Was das Sparziel von 150 Millionen Euro jährlich für die Mitarbeitenden, die Deutzer Zentrale und die Lanxess-Arena bedeutet.
Namensgeber der ArenaKölner Chemie-Konzern Lanxess muss sparen und zieht Kündigungen in Betracht
Die Ankündigung steht schon seit Anfang August im Raum — der Kölner Spezialchemie-Konzern Lanxess will deutlich sparen. Nun hat Vorstandschef Matthias Zachert seine Angaben konkretisiert. Der M-Dax-Konzern will insgesamt 150 Millionen Euro pro Jahr einsparen. Dazu sei auch ein Stellenabbau in Deutschland notwendig, hieß es. Vor allem die Verwaltung sei von dem Stellenabbau betroffen. Auch betriebsbedingte Kündigungen könne er nicht mehr ausschließen.
1277 Personen arbeiten in der Kölner Zentrale
Es gebe bei Lanxess keinen Vertrag zur Beschäftigungs- oder Standortsicherung. „Bisher hat es Lanxess stets geschafft, den Stellenabbau sozialverträglich zu gestalten. Das ist auch jetzt das Ziel“, sagte Zachert der „Rheinischen Post“. Konkrete Details, wo genau Jobs gestrichen werden sollen, dazu gab es keine Angaben. Derzeit verhandele man mit den Arbeitnehmervertretern über Art und Umfang. „Der Vorstand hat bereits auf ein Viertel seines Fixgehaltes verzichtet, die leitenden Angestellten auf zehn Prozent“, so Zachert weiter.
Derzeit arbeiten 1277 Beschäftigte im Lanxess-Tower am Kölner Rheinufer. Weitere 3300 sind im Chempark in Leverkusen angestellt. Zur Frage nach der Lanxess-Zentrale in Köln-Deutz sagte Zachert, dass der Mietvertrag noch bis 2028 laufe, ebenso der Vertrag für das Sponsoring der Lanxess-Arena. „Was danach ist, werden wir dann sehen.“ Ob im Zuge des Stellenabbaus Flächen im Kölner Turm extern untervermietet werden, dazu könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Angaben machen, sagte ein Sprecher dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. In den nächsten Wochen werden Ergebnisse aus den Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern erwartet.
Weitere Punkte des Sparprogramms: Der Standort Krefeld-Uerdingen mit 61 Mitarbeitern in der Hexan-Oxidation sei sehr energieintensiv und solle wohl bis 2026 stillgelegt werden, sagte Zachert bereits Anfang August. Die Chromoxid-Produktion dort mit 52 Beschäftigten soll verkauft oder womöglich auch stillgelegt werden, wenn ein Verkauf nicht gelingt. Dies werde 2024 entschieden. Grund sind hier nicht die hohen Energiepreise, sondern die fehlende Nachfrage aus der Bau- und Keramikbranche. „Die Kunden brechen weg“, sagte Zachert damals.
Verlust von 145 Millionen Euro
Der dritte Punkt des Programms sei die weitere Schärfung des Geschäftsmodells. „Wir haben in den vergangenen Jahren unser Portfolio konsequent in Richtung Spezialchemie umgebaut und bereits in vielen Bereichen führende Marktpositionen. Jetzt gilt es, das Potenzial unserer neuen Geschäfte in vollem Umfang zu heben“, so Zachert.
Beim Blick auf die Zahlen brach der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) im zweiten Quartal wegen einer schwachen Nachfrage, dem anhaltenden Lagerabbau der Kunden und niedrigerer Verkaufspreise um fast 58 Prozent auf 107 Millionen Euro ein. Der Umsatz sank um gut elf Prozent auf 1,78 Milliarden. Unter dem Strich fiel bei Lanxess im fortzuführendem Geschäft ein Verlust von 145 Millionen Euro an – nach einem Gewinn von 48 Millionen im Vorjahreszeitraum.
Lanxess leidet derzeit, wie die gesamte Chemie-Branche, unter der in vielen Regionen der Welt trägen Konjunktur. Vor allem eine schwache Nachfrage aus der Bau- und Elektronikindustrie hinterließ zuletzt tiefe Spuren.
Covestro-Übernahme sei Alarmsignal
Zachert sieht auch im Übernahmekampf um den Konkurrenten Covestro ein Alarmsignal: „Die Übernahmegespräche sollten uns zu denken geben. Durch die Standortnachteile sind viele deutsche Chemieunternehmen an der Börse geschwächt und können so leicht in den Fokus ausländischer Investoren geraten.“ Die Verbundenheit mit dem Standort Deutschland sei naturgemäß geringer, wenn ein Konzern einen ausländischen Mehrheitsaktionär habe. Zachert fürchtet nach eigenen Angaben keine „Übernahmeattacke“ auf Lanxess.
Die einstige Bayer-Tochter Covestro verhandelt derzeit offiziell über das Kaufinteresse des staatlichen Öl- und Gasförderers aus Abu Dhabi, Adnoc. Es gibt zwar noch kein öffentliches Übernahmeangebot für den Dax-Konzern mit seinen knapp 18.000 Mitarbeitern und rund 18 Milliarden Euro Umsatz, doch nach ersten Annäherungen wurden zuletzt wohl 60 Euro je Aktie für den Kunststoffkonzern offeriert.