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Niedrigwasser auf dem RheinSchiffe befördern oft nur noch die Hälfte der Ladung

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Binnenschiff auf dem Rhein bei Köln im Dezember 2020

Köln – Der niedrige Wasserstand des Rheins belastet die Binnenschifffahrt. Viele Schiffe könnten nicht einmal die Hälfte der üblichen Ladung befördern, sagt Roberto Spranzi, Vorstandsmitglied im Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt. Ist die Situation so bedrohlich wie im Dürresommer 2018? Eine Bestandsaufnahme.

Die aktuelle Situation führe zu erheblichen Mehrkosten, sagt Spranzi. So könne ein sogenannter Schubverband mit 5200 Tonnen Tragfähigkeit derzeit teils nur noch 2200 bis 2400 Tonnen transportieren, wenn er den besonders niedrigen Pegel Kaub nahe dem Loreley-Felsen in Rheinland-Pfalz passieren wolle.

„Schifffahrt ist behindert“

Der Hydrologe Jörg Uwe Belz von der Bundesanstalt für Gewässerkunde erklärt: „Auf der Bundeswasserstraße Rhein ist die Schifffahrt über weitere Strecken behindert, viele Schiffe müssen ihren Tiefgang reduzieren.“ Auftraggeber seien zwar vielfach verpflichtet, den Binnenschiffern über den sogenannten Kleinwasserzuschlag einen Ausgleich zu zahlen, sagt Spranzi. Dies verteuere aber den Transport. Aus wirtschaftlichen Gründen fahren auf dem Rhein zunehmend größere Binnenschiffe mit mehr Transportkapazität und damit mehr Tiefgang.

Aktuell liegen die Rhein-Wasserstände nach mehreren trockenen Monaten vor allem am Niederrhein teils noch deutlich unter dem mittleren Niedrigwasser. So lag der Pegel in Emmerich kurz vor der Grenze zu den Niederlanden am Freitagnachmittag bei 76 Zentimeter (mittleres Niedrigwasser 94 Zentimeter), in Duisburg-Ruhrort bei 236 Zentimetern knapp unter dem mittleren Niedrigwasser. In Köln lag der Pegel am frühen Montagabend mit 180 Zentimetern über dem mittleren Niedrigwasser von 146 Zentimetern. Von einer Gefahr für die Binnenschifffahrt ist deshalb noch nicht zu sprechen, doch ist der Wert der drittniedrigste an einem 7. Dezember in den vergangenen 20 Jahren. Der Mittelwert für diesen Zeitraum beträgt 308 Zentimeter.

Mehr Schiffe sind unterwegs

Die verhältnismäßig niedrigen Pegel entlang des Rheins machen sich nun auch bei den Unternehmen in der Region bemerkbar. In den Häfen des Kölner Logistikdienstleisters Rheincargo kommen die Flussfrachter nicht mehr voll beladen an. Sprecher Christian Lorenz nennt das Beispiel Salzlieferungen: Schiffe, die Salz aus Heilbronn transportierten, würden üblicherweise 1800 Tonnen Ladung fassen, „jetzt kommen sie meist mit 1000 Tonnen an“, so Lorenz. Dafür seien mehr Schiffe unterwegs.

Beim Leverkusener Chemiepark-Betreiber Currenta komme zwar die Gesamtmenge der Waren weiterhin an den Standorten Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen an, teilt ein Unternehmenssprecher mit, doch seien dafür mehr Schiffe notwendig: „Teilweise sind die Schiffe nur mit der Hälfte der Waren beladen.“ Weil dadurch mehr Ladungen gelöscht werden müssen, falle aktuell mehr Arbeit an.

Auch Covestro setzt für den Transport derzeit mehr Schiffe ein, muss aber aktuell noch nicht auf andere Verkehrswege wie Straße und Schiene ausweichen, um die Versorgung zu sichern. „Wir gehen auch davon aus, dass die Wasserstände zeitnah wieder steigen“, sagt ein Sprecher.

Verglichen mit 2018 ist die Situation entspannt

So führt die aktuelle Situation zwar zu zusätzlichen Kosten, ist aber verglichen mit Jahren wie 2018, als es über Monate kaum regnete, relativ entspannt. Im Oktober vor zwei Jahren war der Fluss auf ein Rekordtief von 67 Zentimetern gesunken. Für die Binnenschifffahrt, die beim Transport von Rohstoffen und fertigen Produkten eine zentrale Rolle bei zahlreichen Unternehmen einnimmt, waren die Auswirkungen dramatisch. Weil immer mehr Schiffe eingesetzt werden mussten, um die gleichen Mengen zu transportieren, wurden die Kapazitäten immer knapper und die Kosten für Niedrigwasserzuschläge stiegen.

Also versuchten Unternehmen wie Covestro, die Lieferungen ihrer Vorprodukte auf Schienen und Straßen zu verlagern. Man braucht jedoch fast 100 Lkw, um ein Binnenschiff mit einer Tragfähigkeit von 2000 Tonnen zu ersetzen. Das Ergebnis waren Engpässe bei Rohstoffen und Verzögerungen beim Abtransport der fertigen Erzeugnisse.

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