Giesecke & DevrientKein Bargeld-Material aus Deutschland für Myanmar
München – Das Militärregime in Myanmar braucht die landeseigene Geldnotenpresse, um seine Soldaten bezahlen zu können. Denn Auslandsvermögen der Zentralbank des südostasiatischen Staats werden international zunehmend eingefroren und Proteste in Myanmar selbst legen die dortige Wirtschaft inklusive Banken still.
Umso wichtiger ist die Entscheidung des Münchner Geldnotendruckers Giesecke & Devrient (G&D), die Firmenchef Ralf Wintergerst zur Bilanzvorlage verkündet hat. „Wir setzen unsere Lieferungen an Myanmar aus, die Gewaltexzesse waren einfach zu viel.“ Seine Firma hat bislang Fäden, Folien und Farben zum Druck der Landeswährung Kyat geliefert. Damit ist nun vorerst Schluss.
Ganz von allein ist G&D aber nicht auf diese Idee gekommen. Vorangegangen waren Proteste unter anderem der Initiative German Solidarity with Myanmar Democracy.
Gut hundert Vertreter dieser Gruppe hatten noch am Wochenende vor der G&D-Zentrale in München protestiert, weil die Firma zunächst nur keine neuen Aufträge aus Myanmar annehmen, Altaufträge aber noch abarbeiten wollte. Nun dürfte es eine Mischung aus öffentlichem Druck und eigenem Einsehen gewesen sein, die zum Lieferstopp geführt hat.
Verträge waren mit abgesetzter Regierung geschlossen
Er wisse nicht, ob der Geldnotendruck in Myanmar derzeit noch läuft oder ob es dem dortigen Militärregime schnell gelingen könnte, Ersatz für die G&D-Zulieferungen zu bekommen, sagte Wintergerst. Aber von seinem Unternehmen gingen ab sofort keine Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe an die staatliche Sicherheitsdruckerei Security Print Works in Myanmar. Das humanitäre Engagement von G&D in Form einer Stiftung zu Gunsten von Kindern und Jugendlichen in Myanmar bleibe dagegen bestehen.
G&D ist einer der weltgrößten Geldnotendrucker und seit gut 40 Jahren in dem südostasiatischen Land geschäftlich aktiv. Die jetzt gestoppten Lieferverträge wurden noch mit der abgesetzten Zivilregierung geschlossen.
Gegen die Junta Protestierende in Myanmar und deren Unterstützer im Ausland wollen das Militärregime wirtschaftlich unter Druck setzen, um eine Rückkehr zur Demokratie zu erzwingen. Wenn sich der Machtapparat mangels Geld nicht mehr finanzieren kann, könnte das ein wirksames Mittel sein, lautet das Kalkül. Allerdings werden die Militärs vor allem aus China unterstützt.
Bemerkenswerter Schritt in politisch zurückhaltender Branche
Ob der Geldhahn jetzt wirklich abgedreht wird, ist deshalb fraglich. Für G&D sind Aufträge aus Myanmar von geringer wirtschaftlicher Bedeutung. Für die politisch traditionell sehr zurückhaltende Branche der Notendrucker ist der Lieferstopp dennoch bemerkenswert.
Der Druck von Banknoten wie dem Euro ist für die Münchner immer noch das wichtigste Standbein des Geschäfts, obwohl digitale Technologien zum sicheren Bezahlen im Internet immer mehr Bedeutung gewinnen.Durch die Pandemie ist G&D bislang relativ gut gekommen. Die Auftragseingänge seien 2020 sogar um sechs Prozent auf 2,4 Milliarden Euro gestiegen, berichtete Wintergerst. Der Umsatz ging wegen coronabedingter Verzögerungen um fünf Prozent auf 2,3 Milliarden Euro zurück. Der Jahresüberschuss halbierte sich auf 43 Millionen Euro – nicht wegen der Pandemie, sondern wegen Währungseffekten und einmaliger Steuereffekte. Personal hat G&D nicht abgebaut.
Ende 2020 arbeiteten unverändert knapp 11 500 Menschen für den Konzern, davon rund 4000 in Deutschland. 2021 wollen die Münchner Umsatz und Gewinn annähernd halten.