Die Kreissparkasse Köln schüttet 25 Millionen Euro an die Kommunen aus. Das Baufinanzierungsgeschäft erholt sich, doch Neubauten sind absolute Mangelware.
Strukturelles ProblemKreissparkasse Köln sieht kaum noch Neubauten in der Region

Der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Köln, Alexander Wüerst, spricht bei bei der Verleihung des Lew Kopelew Preis für Frieden und Menschenrechte
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Die Kreissparkasse Köln ist die zweitgrößte Sparkasse der Bundesrepublik. Im vergangenen Jahr hat sie 327 Millionen Euro verdient. Bald gilt das Haus als Großbank, mit erheblichen Verschärfungen bei der Aufsicht. Vorstandschef Alexander Wüerst fordert staatliche Unterstützung bei der Schaffung von selbstgenutztem Wohneigentum. Ein Überblick:
Ertragslage der Kreissparkasse
Die Kreissparkasse Köln hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2024 rund 327 Millionen Euro vor Steuern an Gewinn erwirtschaftet. Das sind 20 Millionen weniger als im Vorjahr. Unterm Strich, also nach Steuern, bleiben 237 Millionen Euro übrig. Davon wird der Vorstand, wie Vorstandsvorsitzender Alexander Wüerst dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagte, dem Verwaltungsrat eine Ausschüttung von 25 Millionen Euro vorschlagen.
Vorausgesetzt das Gremium stimmt zu, wird dieser Gewinn an die Träger Bank ausgeschüttet, das sind der Oberbergische Kreis, der Rheinisch-Bergische Kreis sowie die Kreise Rhein-Erft und Rhein-Sieg. Obwohl die Kreissparkasse in Köln ihre Hauptstelle und zwei Filialen besitzt (Mülheim und Worringen) gehört die Stadt Köln nicht zu den Trägern der Bank und erhält folglich auch keine Gewinnausschüttung.
Die Kreise verteilen die erhaltenen Dividenden dann auf die ihnen angehörigen Gemeinden. Das Sparkassengesetz NRW legt fest, dass Ausschüttungsbeiträge „zur Erfüllung der gemeinwohlorientierten örtlichen Aufgaben (…) vor allem in den Bereichen Bildung und Erziehung, Soziales und Familie, Kultur und Sport sowie Umwelt zu beschränken sind“.
Kreditgeschäft
Die öffentlich-rechtliche Bank hat ihr Neugeschäft bei den Krediten erheblich ausgeweitet. Die Neuzusagen stiegen um fast ein Viertel von 2,6 Milliarden Euro auf 3,3 Milliarden Euro. Davon entfielen knapp 1,7 Milliarden Euro auf Immobiliendarlehen. Betrachtet man nur die privaten Kreditnehmer, so wurde 1,06 Milliarden Euro verliehen, ein Plus von 31 Prozent. 982 Millionen Euro davon entfielen auf Immobilienkredite.
Auffällig ist, welche Art von Immobilienfinanzierungen geleistet wurden. So wurden von der Maklertochter der Bank, der KSK-Immobilien GmbH 1400 Wohneinheiten vermittelt, 300 mehr als im Vorjahr. Davon waren aber 1045 Wohnungen oder Häuser Bestandsimmobilien. „Wir sehen kaum noch Neubau in unserer Region“, sagt der Vorstandsvorsitzende Alexander Wüerst. Darin sieht der Banker, der zum Jahresende in den Ruhestand geht, ein strukturelles Problem.
Der Erwerb von selbst genutztem Wohneigentum werde angesichts hoher Baukosten und rarer Grundstücke immer schwieriger. Viele Kommunen hätten offenbar gar kein Interesse mehr an Einwohnern, weil damit auch höhere Kosten etwa für Schulen oder Kitas verbunden seien.
Wüerst fordert, den Erwerb von selbst genutztem Eigentum staatlich zu fördern. „Denkbar wäre eine Aussetzung der Grunderwerbsteuer für Wohnungskäufer, die ihr Haus oder ihre Wohnung selbst bewohnen wollen“, sagte Wüerst. Ein anderer Vorschlag des Bankchefs wäre es, zwei Prozent der Baukosten jährlich abschreiben zu können, sofern das Gebäude für den Eigenbedarf genutzt würde, oder eine Möglichkeit, die Privatimmobilie in irgendeiner Art abschreiben zu können. „Ein Vorbild könnte der Paragraf 10e des Eingekommensteuergesetzes sein, der 1996 ausgelaufen war“, sagte Wüerst. Dieser sah vor, einen bestimmten Prozentsatz der Baukosten eines selbst genutzten Hauses in den ersten Jahren nach Fertigstellung als Sonderausgaben absetzen zu können, was die idividuelle Steuerlast senkte.
