milliarden Euro war Ströer plötzlich 3,1 Milliarden Euro wert.

Warum die Eigentümer genau jetzt einen Verkauf erwägen, sei dem Zeitpunkt geschuldet: Dem Vernehmen nach sei es aktuell lukrativ, das Geschäft zu veräußern. Die Finanzinvestoren bieten offenbar vier Milliarden Euro für das Kerngeschäft – und damit deutlich mehr, als die Firma insgesamt wert ist.

Von Ströer heißt es, man befinde sich „in ergebnisoffenen Gesprächen“. Es gebe bislang keine Vereinbarung über die Bedingungen und Konditionen einer möglichen Transaktion, einschließlich des möglichen Kaufpreises. Selbst wenn sich beide Seiten einig würden, müsste immer noch die Hauptversammlung von Ströer zustimmen.

Udo Müller würde weiterhin die Geschäfte führen

Sollten die aktuellen Gespräche zu einer Transaktion führen, würde Udo Müller an dem Geschäftsbereich unverändert beteiligt bleiben und ihn unverändert führen, heißt es von Ströer.

Seit 1964 betrieb der Gründer Heinz W. Ströer (1938–2004) in Köln das Unternehmen. Gemeinsam mit Müller (62) gründete er 1990 die Firma Ströer City Marketing, an der Ströer und Müller jeweils 50 Prozent der Anteile hielten. Dieses Unternehmen wurde 2002 in die Ströer Out-of-Home Media AG umgewandelt. Inzwischen führt Müller die Geschäfte mit Ströers Sohn Dirk. Die beiden halten zusammen rund 43 Prozent der Anteile am Unternehmen.

Was bleibt nach einem möglichen Verkauf übrig vom Unternehmen? Ströer ist ein Außenwerbespezialist – wenn die OOH-Sparte nicht mehr dazugehört, fehlt dem Unternehmen die DNA. Was bliebe, wäre die Digitale-Medien-Sparte, also neben der Nachrichtenseite „T-Online“ auch die sogenannten Special-Interest-Portale wie kino.de und Giga. Hinzu kommt das Geschäftssegment „Data as a Service“ und E-Commerce mit der Statistik-Plattform Statista sowie die Kosmetikmarke Asam-Beauty. Für Asam-Beauty sucht Ströer einen Käufer, bislang erfolglos. Auch ein Verkauf von Statista steht immer wieder in der Diskussion. Anfang März legt der Konzern seine Jahresbilanz 2024 vor – und wird dann Rede und Antwort stehen müssen.