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Neues GeschäftsmodellWarum die HUK künftig auch Autos verkauft

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Die HUK will in Zukunft nicht nur Autos versichern, sondern auch verkaufen.

Der führende deutsche Autoversicherer steigt ins Gebrauchtwagengeschäft ein. Im September wird die HUK Coburg, bei der bundesweit 10,7 Millionen Fahrzeuge versichert sind,  in Düsseldorf ein Autohaus mit Gebrauchten aller  gängigen Marken eröffnen. 

Dabei ist der Name „HUK Autowelt“ durchaus programmatisch. „Wir wollen unsere Position als Dienstleister rund ums Auto stärken und ausbauen“, sagt HUK-Coburg-Pressesprecher Holger Brendel. Zunächst handele es sich zwar nur um ein Pilotprojekt. Im Erfolgsfall sollen aber sehr bald weitere HUK-Autowelten an mehreren attraktiven Großstadt-Standorten folgen.

Mit dem neuen Geschäftszweig möchte der Versicherungskonzern, der jeden zweiten Euro im KfZ-Bereich umsetzt, seine Leistungspalette deutlich ausweiten. Bisher schon bietet die HUK Coburg bei Vertragsabschluss günstige Tarife an, sofern die Kunden Unfallschäden auf Kasko in einer der bundesweit 1400 vertraglich  gebundenen Werkstätten reparieren lassen.

Angebot zunächst nur für HUK-Kunden

Zudem soll bis Ende 2018 die Zahl der Werkstätten, die exklusiv für HUK-Kunden verbilligte Serviceleistungen wie etwa Haupt- und Abgasuntersuchungen, Reifen-, Fahrwerk- und Batteriechecks im Programm haben, auf rund 300 steigen. Nun also kommt das Geschäft mit hochwertigen gebrauchten Autos dazu.

Das Angebot richtet sich zunächst ausschließlich an HUK-Kunden und umfasst drei Monate bis sechs Jahre alte Wagen. Unfallfahrzeuge sind ausgeschlossen. „Es geht uns vor allem darum, unsere Kunden enger an uns zu binden“, sagt Brendel. Mit Autoverkauf, Versicherung, Reparatur und Wartungsservice aus einer Hand.

Ganz neu ist diese Idee nicht. Auch große Autohäuser bündeln längst den KFZ-Verkauf mit Versicherungs- und Serviceverträgen zu Rundum-Sorglos-Paketen. Im Internet finden sich ebenfalls Kombi-Angebote, mit  denen sich Händler zwischen Autofahrer und Versicherungsunternehmen schieben. Gerade junge Käufer könnten die Kasko- oder Haftpflicht-Versicherung nur mehr als Anhängsel eines Gesamtgeschäfts erleben, was den Versicherungsunternehmen begreiflicherweise nicht gefällt.

Car-Sharing und Einparkhilfen schaden den Versicherungen

Ebenfalls bedrohlich für die Branche erscheint der Trend zum Car-Sharing. Besonders in großen Städten zählen „Rent a Car“, „Drive now“ und Co. längst zum normalen Straßenbild. Das eigene Auto hat als Wunsch Nummer eins der 18-Jährigen ausgedient. Eine aus Sicht der Versicherer unschöne Entwicklung.

Hinzu kommt die Entwicklung zum autonomen Fahren. Elektronische Einparkhilfen verringern schon heute die Zahl der Blechschäden, mit zunehmender Perfektionierung der Technik rechnet die HUK  auch mit sinkenden Unfallzahlen insgesamt. Infolge dessen werden nicht nur die Reparaturkosten, sondern auch die Versicherungsprämien sinken. 

Ob sich dann noch das herkömmliche, nach Schadensfreiheitsrabatten gestaffelte Geschäftsmodell rechnet, erscheint fraglich. Angesichts solchen Umfelds erscheint es nur logisch, wenn  die HUK die Kundenbindung mit zusätzlichen Angeboten stärken möchte. „Wir wollen mit der HUK Autowelt den direkten Kontakt zum Kunden halten und intensivieren“, bestätigt Brendel. Geld verdienen stehe nicht an erster Stelle.

Dauerhafter Erfolg ist fraglich, so Experten

Eine solche Aussage kommt freilich einer Kriegserklärung an bestehende Gebrauchtwagenhändler gleich, weil das Huk-Konzept Preisdruck entfacht. Um wie viel die Coburger den bestehenden Gebrauchtwagenmarkt unterbieten wollen, ist vorerst noch ein Geheimnis. Man werde günstig sein, heißt es vage.

Ob die HUK damit dauerhaft erfolgreich sein kann, ist nach Ansicht des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg-Essen allerdings fraglich. 

„Der Gebrauchtwagenmarkt ist schwierig, die Kosten wie auch die Risiken sind vergleichsweise hoch“, sagt Dudenhöffer.  Alles entscheidend sei der rasche Weiterverkauf der Fahrzeuge. Lange Standzeiten trieben nicht nur die Kosten für Wartung, Pflege und den Stellplatz in die Höhe,  sie verringerten mit wachsender Dauer auch den Wiederverkaufswert. Dauerhaft erfolgreich seien daher große Gebrauchtwagenhändler wie das aus den Niederlanden stammende „Dat Autohus“, das an den Standorten in Norddeutschland auf der grünen Wiese mehrere hundert oder gar tausende Fahrzeuge vorhalte. „Da kommen die Leute hin, gucken, suchen sich ein Auto aus, machen eine Probefahrt und kaufen.  Kein Auto steht länger als vier Wochen“, sagt Dudenhöffer. Kleine Händler hätten es dagegen schwer.