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OECDStudie zeigt Integrationserfolge von Flüchtlingen

Lesezeit 4 Minuten
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Zwei Drittel der Flüchtlinge mit Sprachkenntnissen auf B1-Niveau haben einen bezahlten Beruf.

Berlin – Dass Arbeit der Schlüssel zur Integration von Zuwanderern ist, zählt mittlerweile zu den Binsenweisheiten. Arbeit ist notwendig, um wirtschaftlich auf eigenen Beinen zu stehen, sie hilft, Sprachkenntnisse zu verbessern, Kontakte zu knüpfen, Freunde zu finden. Kurz: Integration ohne Job ist ein Flopp.

Die OECD hat am Mittwoch eine Vergleichsstudie vorgelegt, die die unterschiedlichen Integrationserfolge in 27 europäischen Ländern dokumentieren. Zunächst zeigen die Daten, die sich sämtlich auf das Jahr 2014 beziehen, eine starke Konzentration der Flüchtlinge auf wenige europäische Länder.

Die meisten Flüchtlinge in Mitteleuropa

Ganz vorne lag Deutschland, das rund 662 000 Flüchtlinge im Alter zwischen 15 und 64 Jahren aufnahm, gefolgt von Großbritannien mit 300 000. Nach Schweden, das im Verhältnis zu einheimischen Bevölkerung mit Abstand die meisten Flüchtlinge ins Land ließ, kamen gut 230 000 Personen, in Frankreich waren es etwas mehr als 200 000. Insgesamt nahmen diese vier Länder 80 Prozent aller Flüchtlinge auf, die 2014 in die EU einreisten. Zählt man noch Belgien und Österreich mit vergleichsweise hohen Zuwanderungszahlen hinzu, kommt man auf 90 Prozent.

Diese Konzentration hat sich nach Worten des OECD-Migrations-Experten und Co-Autors der Studie, Thomas Liebig, in der Phase besonders starker Zuwanderung im vergangenen Jahr fortgesetzt und noch verstärkt. Daraus folgt zweierlei: Südeuropäische Länder nahmen 2014 wenige, osteuropäische EU-Staaten so gut wie keine Flüchtlinge auf. Daher sind die teils ausgezeichneten Daten zur Integration von Flüchtlingen in einigen östlichen EU-Ländern wegen der geringen Zahlen nicht aussagekräftig.

Integrationspolitik bewirkt enorme Fortschritte

Mit den Sprachkenntnissen der Zuzügler steht es teils auch Jahre nach der Ankunft nicht zum Besten. Der Anteil der Flüchtlinge, die innerhalb der ersten zehn Jahre nach der Einreise die Sprache des Gastlandes zumindest auf bescheiden fortgeschrittenem „B1-Niveau“ beherrschten, lag 2014 EU-weit bei 60 Prozent und damit deutlich unter dem Sprachniveau anderer Migranten, von denen immerhin vier Fünftel B1-Kenntnisse vorweisen konnten.

Für die Bundesrepublik lagen die Angaben sogar noch darunter: Nur gut 40 Prozent der Flüchtlinge und zwei Drittel der anderen Migranten, die weniger als zehn Jahr in Deutschland lebten, erreichten das B1-Level. Allerdings, und dies zu betonen ist Liebig in der derzeit aufgeheizten Debatte wichtig, habe gerade die deutsche Integrationspolitik jüngst enorme Fortschritte bewirkt. So hätten 2015 zwei Drittel der Flüchtlinge mit absolviertem Integrationskurs das B1-Sprachniveau vorweisen können.

B1-Kenntnisse wichtig für Beruf

Wie wichtig diese, wenn auch noch unvollkommene Fertigkeit ist, zeigen die Beschäftigungsquoten in Deutschland: Während von den Flüchtlingen mit Anfänger-Sprachkenntnissen 2014 nur gut ein Viertel eine bezahlte Arbeit hatte, waren es in der nächst höheren, der B1-Ebene bereits zwei Drittel – und damit ebenso viele, wie Flüchtlinge mit fließenden Deutschkenntnissen.

Nur in Deutschland geborene 15-bis 64-Jährige weisen mit 75 Prozent einen höheren Beschäftigungsanteil auf. Damit sind Sprachkenntnisse für die Integration in den Arbeitsmarkt wichtiger als berufliche Qualifikationen: Von den Flüchtlingen mit niedrigem Bildungsniveau war immerhin fast die Hälfte beschäftigt, von den Hochgebildeten waren es „nur“ 70 Prozent.

Nur 45 Prozent der Frauen arbeiten

Bei alledem spielt der Faktor Zeit eine große Rolle. Im Mittel dauert es laut OECD zwischen 15 und 20 Jahren, bis Flüchtlinge eine ähnlich hohe Beschäftigung aufweisen wie Arbeitsmigranten und Inländer. Besondere Schwierigkeiten haben dabei Frauen zu überwinden: Sie stehen laut Liebig in vielen Herkunftsländern traditionell nicht im Beruf. Die dort übliche Rollenverteilung weise den Frauen Aufgaben im Haushalt und für die Kindererziehung zu. Folge: 2014 waren in der EU lediglich 45 Prozent aller weiblichen Flüchtlinge erwerbstätig.

Zugleich müssen sich viele gut qualifizierte Neuankömmlinge unter Wert verkaufen: Mehr als zwei Drittel der in Deutschland beschäftigten hochqualifizierten Flüchtlinge übten 2014 eine Tätigkeit unterhalb ihres Ausbildungsniveaus aus. Auch in diesem Punkt hat es laut Liebig 2015 durch die systematische Erfassung des Ausbildungstands der Neuankömmlinge entscheidende Fortschritte gegeben. Liebig: „Insgesamt ist Deutschland, auch wegen seiner guten Wirtschaftslage, zur Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt viel besser in der Lage als noch 2014.“ Soll wohl heißen: Wir schaffen das.