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Zu ehrlich, zu langSo vermeiden Sie Patzer im Lebenslauf

Lesezeit 6 Minuten

Zum Schluss noch mal zum Füller oder Kuli greifen: Die Unterschrift sollte unter keinem Lebenslauf fehlen.

Den eigenen Werdegang kurz und knackig darzulegen, ist oft gar nicht so leicht: Mancher verliert sich, wenn er den Lebenslauf erstellt. Häufig kommen Bewerber dabei an den gleichen Stellen ins Trudeln. Jürgen Hesse, Karriereberater aus Berlin, erzählt, welche Fehler er immer wieder sieht:

1. Position zu knapp beschrieben

Zu ihrer letzten Arbeitsstelle schreiben viele nur den Namen des Unternehmens, den Standort sowie die Position, die sie dort bekleidet haben, sagt Hesse. Das ist zu wenig - der Personaler kann sich dann nur schlecht vorstellen, wie die Stelle konkret aussah. Besser ist, zwei oder drei Zeilen zu den Aufgaben zu schreiben, die Jobsuchende übernommen haben.

2. Chronologisch vorwärts erzählt

Mancher beginnt den Lebenslauf mit der Ausbildung - und nennt seine aktuelle Position erst ganz am Schluss. Das sei heute unüblich, erläutert Hesse. Besser ist, chronologisch rückwärts zu erzählen und mit der aktuellen Position zu beginnen. Die sei für den Personaler auch interessanter als die Ausbildung.

Studienwechsel: Sie haben sich bei der Wahl des Studiengangs geirrt und mussten auf den nächsten freien Platz warten - dafür werden Personaler Verständnis haben. Erst wenn Studenten alle paar Semester das Fach wechseln, wirft das ein schlechtes Licht auf sie. Am besten nutzt man die Wartezeit für Praktika oder Mitarbeit in einer Studentenorganisation. Auch ein abgebrochenes Studium ist keine Lücke - wenn Sie sich danach umorientiert und aktiv um Alternativen bemüht haben.

Berufseinstieg: Der Jobeinstieg hat länger gedauert als geplant - das nehmen einem die wenigsten Arbeitgeber übel. Gerade bei Berufseinsteigern ist man hier tolerant und gewährt eine verlängerte Schonfrist von bis zu einem halben Jahr. Diese Zeit sollte man dann allerdings mit ein paar Praxistagen oder Praktika sinnvoll füllen. Untätig sollte man auf keinen Fall sein!

Krankheit: Wer selbst längere Zeit krank war oder ein schwer krankes Familienmitglied pflegen musste, braucht das nicht zu tarnen oder beschönigen. Die genaue Erkrankung muss auch nicht genannt werden. Grenzen Sie den Zeitraum genau ein und schreiben Sie zum Beispiel: „Auszeit aus gesundheitlichen Gründen, inzwischen vollständige Genesung und Einsatzbereitschaft” oder „Pflege der schwer erkrankten Mutter”. Weisen Sie wenn möglich nach, dass Sie sich in dieser Zeit beruflich zumindest auf dem aktuellen Stand gehalten.

(Kurze) Arbeitslosigkeit: Eine vorübergehende Arbeitslosigkeit in der Vergangenheit muss auch nicht verschwiegen werden - das kommt bei vielen vor. Außerdem haben Sie danach ja wieder einen Job gefunden. Nur sollten Sie auch beschreiben, was Sie in dieser Zeit unternommen haben, um eine berufliche Perspektive zu haben. Das beweist den Personalern Engagement und Zielstrebigkeit.

3. Langweilige oder schwierige Hobbys angeben

„Ich spiele gerne Karten“ oder „Ich sammele Fingerhüte“ - auch wenn es der Wahrheit entspricht: Solche Hobbys nennen Beschäftigte besser nicht. Hobbys sollten im Lebenslauf nur genannt werden, wenn Bewerber denken, dass sie damit beim Personaler Pluspunkte sammeln, rät Hesse. Das ist etwa der Fall, wenn sie in Zusammenhang mit der Arbeit stehen oder Teamfähigkeit demonstrieren.

Bewerber können darauf aber ruhig verzichten, wenn ihnen das zu privat ist, sagt der Karriereberater. Die Unterlagen seien nicht unvollständig, wenn die Hobbys fehlen.

Auf viele Personaler mache es einen guten Eindruck, wenn Bewerber zum Beispiel in der Freizeit Schach spielen oder Sport treiben. Davon haben viele ein positives Bild. Wer viel reist und darauf hinweist, zeigt Weltoffenheit.

