Netze im Flutgebiet beschädigtWann funktionieren Mobilfunk und Internet wieder?
Köln – Kein Netz, kein Telefon, kein Internet – als die Bevölkerung der von katastrophalen Überschwemmungen getroffenen Orte in der Region vor Wassermassen flüchteten, konnten die meisten Menschen nicht einmal Hilfe anfordern. Leitungen waren vom Wasser aus dem Boden gerissen, Verteilerkästen geschwemmt, die Stromverbindungen gekappt worden. Und auch jetzt ist vielerorts die Telekommunikation noch immer nicht wieder hergestellt.
Hier und da lässt sich wieder telefonieren
So sind die Netze in betroffenen Teilen des Kreises Euskirchen noch großflächig gestört. Hier und da lässt sich zwar wieder mit dem Handy telefonieren, doch lassen sich oft keine mobilen Daten versenden. Online nach Hilfsangeboten zu suchen, funktioniert dann schonmal nicht. Während stellenweise der Mobilfunk also zurückkehrt, ist das Festnetz für Telefon und Internet in vielen Überschwemmungsgebieten noch tot.
Aus Rösrath und Hoffnungsthal im Rheinisch-Bergischen Kreis heißt es, das Netz liege noch komplett lahm, auch Teile von Odenthal, mehrere Straßenzüge im Leichlinger Stadtzentrum sind betroffen. Gleiches gilt für Teile Leverkusen-Opladens, in denen auf Strom und somit Netz gewartet wird, und das Linksrheinische im Rhein-Sieg-Kreis: Swisttal, Rheinbach und Teile Meckenheims haben kein Festnetz und kaum Mobilfunk. Im schwer verwüsteten Erftstädter Ortsteil Blessem im Rhein-Erft-Kreis sind die Schäden noch nicht annähernd absehbar.
Die Netzbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica (O2) arbeiten derweil unter Hochdruck daran, Mobilfunk- und Festnetzverbindungen wiederherzustellen. Die Telekom hat inzwischen mehr als die Hälfte ihrer etwa 130 Mobilfunk-Standorte, die in NRW und Rheinland-Pfalz ausgefallen waren, wieder ans Netz gebracht. Vodafone teilt mit, mehr als 80 Prozent der Mobilfunkstationen seien wieder in Betrieb. Und Telefónica hat mehr als zwei Drittel der insgesamt rund 150 ausgefallenen Anlagen wieder ans Netz gebracht.
Netzbetreiber werden erfinderisch
Wo noch keine Stromversorgung von Mobilfunkmasten möglich ist, Standorte stark beschädigt oder völlig zerstört wurden, oder Mobilfunkmasten schlicht noch nicht erreichbar sind, müssen die Netzbetreiber erfinderisch werden. Telekom, Vodafone und Telefónica setzen dafür mobile Stationen und Richtfunkanbindungen ein, die sie aus ganz Deutschland oder Nachbarländern ins Krisengebiet bringen. Vodafone justiert funktionierende Stationen neu, um deren Reichweite zu erhöhen, und baut Mini-Mobilfunknetze auch über Satellit auf, die Telekom arbeitet teilweise mit oberirdischen Glasfaserkabeln, Telefónica versorgt Mobilfunkmasten über Notstromaggregate mit Elektrizität.
Die größten Kopfschmerzen bereitet den Anbietern das Festnetz: Mancherorts haben Wasser- und Geröllmassen große Schäden an Kabel- und Glasfaserleitungen verursacht, an anderen Stellen wurden sie aus dem Boden gerissen. Auch die grauen Verteilerkästen, die am Straßenrand stehen, wurden in Mitleidenschaft gezogen.
10.000 betroffene Netcologne-Kunden
Der regionale Anbieter Netcologne berichtet von rund 10.000 Kundinnen und Kunden, deren Festnetz- und Internetanbindungen durch die Folgen des Unwetters aktuell gestört sind – rund zwei Prozent aller Kundenanschlüsse. Besonders betroffen seien Anschlüsse aus Leichlingen, Erftstadt, Hürth und Euskirchen. Ein Zeitrahmen für den Abschluss der gesamten Entstörungsarbeiten sei derzeit noch nicht absehbar.
Die Techniker des Unternehmens arbeiteten jedoch in Sonderschichten daran, die Störungen zu beheben, heißt es vom Unternehmen. Betroffene Privatkunden könnten sich unter den Nummern 0221-2222434 oder 0800-22228100 an Netcologne wenden, für Geschäftskunden wurde die 0221-2222478 freigeschaltet.
Neben fehlender Stromversorgung machen dem Netcologne-Netz Kabelrisse und Wasserschäden in Kabeln oder der Netztechnik selbst zu schaffen. „Umfängliche Reparaturarbeiten“ seien nötig, heißt es weiter.
Von der Telekom heißt es auf Anfrage, im Ahrtal und der Eifel werde es mitunter Wochen dauern, bis alle Störungen beseitigt werden können. Mobile Lösungen würden zur Verfügung gestellt, wo immer das geht. Vodafone stellt in Aussicht, die noch nicht funktionierenden 25 Mobilfunkstandorte „möglichst im Laufe dieser Woche“ wieder ans Netz zu bringen. Telefónica kann noch keine zeitlichen Angaben zur Netz-Wiederherstellung machen.
Wirtschaftliche Folgen nicht absehbar
Welche wirtschaftlichen Folgen die Situation für die Unternehmen hat, lässt sich aktuell nur erahnen. „Das gesamte Ausmaß der Schäden und der damit verbundenen Kosten können wir noch nicht absehen“, sagt eine Telekom-Sprecherin. Auch Telefónica hat noch keine Schadensanalyse durchgeführt.
Ihren Kunden helfen die Netzbetreiber derweil auch mit unkomplizierten Maßnahmen: Vodafone-Kunden im Katastrophengebiet erhalten automatisch 100 Gigabyte Datenvolumen auf ihre Smartphones geladen, um ausreichend surfen und telefonieren zu können – wenn das denn angesichts der Störungen des Mobilfunks schon wieder möglich ist.
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Die Telekom hat Serviceteams mit Handys, Sim-Karten und mobilen Akkuladegeräten in die Krisengebieten geschickt, die dort verteilt werden. Von dem Extremwetterereignis Betroffene könnten außerdem für 31 Tage unlimitiertes Datenvolumen aktivieren. Lediglich Telefónica kommuniziert bislang noch kein entsprechendes Angebot für Kundinnen und Kunden seines O2-Netzes.