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Im Frühjahr 2024 betriebsbereitBayer hält nach Studien-Debakel an Leverkusener Tablettenfabrik fest

Lesezeit 3 Minuten
Bundeskanzler beim Richtfest SOLIDA-1 im Chempark Leverkusen Aktuell, 13.05.2022, Leverkusen, Vorstandsvorsitzender der Bayer AG Werner Baumann bei verlassen des Richtfest der Bayer AG im Chempark Leverkusen zur Eroeffnung der neuen Arzneimittelproduktionsanlage SOLIDA-1 im Hintergrund Leverkusen Nordrhein-Westfalen Deutschland *** German Chancellor at the topping-out ceremony SOLIDA 1 in Chempark Leverkusen Current, 13 05 2022, Leverkusen, Chairman of the Board of Management of Bayer AG Werner Baumann at leaving the topping-out ceremony of Bayer AG in Chempark Leverkusen for the opening of the new drug production plant SOLIDA 1 in the background Leverkusen North Rhine Westphalia Germany

Bundeskanzler Olaf Scholz beim Richtfest der neuen Leverkusener Tablettenfabrik im Mai 2022. Auf dem Bild ist sie im Hintergrund zu sehen.

Bayer will Asundexian wie geplant in Leverkusen produzieren. Wann die Produktion startet, bleibt offen.

Zwei Wochen nach dem folgenreichen Aus einer Medikamentenstudie hat Bayer bekräftigt, seine neue Leverkusener Fabrik für Tabletten zeitnah in Betrieb nehmen zu wollen. „Es ist weiterhin geplant, Asundexian in der Sol-1-Anlage zu produzieren“, sagte ein Sprecher des Leverkusener Dax-Unternehmens dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Bayer zog die Reißleine

Der Konzern setzt damit auch künftig auf jenes Medikament, das erst ein Hoffnungsträger der Pharmasparte mit einem potenziellen Jahresumsatz von fünf Milliarden Euro war – und Mitte November zur großen Enttäuschung wurde. Die ersten Ergebnisse einer klinischen Studie hatten gezeigt, dass der therapeutische Effekt von Asundexian bei Patientinnen und Patienten mit Vorhofflimmern und Schlaganfallrisiko niedriger ausfällt als bei der Standardbehandlung. Ein neues Medikament, das zugelassenen Arzneien unterlegen ist, wird nicht gebraucht. Also zog Bayer auf Empfehlung einer unabhängigen Kommission die Reißleine.

Eine weitere Asundexian-Studie wird fortgeführt, es geht darin um die Prävention wiederholter Schlaganfälle. Gelingt sie, rettet Bayer einen Teil seiner Forschung, doch die Erlöse für die Pharma-Division werden erheblich niedriger ausfallen. Asundexian werde ohne die Vorhofflimmern-Indikation „ein anderes Produkt“, hatte der Sparten-Vorstand Stefan Oelrich kurz nach dem Aus der Studie vor Investoren gesagt. Geht bei der verbliebenen Studie alles glatt, soll der Verkauf von Asundexian starten.

100 Personen sollen in Solida-1 arbeiten

Das Medikament sollte das erste sein, das in der neuen, hochmodernen Pillenfabrik Solida-1 im Leverkusener Chempark hergestellt wird. Bayer hat 275 Millionen Euro in das Prestigeprojekt gesteckt, zum Richtfest kam Bundeskanzler Olaf Scholz. Doch die Leverkusener sind nicht darauf fixiert. „Solida-1 ist modular aufgebaut und somit flexibel in der Produktion – auch im Hinblick auf künftige Entwicklungen im Pharma-Bereich“, sagte der Bayer-Sprecher dieser Zeitung. „In der Anlage können unter anderem Medikamente zur Behandlung von Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen hergestellt werden.“

Solida-1 entsteht derzeit auf einer Grundfläche von 15.000 Quadratmetern, rund 100 Personen sollen künftig in dem Gebäude arbeiten. Ende Oktober hatte Bayer angekündigt, die Anlage werde im kommenden Frühjahr betriebsbereit sein. Dabei bleibt es, sagte der Sprecher. Die Frage, ob dann auch die Produktion von Arzneien beginnt, beantwortete er am Mittwoch nicht.

An der Börse hat sich Bayer vom Asundexian-Schock noch nicht nachhaltig erholt. Innerhalb eines Tages verlor die Aktie im November knapp 20 Prozent, blickt man ein paar Monate zurück, ist sie gar rund 40 Prozent im Minus. Nach dem Absturz auf einen Wert von knapp über 30 Euro ging es innerhalb einer Woche zuletzt um sechs Prozent auf gut 32 Euro wieder nach oben. Der neue Bayer-Chef Bill Anderson will im Frühjahr eine neue Strategie für den Konzern präsentieren, öffentlich diskutiert er auch den Verkauf des Geschäfts mit rezeptfreien Medikamenten oder der Agrarchemie-Sparte.

Letztere erlitt in den USA am Dienstag erneut eine Schlappe in einem Glyphosat-Prozess. Ein Gericht in Philadelphia verurteilte Bayer zur Zahlung von 3,5 Millionen US-Dollar an eine Frau, die glyphosathaltige Mittel von Bayer für ihre Krebserkrankung verantwortlich macht.