Insgesamt sind die Kreditbestände bei der Kreissparkasse trotz des guten Neukundengeschäfts nicht nennenswert gestiegen. Der gesamte Kreditbestand belief sich zum Bilanzstichtag 31. Dezember auf 23,6 Milliarden Euro, nach 23,3 Milliarden Euro im Vorjahr. „Dahinter steckt, dass Kunden, die in der Niedrigzinsphase ihre Kredite abgeschlossen hatten, vergleichsweise hohe Tilgungen leisten“, sagte Wüerst.
Vermögensbildung
In Sachen sparen unterscheidet sich das Jahr 2024 bei der Kreissparkasse grundlegend vom Vorjahr. So bauten die Sparkassenkunden 2024 ihre Vermögen grundlegend und in verschiedenen Anlageklassen auf. Der Saldo der von Kunden gehaltenen Wertpapiere stieg in den zwölf Monaten um 356 Millionen Euro. Die Höhe der Einlagen wuchs um 366 Millionen Euro.
Das Vorjahr war noch von der langanhaltenden Niedrigzinsphase geprägt. Da es auf Sparbücher und Termingelder so gut wie gar keine und zeitweise sogar Negativzinsen gab, hätten die Kunden massiv umgeschichtet, was aus den Bilanzzahlen eindeutig hervorgeht. Die Höhe der Einlagen war 2023 um 790 gesunken, die Summe der neu gekauften Wertpapiere hingegen um 766 Millionen Euro gestiegen.
Angesichts der Attraktivität der Börsen haben Kreissparkassenkunden verstärkt auf Wertpapiere gesetzt. Der Umsatz mit Investmentfonds stieg von 2,4 auf 3,5 Milliarden Euro. Der Aktienumsatz kletterte um 170 Millionen Euro auf 1,3 Milliarden, der mit festverzinslichen Wertpapieren (Anleihen) von 3,6 auf 3,8 Milliarden Euro.
Digital-Geschäft
Die Nutzung der Sparkassen-App nimmt weiter zu, sie wurde von 318.000 der mehr als 700.000 Girokontoinhabern genutzt, im Vorjahr waren es noch 281.000 Nutzer. Ein neues Angebot der Kreissparkasse ist das Bezahlsystem „Wero“, für Zahlungen von Bankkonto zu Bankkonto über das Smartphone innerhalb weniger Sekunden. Wero ist eine europäische Antwort auf den Bezahldienst Paypal. Bislang nehmen neben Sparkassen und Genossenschaftsbanken etwa auch die Postbank teil, die Deutsche Bank will dieses Jahr folgen.
Großbankpläne
Mit mehr als 29,6 Milliarden Euro Bilanzsumme liegt die Kreissparkasse knapp unter der Grenze, als Großbank zu gelten. Ab 30 Milliarden Euro wird sie der Aufsicht der Europäischen Zentralbank unterstellt. Laut Wüerst will man ungeachtet dessen weiter wachsen, und die EZB-Überwachung in Kauf nehmen. Laut dem Bankmanager wird die umfangreichere Aufsicht jährliche Kosten von zehn bis 20 Millionen Euro verursachen. Bislang sind 40 Mitarbeiter mit Aufsichtsangelegenheiten bei der Kreissparkasse befasst, dann wären 60 notwendig. Die Sparkasse Köln/Bonn hat eine ähnlich hohe Bilanzsumme und erwartet die EZB-Aufsicht ab 2029.
Filialnetz
Auf die Frage, ob 2025 weitere Filialen geschlossen werden, antwortete Wüerst klar mit „Nein“. Im Vorjahr waren 23 Niederlassungen dichtgemacht worden, die Bank spricht von Zusammenlegungen. Um die weniger Standorte aufzufangen setzt die Kreissparkasse zunehmend auf den Einsatz von Filialbussen, fünf Fahrzeuge fahren 63 Haltestellen an. Außerdem gibt es 19 neue SB-Filialen.
Änderungen im Vorstand
Alexander Wüerst, der die Kreissparkasse Köln 20 Jahre lang als Vorstandsvorsitzender geführt hat, wird Ende des Jahres in den Ruhestand treten. Seit 1981 ist er bei der Kreissparkasse Köln tätig und schaffte in dieser Zeit den Weg vom Auszubildenden bis zum Vorstandsvorsitzenden.
In seiner Sitzung am Freitag hat der Verwaltungsrat der Kreissparkasse Köln Thomas Pennartz, aktuell im Vorstand unter anderem für das Privatkundengeschäft zuständig, ab dem 1. Januar 2026 zum Vorstandsvorsitzenden bestellt. Pennartz blickt auf eine mehr als 30-jährige Karriere in der Sparkassen-Finanzgruppe zurück. Der heute 59-Jährige begann mit der Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Kreissparkasse Heinsberg. Dort bildete er sich zunächst zum Sparkassenfachwirt und später zum Diplom-Sparkassenbetriebswirt weiter.