ÖkostromumlageNRW zahlt, Bayern kassiert
- Betreiber von Windrädern, Solaranlagen und Biomassekraftwerken haben 2014 etwa zwei Milliarden Euro mehr Vergütung erhalten als im Vorjahr.
- Die Produktion von Ökostrom bleibt für NRW vorerst ein Zuschussgeschäft.
- Bayern zählt zu den Gewinnern in Sachen Ökostromumlage.
- Jahrelange Versäumnisse der Politik sollen für den Rückstand Nordrhein-Westfalens verantwortlich sein.
Düsseldorf – Für die Stadt Bedburg im Rhein-Erft-Kreis ist der neue Windkraftpark auf der Königshovener Höhe, der heute offiziell eingeweiht wird, schon jetzt ein Glücksfall.
Seit einigen Monaten wehen die 21 Windräder Millionen in die Stadtkasse – und bestätigen damit einen deutschlandweiten Trend: 2014 haben Betreiber von Windrädern, Solaranlagen und Biomassekraftwerken hierzulande rund zwei Milliarden Euro mehr Vergütung erhalten als noch im Vorjahr.
Allein in Nordrhein-Westfalen stiegen die Einnahmen um 200 Millionen Euro. Das geht aus einer aktuellen Studie des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hervor.
Unter dem Strich dürfte die Produktion von Ökostrom für Nordrhein-Westfalen jedoch trotzdem weiterhin ein Zuschussgeschäft bleiben. Insgesamt erhielten nordrhein-westfälische Anlagenbetreiber 2014 Vergütungen in Höhe von 2,2 Milliarden Euro.
Einer früheren Studie des BDEW zufolge standen diesen Einnahmen jedoch Ausgaben – bedingt insbesondere durch die Ökostrom-Umlage für Verbraucher – von fast fünf Milliarden Euro gegenüber. Macht ein Saldo von knapp 2,8 Milliarden Euro.
Andere Bundesländer hat es da schon besser getroffen. Nach Bayern beispielsweise flossen 2014 Vergütungen in Höhe von etwas mehr als fünf Milliarden Euro, nach Niedersachsen 3,2 Milliarden.
NRW hängt beim Ökostrom hinterher
Die Spitzenposition des Freistaats im Süden Deutschlands liegt unter anderem daran, dass dort in der Vergangenheit insbesondere Photovoltaikanlagen gebaut wurden, für die es im Durchschnitt am meisten Geld gibt. In Niedersachsen sorgt insbesondere die enorme Anzahl von Windrädern für Einnahmen.
Für NRW kommt erschwerend hinzu, dass es das bevölkerungsreichste Bundesland ist und demnach mehr Menschen die Ökostrom-Umlage zahlen müssen als in Bayern oder Niedersachsen.
Daher wird mit nordrhein-westfälischen Anlagen zwar der drittmeiste regenerative Strom in Deutschland produziert (10,5 Prozent), der Anteil an den Auszahlungen ist im Vergleich zu anderen Bundesländern jedoch gering (10,2 Prozent).
„Selbst schuld“, sagt Reiner Priggen. Der Energieexperte der nordrhein-westfälischen Grünen macht langjährige Versäumnisse der Politik für dieses Missverhältnis verantwortlich. „Was können die Solar-Bauern in Bayern dafür, dass die Entwicklung der erneuerbaren Energien hier lange Zeit verschlafen wurde?“, fragt er.
Noch heute sei der Planungsvorlauf für den Bau von Anlagen zur regenerativen Stromerzeugung wegen bürokratischer Hürden oftmals zu lang. Zudem seien in NRW noch lange nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, was die Produktion erneuerbarer Energie betrifft. Entlang von Autobahnen oder Bahntrassen gebe es noch zahlreiche Möglichkeiten, etwa Windräder zu installieren.
„Dann würden automatisch mehr Mittel ins Land fließen“, so Priggen. Die neuen Zahlen des BDEW sollten daher nicht dazu genutzt werden, anderen Bundesländern ihren Erfolg vorzuwerfen. „Das sollte vielmehr ein Ansporn sein, mehr zu tun.“ Wie beispielsweise in Bedburg.