Ein Investor aus NRW ist an der Übernahme eines nicht unerheblichen Teils der Filialen der insolventen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof interessiert. Die Mitarbeiter sollen übernommen werden.
Auch im RheinlandInvestor will nach Galeria-Insolvenz Jobs in 47 Filialen retten
Ein Investor aus Nordrhein-Westfalen ist an der Übernahme eines nicht unerheblichen Teils der Filialen der insolventen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof interessiert. Markus Schön, Inhaber von Buero.de, möchte 47 der 131 Filialen der größten deutschen Kaufhauskette übernehmen. Die gute Nachricht für die Beschäftigten, sofern der Deal zustande kommt: „Wir möchten unbedingt alle Mitarbeiter in den Filialen übernehmen“, sagte Markus Schön am Montag im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Die Mitarbeiter haben trotz zweier Insolvenzen und einer langen Zeit mit sehr schlechten Nachrichten dem Unternehmen die Treue gehalten.“ Das beweise die Loyalität der Beschäftigten mit dem Warenhaus. „Die Mitarbeiter sind das größte Asset“, so der Investor.
Buero.de ist laut Schön besonders an Standorten in mittelgroßen Städten interessiert. „Interessant für uns sind Warenhäuser in Städten mit weniger als 250.000 Einwohnern“, sagte er. Konkret nannte er im Rheinland den Kaufhof-Standort in Leverkusen. „Wir haben die Standorte, darunter auch Leverkusen, detailliert analysiert, interessant an Wiesdorf ist vor allem die interessante relative Kaufkraft und die Anzahl der Publikumsbewegungen“, sagte Schön in dem Interview. Von einer Übernahme größerer Standorte distanzierte sich der Unternehmer. „Das trauen wir uns nicht zu“, sagte Schön und schloss somit ein Engagement in einer der drei Kölner Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof explizit aus. „Köln ist für uns nicht interessant“, so Schön. In Köln unterhält die Warenhauskette derzeit drei Ladenlokale, Hohe Straße, Breite Straße und Nippes. Laut einer im Internet kursierenden Liste hat Schön im Rheinland außer an Leverkusen noch Interesse an der Übernahme der Niederlassungen in Neuss und Siegburg.
Gespräche mit Insolvenzverwalter
Der Unternehmenschef bestätigte unserer Redaktion, mit dem Insolvenzverwalter Kontakt aufgenommen zu haben. „Wir hoffen sehr, dass der Konzern auf unser Angebot eingeht und damit eine Rettung der Filialen und Arbeitsplätze möglich macht“, sagte Schön. Er kenne Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz noch aus dessen Tätigkeit bei Schlecker. Auch mit dem Management um Galeria-Chef Miguel Müllenbach habe er Kontakt aufgenommen, nicht aber mit dem Eigentümer, dem österreichischen Milliardär René Benko.
Schön möchte nach eigener Aussage bei einem Zuschlag am Konzept eines Warenhauses festhalten und nicht etwa nur die Büroartikel seiner heutigen Firma dort feilbieten. Allerdings plane er, die Onlinepräsenz des neuen Unternehmens stärker auszubauen. An den traditionsreichen Namen Galeria, Kaufhof oder Karstadt hat der mögliche Investor übrigens kein Interesse. „Selbst wenn wir den Namen im Falle eines Zuschlags dazu erhielten, würden wir umfirmieren“, sagt Schön. Auch die Immobilien selbst möchte der Unternehmer nicht erwerben. „Immobilien sind Teufelszeug“, so der Investor.
„Finanzierung ist nicht das Problem“
Die Idee zur Übernahme bestimmter Galeria-Geschäfte hatte Schön nach eigenen Angaben bereits einige Wochen vor der jetzigen Insolvenz. Unklar ist noch, wie der Investor einen möglichen Kauf der Filialen finanzieren möchte. Schön wollte sich auf Anfrage nicht zu den Finanzen oder einem Kaufpreis äußern. Nur soviel: „Die Finanzierung wird nicht das Problem“. Schön ist nach eigenen Angaben nicht nur Chef von Buero.de, sondern auch Geschäftsführer der Vermögensverwaltung „Schön & Co.“ Seine Firma Buero.de habe eine dreistellige Anzahl an Mitarbeitern. Von verschiedenen Medien wurde der Wert des Unternehmens auf 200 Millionen Euro geschätzt, was sich unabhängig aber nicht überprüfen lässt.
Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof hatte am 31. Oktober erneut Rettung in einem Schutzschirmverfahren beantragt. Galeria-Chef Miguel Müllenbach sagte der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, das Filialnetz müsse im Zuge des Schutzschirmverfahrens „um mindestens ein Drittel reduziert werden“. Betriebsbedingte Kündigungen seien unvermeidbar. Der Konzern betreibt mit 17 000 Mitarbeitern im Moment noch 131 Warenhäuser in 97 deutschen Städten.
Es ist das zweite Mal innerhalb von weniger als zwei Jahren, dass der aus dem Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof entstandene Warenhauskonzern den Weg zum Insolvenzgericht antreten muss. Denn bereits während des ersten Corona-Lockdowns im April 2020 hatte das Unternehmen Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. Das Insolvenzverfahren dauerte damals bis Ende September.
Keine neuen Staatshilfen
Damit verbunden waren harte Einschnitte: Die Schließung von rund 40 Filialen, der Abbau von rund 4000 Stellen und die Streichung von mehr zwei Milliarden Euro Schulden sollten dem Unternehmen einen Neustart ermöglichen. Doch die Hoffnung, dass der Konzern danach von vielen Altlasten befreit erfolgreich durchstarten könnte, erfüllte sich nicht.
Im Gegenteil: Anfang 2021 und Anfang 2022 musste der geschrumpfte Handelsriese angesichts der Pandemie um staatliche Unterstützung bitten. Insgesamt griff der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) dem Traditionsunternehmen in zwei Hilfsaktionen mit 680 Millionen Euro unter die Arme.
Einen Kommentar zu Staatshilfen und Galeria lesen Sie hier.