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Milliarden-InvestitionDas ist schon jetzt über den Kölner Elektro-Ford bekannt

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Ford-Logo

Ford-Logo in Köln

Köln – Auch wenn die Nachricht noch nicht offiziell ist, so verdichten sich doch die Anzeichen, dass der US-Autokonzern Ford sein erstes rein elektrisches Fahrzeug für Europa in Köln bauen könnte. Seit mehr als drei Jahren wird über den Zuschlag für einen der vier europäischen Produktionsstandorte spekuliert. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

Was würde die Vergabe für Köln bedeuten?

Es wäre ein starkes Signal für das Kölner Werk, auf das auch die Belegschaft sehr gehofft hat. Denn dass die derzeit wichtigste neue Antriebstechnologie am Rhein angesiedelt werden soll, eröffnet langfristige Perspektiven für die Standortsicherheit und ist damit eine gute Nachricht für die Beschäftigten.

Vor mehr als drei Jahren hatte Ford-Deutschland-Chef Gunnar Herrmann im Interview mit dieser Zeitung gesagt: „Natürlich arbeite ich hart daran, dass das erste Elektrofahrzeug in Europa aus Köln kommt. Wir wollen unseren Standort noch attraktiver machen“. Wie es scheint, könnte ihm das im US-Konzern wohl gelungen sein.

Mit dem Zuschlag für das E-Auto gäbe es in Köln zudem endlich ein zweites Model neben dem Fiesta. Wichtig vor allem, weil der bei Kunden beliebte Kleinwagen nicht mehr allzuhoch in der Gunst der US-Chefs steht. Zum einen ist die Marge gering und strengere Umweltauflagen könnten den Wagen künftig preislich unattraktiv machen.

Wie viel Geld soll am Standort investiert werden?

Dem Vernehmen nach soll das Kölner Werk mit rund einer Milliarde Euro für den Bau des ersten E-Fords umgerüstet werden.

Was für ein Modell soll gebaut werden?

Das Auto „soll ein großzügiges Platzangebot mit den Vorzügen des Elektroantriebs kombinieren“, hieß es von Ford vor einiger Zeit. Mehr war bislang vom Autobauer nicht in Erfahrung zu bringen. Ford ist vergleichsweise spät ins Elektrozeitalter gestartet und versucht, seit Anfang 2019 mit einer großen Offensive den Rückstand aufzuholen. Der bislang einzige E-Pkw ist der an den Mustang angelehnte Mach-E, der aus den USA importiert wird. Alle anderen Fahrzeuge sind derzeit nur teilelektrisch.

Auf welcher Basis wird der Wagen produziert?

Der Pkw soll auf der MEB-Plattform von Volkswagen gefertigt werden, auf der die Wolfsburger derzeit schon das Modell des ID3 bauen. Beide Konzerne unterzeichneten im Juni dieses Jahres die Verträge für eine Kooperation. Im Zuge dessen arbeiten die Unternehmen künftig unter anderem in den Bereichen Elektromobilität und autonomes Fahren zusammen.

MEB FORD VW

Grundlage für den E-Ford ist der „Modulare Elektrifizierungsbaukasten“ (MEB) von VW.

Beide Felder gelten als Schlüsseltechnologien für die Zukunft der Branche, sind zugleich aber mit hohen Entwicklungskosten verbunden, die man nun teilt. Ford nutzt dabei die von VW entwickelte Plattform MEB für E-Autos in Europa, weil der US-Autobauer auf dem Kontinent kein eigenes System hat. VW wiederum profitiert von Fords Vorsprung beim autonomen Fahren.

Wann wird mit der Fertigung gestartet?

Ab 2023 sollen innerhalb von sechs Jahren mehr als 600 000 Fahrzeuge produziert werden. Darüber hinaus prüft Ford, ein zweites Modell anzubieten. Der Konzern braucht emissionsfreie Fahrzeuge in seiner Flotte, um die CO2-Ziele der EU in den kommenden Jahren zu erreichen. Andernfalls drohen hohe Bußgelder.

Was spricht für Köln?

Ein erstes gutes Zeichen war die Ankündigung, dass die Vorbereitung auf die Produktion mit dem VW-Baukasten im Entwicklungszentrum Köln-Merkenich angesiedelt ist. Dort wird der E-Ford entworfen und konstruiert. Hinzu kommen neben Modernität und Effizienz des Werkes die gut qualifizierten Mitarbeiter in Köln. Und es gibt erste Erfahrungen mit Elektromobilität. Denn bis vor Kurzem wurde in Köln-Niehl der Streetscooter Work XL auf Basis des Transits für die Post montiert. Am Donnerstag gab zudem der Zulieferer Marelli bekannt, auf dem Fordgelände ab 2021 E-Motoren für Porsche und Audi zu bauen, also besteht zusätzliches Elektro-Know-how am Standort.

Was könnte noch gegen Köln sprechen?

Deutschland ist ein Hochlohnland, und bei der Betrachtung durch die US-Konzernführung „zählt jeder Dollar“, heißt es aus dem Unternehmensumfeld. Ford Europa durchläuft gerade ein hartes Restrukturierungsprogramm, die Vorgaben aus den USA sind hoch. So wird in der Konzernzentrale eine Marge von mindestens sechs Prozent auf dem Kontinent gefordert. Ford muss aber für das Baukastensystem von VW einen festen Preis bezahlen. Fraglich ist, wie viel Spiel da noch ist. Viel hängt auch davon ab, ob nur noch ein „Ford-Hut“ auf das „Gokart“, wie das Modell jetzt schon intern genannt wird, aufgesetzt wird oder ob es zu einer aufwendigen Fertigung mit entsprechenden Lohnkosten kommt, wofür sich der Betriebsrat einsetzt.

Welcher Standort käme noch in Frage?

Im Gespräch für das Modell waren bislang neben Köln auch Saarlouis sowie das rumänische Craiova oder das Werk im spanischen Valencia. Der osteuropäische Standort galt bislang neben Köln als Favorit. Vorteil: Die Lohnkosten lägen deutlich niedriger als an den deutschen Standorten.

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