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Lambertz-Chef Hermann Bühlbecker„Ein Werbeverbot für Zucker entmündigt die Verbraucher“

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Hermann Bühlbecker, der Geschäftsführer der Aachener Printen- und Schokoladenfabrik Henry Lambertz, steht in einem Gang.

Hermann Bühlbecker, der Geschäftsführer der Aachener Printen- und Schokoladenfabrik Henry Lambertz

Lambertz-Chef Hermann Bühlbecker spricht über vegane Kekse, Lebkuchen im Sommer und einen geschenkten Christstollen für Wladimir Putin.

Herr Lambertz, gibt es Neuheiten auf dem Süßigkeitenmarkt zur Messe ISM, die Sie spannend oder gar überraschend finden? Überrascht Sie überhaupt noch etwas?

Das Innovationsniveau in unserer Branche ist immer hoch. Wir waren die ersten mit Biogebäck auf dem Markt. Auf der ISM stellen wir nun einen iQ-Cookie vor, ein Clever-Cookie, der ist knusprig, vegan, bio und sogar ballaststoffreich, unter anderem aus Kichererbsen gemacht. Auf der anderen Seite präsentieren wir neu: Lambertz Lebkuchen-Eis.

Würde ein Werbeverbot für Süßigkeiten Lambertz treffen?

Für uns wäre das keine starke Einschränkung. Wir haben weder einen speziellen Fokus auf Kinderprodukte noch werben wir intensiv etwa mit TV-Spots. Als Vertreter der gesamten Branche muss ich solche Verbote dennoch scharf kritisieren. Ein Werbeverbot für zuckerhaltige Lebensmittel ist kontraproduktiv und entmündigt den Verbraucher. Und wo ist das Ende, wird dann auch Werbung für salzhaltige Lebensmittel verboten? Meines Erachtens ist das nur eine Sache, die die Anwälte beschäftigen dürfte. Ich glaube nicht, dass ein Verbot kommt.

Warum hat so ein Profi wie Sie noch nicht das Mittel gefunden, Lebkuchen im Sommer zu verkaufen?

Wir wollen dem Verbraucher nicht vorschreiben, was er zu essen hat. Ich habe auch Zweifel, dass unser Umsatz steigen würde, wenn es Lebkuchen das ganze Jahr über gäbe. Denn so bleibt es etwas Besonderes. Wenn die ersten Lebkuchen im Herbst in die Regale kommen, hat der Kunde sie fast ein Jahr nicht mehr gegessen und freut sich darauf. Wir setzen lieber auf andere Produkte für die Zeit fernab von Weihnachten, etwa Schokolade mit Eierlikör zu Ostern. In anderen Ländern ist das mit der Saison übrigens anders. In Osteuropa ist Lebkuchen ein Produkt für das ganze Jahr.

Wie haben Sie den Abschied vom Russlandgeschäft verkraftet?

Ohne große Probleme, denn wir waren in Russland noch in den Anfängen. Die übrigen Länder Osteuropas sind für uns ein großer Wachstumsmarkt. Wir haben zwei Werke in Polen. In Ländern wie Tschechien, Ungarn, Rumänien oder Kroatien sehen wir größere Wachstumspotenziale.

Sie haben russischen Politikern immer wieder Lebkuchen zu besonderen Anlässen geschenkt, auch Wladimir Putin?

Wir haben russischen Politikern keine Lebkuchen geschenkt. Einmal hat Putin einen Dresdner Stollen von uns erhalten, zur Erinnerung an seine Zeit in Dresden. Man muss alles zu seiner Zeit sehen.