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Kölnerinnen mit MissionBei diesem Online-Shop gibt es nur Produkte von Frauen

Lesezeit 3 Minuten
Femade

Die Kölnerin Dagmar Frangenberg produziert seit drei Jahren Gin.

  1. Ein Netzwerk rund um die Kölner Künstlermanagerin Claudia Rinne hat ein Unternehmen gegründet, um Produzentinnen eine Plattform zu geben.
  2. Sie müsse sich drei Mal mehr beweisen als Männer, sagt eine der Produzentinnen: „Aber wenn du weißt, wovon du sprichst, wirst du auch ernst genommen“.
  3. Rinne und ihre Mitstreiterinnen haben große Pläne, die deutlich über einen Online-Shop hinausgehen. Wir erklären, welche das sind.

Köln – „Wenn ich mit Einkäufern spreche, hören sie mir zu, solange ich ihnen erzähle, wie toll unser Gin ist“, sagt Dagmar Frangenberg: „Sobald sie aber über Zahlen sprechen wollen, wandert ihr Blick automatisch zu meinem Mann.“ Die Kölnerin produziert in einem kleinen Betrieb im Westen der Stadt seit drei Jahren Gin.

Dagmar Frangenbergs Mann mischt bei dem Geschäft mit, doch sie ist die Chefin. Und trotzdem sagt sie über die von Männern dominierte Branche: „Ich muss mich drei Mal mehr beweisen. Aber wenn du weißt, wovon du sprichst, wirst du auch ernst genommen“.

Den Erfolgsbeweis hat Frangenberg schon erbracht, verkauft ihren Gin über 120 Händler, die meisten sind Feinkostläden, zudem hat sie einen eigenen Online-Shop. Nun hat sich ihr ein weiterer Verkaufskanal erschlossen, der sich stark von anderen unterscheidet: Bei Femade.de gibt es ausschließlich Produkte von Frauen zu kaufen.

Prominente Unterstützung

Hinter dem Projekt stecken die Kölner Künstlermanagerin Claudia Rinne und ein Netzwerk befreundeter Unternehmerinnen und Unternehmer. „Es gibt so viele Frauen, die tolle, hochwertige Sachen produzieren“, sagt Geschäftsführerin Rinne im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, „und wir wollen sie auf einer Plattform zusammenbringen“. Dabei hat Rinne prominente Unterstützung: Bei der Vorstellung des neuen Online-Shops trommelt auch das niederländische Model Lilly Becker kräftig für Femade.

Femade 3

Geschäftsführerin Claudia Rinne (3. v. l.) mit Produzentinnen und Lilly Becker, die das Unternehmen unterstützt

Doch Femade ist mehr als eine Plattform, die bloß für Sichtbarkeit sorgt und die Produzentinnen mit der Abwicklung der Verkäufe dann alleine lässt. Femade sei selbst Kundin, sagt Rinne, und kaufe den Unternehmerinnen ihre Ware ab, um sie weiter zu vertreiben. „Wir glauben an die Produzentinnen und ihre Produkte“, sagt die Geschäftsführerin. Beim Termin in Köln hat sie dafür zahlreiche Beispiele mitgebracht: Marina Herter etwa, die Obst bei 42 Grad so lange dörrt, bis daraus geschmackvolle Snacks entstehen, die sie unter der Marke Häppysnäx vertreibt. Oder Aurelia Hamm, die im Rheingau in vierter Generation Wein produziert und sagt: „Es ist unüblich, dass ein Betrieb wie unserer komplett in Frauenhand ist“.

Mehr als ein Shop geplant

Die Pläne reichen zudem weit über einen Shop hinaus: Auf femade.de werden die Geschichten der Produzentinnen erzählt, Rinne plant Wohltätigkeitsveranstaltungen für Produzentinnen in Entwicklungsländern, künftig sollen die Frauen eine Gemeinschaft bilden und sich gegenseitig bei unternehmerischen Herausforderungen helfen.

Diesen Aspekt schätzt auch die Kölner Unternehmerin Britta Löer, die mit Chilis aus Südamerika scharfe Soßen namens María La Salsa herstellt, die sie ebenfalls auf Femade verkauft: „Der Shop ist für uns auch eine Möglichkeit, uns untereinander auszutauschen. Sich gegenseitig zu unterstützen, ist für Start-ups, wie wir sie gegründet haben, total wichtig.“

Aktuell seien Waren von 35 Produzentinnen auf Femade erhältlich, sagt Rinne, mehr als 100 weitere spannende Frauen hätten sie und ihr Team schon identifiziert. Dabei begrenzen sie sich nicht auf Deutschland oder gar NRW: „Wir haben auch spanische, italienische, holländische oder französische Produzentinnen an Bord“, sagt Rinne. Derzeit liege der Fokus auf Essen und Trinken, gerade würden aber auch die Bereiche Kosmetik und Accessoires aufgebaut.

„Innovation und Frauenpower“

Dabei werden sie auch von einer Produzentin selbst beraten: Sarah Vonhoegen ist Juristin, war Unternehmensberaterin und entschied sich dann, Fühlich zu gründen, eine Marke für Naturkosmetik. Auf der einen Seite verhandelt sie gerade mit großen Kosmetikketten, damit diese ihre Waren ins Regal nehmen, auf der anderen Seiten hilft sie dabei, diesen Geschäftsbereich auch bei Femade aufzubauen.

„Hinter den Produkten steckt Innovation und Frauenpower“, sagt Vonhoegen. Rinne ergänzt, dass es egal sei, ob die Firmen der Gründerinnen groß oder klein seien, was zähle seien deren hochwertige, durchdachte Produkte. „Und gemeinsam sind wir stärker“, sagt Rinne. Für ihre Wachstumspläne suchen Rinne und ihre Mitstreiterinnen nun nach Investoren.