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Kommentar

Management-Wechsel
Ford Köln wird zum Vasall

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Die Ford-Werke in Köln-Niehl (vorne) und auf der anderen Seite des Rhein das Bayer-Werk in Leverkusen. Aufnahme vom 28.03.2007.

Die Ford-Werke in Köln-Niehl (vorne) und auf der anderen Seite des Rheins das Bayer-Werk in Leverkusen. Aufnahme aus 2007. Die Industrie steckt in der Krise.

Ford entmachtet das deutsche Management. Damit geht das Know-how für den europäischen Automarkt verloren.

Ford gehört zu Köln wie Dom, Karneval und Rhein. Die Verbundenheit der Mitarbeiter mit der Stadt und umgekehrt ist legendär. Wenn eine Kölner Oberbürgermeisterin androht, künftig Toyota statt Ford fahren zu wollen, kommt ein Sturm der Entrüstung aus Belegschaft und Stadtgesellschaft.

Im Rosenmontagszug sind Transits Pflicht, ein goldener Fiesta vom Künstler HA Schult ziert den Turm des Stadtmuseums und selbstverständlich fährt der Präsident der Kölner Arbeitgeberverbände ein Auto mit der Pflaume im Grill. Ford ist Köln. Ford ist Kölns größter Arbeitgeber, OB Konrad Adenauer überzeugte Henry Ford daselbst vor fast 100 Jahren, seine Fabrik am Rhein zu bauen.

Keinen Ford-Deutschland-Chef mehr, keinen Stellvertreter

Dieser Liebesbeziehung versetzt die Entscheidung des US-Konzerns zum Kölner Management einen Schlag ins Gesicht. Neun Geschäftsführer hatte Ford Köln einst, dann wurden es vier, jetzt bleiben noch zwei. Alle anderen berichten an die Entscheider in Detroit. Sogar einen Ford-Deutschland-Chef soll es nicht mehr geben und auch keinen Stellvertreter.

Damit droht Ford Köln und letztlich Ford in Europa zum Vasallen der US-amerikanischen Ford-Zentrale zu werden. Das ist nicht nur eine emotionale Niederlage für die Kölner.

Gefahr der Entfernung vom europäischen Automarkt

Darin verbergen sich zwei für Ford elementare Gefahren. Erstens: In der Belegschaft mehrt sich die Sorge, dass die US-Manager das Gespür für die Bedürfnisse des europäischen Marktes gar nicht besitzen. Dass die Sorge real ist, zeigen schon die Entscheidungen der letzten Jahre. Ford stand für preiswerte Autos für jedermann, die aber Made in Germany sind.

Das ist Geschichte. Der aus Köln stammende Einsteiger-Liebling Fiesta ist eingestellt, diverse Familienvans auch und der Golf-Rivale Focus folgt. Fords elektrische, neue Autos aus Köln, Capri und Explorer, starten bei fast 50.000 Euro.

Zweitens: Je mehr Autonomie Ford in Köln und Europa verliert, desto größer wird die Gefahr, dass der US-Autobauer am europäischen Bedarf vorbei produziert. Und damit das Risiko, dass sich Ford im schlimmsten Fall vom Markt Europa verabschieden muss.