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Deutlicher Rückgang zum VorjahrFleischkonsum in Deutschland sinkt weiter

Lesezeit 3 Minuten
Fleisch DPA 310322

Der Fleischkonsum ist gesunken.

Der Fleischkonsum steht unter Beobachtung: Seine negativen Auswirkungen auf Klima, Ernährungssicherheit und Gesundheit sind immer wieder Thema. Auch die Fleischindustrie steht in der Kritik - wegen der Arbeitsbedingungen und der Vernachlässigung des Tierwohls.

Gerade junge Deutsche zeigen sich kritisch. Der 2021 veröffentlichte Fleischatlas der Heinrich-Böll-Stiftung zählt mehr als zwei Drittel der Personen unter 30 Jahren, die die aktuellen Produktions- und Arbeitsweisen ablehnen. Die überwiegende Mehrheit sei zudem bereit, ihren Fleischkonsum weiter einzuschränken.

Fleischkonsum: 7,8 Kilogramm weniger seit 2011

Tatsächlich legen am Mittwoch veröffentlichte Zahlen des Bundeslandwirtschaftsministeriums nahe, dass etwas in Bewegung geraten ist. So sank der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 2,1 Kilogramm auf 55 Kilo. Das ist der niedrigste Wert seit Beginn der Berechnungen im Jahr 1989. Im Zehn-Jahres-Vergleich liegt der Rückgang sogar bei 7,8 Kilogramm pro Bundesbürger.

Dabei bekommt insbesondere der unbestrittene Marktführer, das Schweinefleisch, „sein Fett weg“. Hier aß jeder Deutsche im vergangenen Jahr im Schnitt 31 Kilogramm, 2020 waren es 32,2 Kilogramm, 2011 sogar noch rund 40 Kilogramm. Zum Vergleich: Bei Rindfleisch ging der Verzehr um 600 Gramm, bei Geflügel sogar nur um 200 Gramm zurück. Beide Fleischsorten liegen aber mit insgesamt 9,4 beziehungsweise 13,1 Kilogramm pro Kopf auch deutlich hinter dem Borstenvieh zurück.

Dem sinkenden Konsum entspricht auch ein Rückgang der Produktion: Nach Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes wurden 2021 rund 7,6 Millionen Tonnen Fleisch produziert, was einem Rückgang von 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dabei ist die Fleischproduktion schon seit 2017 rückläufig. Auch hier sind wieder die Schweine führend: Demnach sank die Schlachtmenge mit 51,8 Millionen Tieren um fast 3 Prozent.

Krieg in der Ukraine schränkt Fleischkonsum weiter ein

Ist das die große Wende beim Fleischkonsum? Zumindest teilweise, lautet die Antwort des Landwirtschaftsministeriums. Einerseits lässt sich durchaus der Trend zu einer stärker pflanzenbasierten Ernährung beobachten. Zugleich könnten aber auch die Corona-Pandemie und der damit deutlich geringere Außer-Haus-Verzehr von Fleisch etwa in der Gastronomie, in Kantinen oder auf Veranstaltungen als Gründe genannt werden.

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Mit dem Krieg in der Ukraine ist nun eine ganz andere Begründung hinzugekommen, warum der Fleischkonsum dringend weiter eingeschränkt werden müsste. Politiker und Hilfsorganisationen warnen davor, dass durch den Wegfall der Getreideimporte aus Russland und der Ukraine - zwei der wichtigsten Kornkammern der Welt - Lebensmittelpreise drastisch steigen und insbesondere auf dem afrikanischen Kontinent wachsender Hunger zu befürchten sei. Um so wichtiger sei es, Getreide für Lebensmittel zu verwenden - und nicht als Tierfutter oder für Energieproduktion.

Das fordert auch Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD): Sie schlägt vor, den Konsum und die Produktion von Schweinen weiter zurückzufahren, um dadurch Flächen für Nahrungsmittelproduktion freizumachen. Bei einer Verringerung der Schweinefleischproduktion um 30 Prozent etwa würde schon etwa ein Zehntel der Ackerfläche in Deutschland, rund eine Million Hektar, frei - genug für 5 Million Tonnen Getreide, erklärt die Ministerin.

Kritik an Entwicklungsministerin Svenja Schulze

Die Kritik an Schulzes Vorschlag fällt deutlich aus. Die Forderungen seien „fachlich schlichtweg falsch“, sagte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, der „Bild“-Zeitung. „Futtergetreide wird meist in Regionen angebaut, in denen die Böden für den Anbau von Brotweizen häufig ungeeignet sind.“

Dennoch teilt der Bauernverband die Sorge um die Ernährungssicherheit und fordert von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) kurz- und langfristige Maßnahmen zur Sicherung der Nahrungsmittelversorgung sowie zur Kostendämpfung. Özdemir trifft sich am Donnerstag mit den Agrarministern der Bundesländer.

Dabei soll es auch um die Flächennutzung in der Landwirtschaft gehen. Vor allem die Bewirtschaftung von Brachflächen steht dabei im Fokus. Die Umwidmung der Anbauflächen für Schweinefutter scheint dagegen noch eine „Heilige Kuh“ zu sein. (KNA)