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KonjunkturDie Lage im Kölner Handwerk ist noch gut, aber die Aussichten trübe

Lesezeit 3 Minuten
25.07.2023, Köln: Gleisbauarbeiten an der Aachener Straße.
Die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) sanieren die Gleisanlagen auf der Kreuzung Aachener Straße / Lindenthalgürtel umfassend. Die Stelle wird intern als „Aachener Stern“ bezeichnet.  Foto: Uwe Weiser

Gleisbauarbeiten an der Aachener Straße im Juli 2023 (Symbolbild)

Das Handwerk im Raum Köln ist laut Umfrage noch robust. Der Kraftfahrzeug-Sektor hat sich aus einem tiefen Tal leicht erholt.

Lage und Aussichten im Handwerk des Regierungsbezirks Köln bieten ein zweigeteiltes Bild. Während die Lage - je nach Gewerk - noch relativ robust ist, trübt sich der Ausblick auf die kommenden sechs Monate deutlich ein.

Rund 42 Prozent der befragten Betriebe bewerten ihre Geschäftslage als gut, ebenfalls 42 Prozent als befriedigend und gut 15 Prozent als schlecht. Das ist das Ergebnis der Herbstumfrage der Handwerkskammer Köln unter mehr als 900 Betrieben Köln und dem erweiterten Umland.

Der Saldo aus Gut- und Schlechtbewertungen liegt damit bei rund 27 Punkten und zeigt, dass weiterhin mehr Betriebe ihre aktuelle Situation positiv als negativ bewerten. „Mit Blick auf die vergangenen Umfragen wird jedoch deutlich, dass sich die konjunkturelle Lage weiter abkühlt: Der Saldo aus Gut- und Schlechtbewertungen sinkt zum vierten Mal in Folge und liegt damit, abgesehen vom Corona-Ausreißer Frühjahr 2021, auf dem niedrigsten Wert seit zehn Jahren“, sagt Garrelt Duin, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer.

Hohe Bauzinsen und Materialkosten führen zu Auftragszurückhaltung und -stornierungen
Garelt Duin, Handwerkskammer Köln

Die Ursachen der konjunkturellen Abkühlung seien in einer Vielzahl von aktuellen Problemen zu suchen, die die Betriebe unterschiedlich stark belasten. „Das Bauhaupt- und Ausbaugewerbe ist infolge hoher Bauzinsen und Materialkosten von einer Auftragszurückhaltung und -stornierung betroffen, was sich in sinkenden Auftragsbeständen widerspiegelt“, sagte Duin am Dienstag bei der Präsentation der Studie.

Gleichzeitig hatte die Inflation im Sommer 2023 weiterhin auf einem hohen Niveau verharrt, was zu einer Kaufzurückhaltung der Kundschaft führte. Trotz einer teilweisen Erholung der Lieferketten lägen die Preise für Vorleistungsgüter weiter auf einem hohen Niveau, die nicht jeder Betrieb an seine Kunden weitergeben könnte, so der Hauptgeschäftsführer.

Garrelt Duin; Präsident Handwerkskammer Köln

Garrelt Duin, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Köln

Zudem verzögere der Fachkräftemangel die Krisenbewältigung in der Branche und bremse das Vorankommen in Bereichen wie der Energie- und Wärmewende. Die teilnehmenden Betriebe berichten im Durchschnitt über 1,9 unbesetzte Stellen pro Betrieb. Im Vorjahresvergleich (2,2) ist der Wert damit leicht gesunken. Die meisten unbesetzten Stellen wurden im Lebensmittelhandwerk (13,5) und im gewerblichen Bedarf (2,5) gemeldet, die wenigsten im Bereich der personenbezogenen Dienstleistungen (0,8).

Sorgenkind ist das lange boomende Baugewerbe

Deutlich düsterer als der Blick auf die Lage im Handwerk ist der Ausblick auf die kommenden Monate. Lediglich 15 Prozent der befragten Betriebe rechnen mit einer verbesserten, 56 Prozent mit einer unveränderten und 30 Prozent mit einer schlechteren Geschäftslage im kommenden Halbjahr. Damit ist das Kölner Handwerk genauso pessimistisch wie in der vorigen Herbstumfrage 2022.

Große Unterschiede gibt es je nach Gewerk. Sorgenkind ist aktuell das lange Zeit boomende Baugewerbe. Jeder dritte Betrieb erwartet eine Verschlechterung der Lage in den kommenden sechs Monaten. Bei der Frühjahresumfrage 2023 sagte das nur jeder vierte Betrieb.

Rhein-Sieg-Kreis als Schlusslicht

Schlusslicht in der Region ist der Rhein-Sieg-Kreis. Hier beschreibt jedes fünfte Unternehmen seine Lage als schlecht. 37 Prozent der Befragten erwartet eine konjunkturelle Verschlechterung im nächsten halben Jahr. Auch bei den Aussichten ist der Rhein-Sieg-Kreis damit die pessimistischste Region. Laut Kammerchef Garrelt Duin ist das vor allem darauf zurückzuführen, dass die kriselnde Bauwirtschaft im Raum Siegburg und Troisdorf überproportional vertreten ist.