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Österreichischer Schokokuss-HerstellerMit Hamsterkäufen vor Pleite gerettet

Lesezeit 2 Minuten

Klebrig süß - aber Zehntausende Österreicher naschen die Schaumküsse derzeit ja für einen guten Zweck. Sie wollen den Hersteller in Wien vor der Insolvenz retten.

Wien – Die Nachrichten von der Front treffen im Abstand von wenigen Minuten ein. Meistens sind es schlimme: "Zwischen Ostermiething und Oberndorf gibt's definitiv keine Niemetz-Schwedenbomben zu kaufen", meldet Petra aus dem Innviertel. Wie Petra ziehen derzeit Zehntausende Österreicher durch die Supermärkte und retten ihre Kindheit.

Seit der Wiener Süßwarenhersteller Niemetz Insolvenz angemeldet hat, sind bisher mehr als 40 000 dankbare Verbraucher der Facebook-Gruppe "Rettet die Niemetz-Schwedenbomben" beigetreten. Nach einer Woche der Panikkäufe kann die Firma nun vorerst weitermachen. Doch die Fans engagieren sich weiter: Möbelriesen Ikea wollen sie mit ins Boot holen. "Das wäre die perfekte Kombination vom IKEA Schwedenstil und österreichischer Tradition", schreibt ein Facebook-Nutzer.

Der Wiener Konfektproduzent stellt seit den 1930er Jahren Schaumkuppeln mit Schokoladenüberzug her. Kindergenerationen bissen sich seither fröhlich durch die hauchdünne, fast schwarze Schale in das weiche, strahlende Weiß der süßen Baiser-Masse durch. Anders als in Deutschland oder Frankreich, wo man sie früher Tête de nègre, Negerkopf, nannte, trugen die Schokoküsse in Österreich nie einen rassistischen Namen, wohl aber einen militärischen.

Als Österreich 1990 seine Märkte für die EU-Länder öffnete, war Niemetz nicht mehr allein: Aus dem großen, fetten Nachbarland drangen große, fette "Super-Dickmanns" über die Grenze und drohten die heimischen Schwedenbomben zu zerquetschen. Die Supermarktketten des Landes gingen in deutsche Hände über - und nahmen deutsche Schokoküsse ins Sortiment. Die Niemetz-Fabrik am Wiener Rennweg schrumpfte auf 66 Mitarbeiter. Seit August standen fällige Schulden aus, dann folgte der Insolvenzantrag.

Augenblicklich herrschte in ganz Österreich Schwedenbomben-Alarm: Fans schleppten die Niemetz-Küsse packungsweise nach Hause. Schließlich kam die Entwarnung: Niemetz macht vorerst weiter.