Wer allerdings eine gefährliche Sportart treibt wie Fallschirmspringen, führt das Hobby besser nicht auf. Mancher Arbeitgeber hegt dann die Befürchtung, dass Beschäftigte wegen ihres Hobbys möglicherweise öfter krank sind. Auch kritische Aktivitäten wie die Zucht von Kampfhunden unterschlagen Jobsuchende dagegen besser, sagt die Karriereberaterin Svenja Hofert. Das werde häufig nicht gern gesehen.

4. Zeiten der Arbeitslosigkeit nennen

Waren Jobsuchende für wenige Monate arbeitslos, sollten sie diesen Zeitraum im Lebenslauf weglassen, rät Hesse. Schließlich versuchten Bewerber, sich im Lebenslauf im besten Licht darzustellen. Zu viel Ehrlichkeit sei in diesem Punkt nicht angebracht. Bei einer Arbeitslosigkeit von mehr als sechs Monaten ist es aber besser, etwas zu dieser Zeit zu schreiben. So können Bewerber etwa eine Fortbildung angeben, die sie in dieser Zeit gemacht haben.

5. Unterschrift vergessen

Ein Lebenslauf muss genau wie ein Anschreiben am Ende immer unterschrieben werden. Machen Jobsuchende das nicht, sei das ein schwerer Formfehler, sagt Hesse. Wer sich dann zum Beispiel für einen Bürojob bewirbt, bei dem Sorgfalt besonders wichtig ist, wird unter Umständen gleich aussortiert. (dpa/gs)

Wenn die eigene Abteilung wegen einer Umstrukturierung geschlossen wurde oder der Arbeitgeber sogar Konkurs anmelden musste, kann man die Entlassung problemlos erwähnen. Im Lebenslauf reicht dann die Formulierung: „5/2006 bis 10/2008 – Abteilungsleiter bei XY: Kündigung wegen Insolvenz.“ Man kann in diesem Fall schließlich nichts dafür, dass man den Job verloren hat.

Formulierung: Erwähnen Sie im Lebenslauf nur die Kündigung, und nicht mehr. Erklärungen oder Rechtfertigungsversuche sollten Sie vermeiden - diese haben im Lebenslauf nichts verloren und erscheinen immer negativ. Das gilt erst recht, wenn Sie versuchen, die Schuld auf einen schlechten Chef, Mobbing im Team oder ein chaotisches Unternehmen zu schieben. Auch wenn es stimmt – verlieren Sie darüber kein Wort. Sie wirken sonst wie jemand, der keine Verantwortung übernehmen will.

Gestaltung: Es gibt zwei Varianten, wie Lebensläufe heute aufgebaut werden. Entweder mit chronologischem Layout – oder amerikanisch, also mit der aktuellen Position zuerst. Da beides erlaubt ist, sollten Sie die Reihenfolge so wählen, dass Ihre bisherigen (guten) Leistungen auf der ersten Seite erscheinen und die Sache mit der Kündigung wenn möglich erst auf der zweiten.

Wer lange auf Jobsuche ist, sollte zweigleisig fahren: Sie bewerben sich weiterhin um Jobs - und bilden sich parallel weiter, etwa durch Bildungsreisen, Sprachkurse, Fortbildungen oder Praktika. Auf diese Weise wirkt eine Lücke gar nicht erst wie eine, weil Sie die Zeit sinnvoll genutzt haben.

Wortwahl: Falls Sie aktuell noch immer arbeitslos sind, bezeichnen Sie sich bitte nicht als arbeitslos, sondern besser als arbeitssuchend, denn das klingt aktiver. Noch besser ist es, wenn Sie das Problem ins Positive drehen, also etwa: „6/2014 bis 8/2014 – berufliche Neuorientierung mit dem Ziel einer Positionierung im Bereich Vertriebsleitung.” Das wirkt auf Personaler weitaus selbstbewusster, engagierter und zeigt, dass Sie auf ein Ziel hinarbeiten.

Maßnahmen: Gut ist es, alle qualifizierenden Maßnahmen Ihrerseits zu erwähnen. Das kann eine Art Selbststudium sein, in dem Sie sich zum Beispiel HTML oder Social Media Marketing beigebracht haben. Oder Ihr soziales Engagement in einem Verein, um Ihr Organisationstalent oder Ihre Menschenkenntnis für den Umgang mit Kunden zu verfeinern. Selbst unbezahlte Praktika sollte man angeben, wenn diese Ihnen bei der beruflichen Neuausrichtung geholfen haben und Sie Ihre Kompetenzen stärken konnten.