PaketdiensteWie Incharge 2000 Lkw-Fahrten überflüssig machen will
- Der Unternehmer Holger Te Heesen hat ein Geschäftsmodell entwickelt, das den Lieferverkehr in den Innenstädten drastisch reduzieren soll.
- Bestellungen von Unternehmen werden in eigenen Lagerhallen gebündelt und von dort weiterverteilt.
- So sollen 2000 Fahrten täglich in die Innenstädte eingespart werden.
Düsseldorf/Köln – In Düsseldorf, sagt Holger te Heesen, gibt es Unternehmen, die bis zu 100-mal am Tag mit Ware beliefert werden. Sie bestellen bei verschiedenen Lieferanten, die alle mit eigenen Paketwagen in die Stadt fahren. Je größer dabei die Produktionsfläche, desto größer in der Regel auch die Liefermengen. „Dabei wären laut einer McKinsey-Studie 7500 von 10.000 Lieferfahrten in die Stadt vermeidbar“, sagt te Heesen. Die Wagen verstopfen zusammen mit den vielen Pendlern und Besuchern die Straßen, Fahrer streiten um Parkplätze, Autos blasen Schadstoffe in die Luft.
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Te Heesen hat ein Geschäftsmodell entwickelt, das den Lieferverkehr in den Innenstädten drastisch reduzieren soll. Er ist Inhaber von „ABC Logistik“ mit 280 Mitarbeitern und mehr als 60.000 Quadratmetern Lagerfläche in Düsseldorf, Krefeld und Neuss. Nach mehr als 20 Jahren Erfahrung mit Innenstadtlogistik hat er mit seinem Sohn Michael te Heesen „Incharge“ gegründet. Die Firma bündelt die Bestellungen von Unternehmen in eigenen Lagerhallen und verteilt sie von dort weiter. Das Prinzip ist einfach: Te Heesens Partnerunternehmen ändern ihre Lieferanschrift auf die Incharge-Adresse im Düsseldorfer Hafen.
150 Partner
Am Abend oder Morgen darauf werden die Lieferungen dann mit dem Lkw – einem Euro-6-Diesel, denn E-Alternativen gebe es nicht – ins Zentrum gefahren. Die Läden bekommen so nur noch eine einzige, statt unzählige kleine Lieferungen. Im Moment fährt Incharge am Tag rund 1000 Pakete aus. Langfristig will te Heesen mit seinem Dienst täglich 2000 Lkw-Fahrten in die Innenstädte einsparen. All das bedeutet: weniger Verkehr, weniger Stickoxide und CO2, weniger Lärm. Te Heesen liefert außerdem nur außerhalb der Stoßzeiten. „Der Lieferverkehr einer Stadt sollte um acht Uhr morgens abgeschlossen sein“, sagt er. „Die Städte sind heute mit Verkehr überflutet.“
Incharge hat mittlerweile 150 Partner, laut te Heesen kommen wöchentlich neue hinzu. Zu ihnen gehören zum Beispiel der Schuhhändler Deichmann, Saturn, Foto Koch und Düsseldorf Tourismus. Außerdem gibt das Unternehmen Partnern die Möglichkeit, Ware im Incharge-Lager zwischenzulagern – was es ihnen ermöglicht, größere Mengen und damit zu besseren Konditionen zu bestellen, als es auf knapp bemessener Innenstadt-Fläche möglich wäre.
Lieferung durch E-Fahrzeug
Jedes Paket, das den Umweg über das Incharge-Lager nimmt, kostet im Schnitt etwa einen Euro. Gewinne erwirtschaftet Incharge damit zurzeit noch nicht. ABC-Logistik quersubventioniert das Geschäft. „Uns geht es bei Incharge aber auch nicht um den Gewinn“, sagt te Heesen. Stattdessen gehe es darum, Verkehr und Schadstoffe zu reduzieren; die Innenstädte zu entlasten. „Verkehr ist eines der Hauptprobleme in Deutschland.“ Sein Modell will der Spediteur daher auch auf andere deutsche Städte übertragen. In Köln laufen dazu bereits Gespräche.
Einzelhändlern bietet te Heesen noch einen anderen Lieferdienst: Ihre Kunden bekommen die Möglichkeit, Ware im Geschäft zu kaufen und sie abends durch ein Incharge-Elektrofahrzeug geliefert zu bekommen. So könne der Einzelhandel sich den Onlinehändlern entgegenstellen, sagt te Heesen. Wer mit der Bahn in die Stadt fahre, kaufe schließlich keine Waschmaschine oder Weinkisten ein. Außerdem laufen Gespräche mit Unternehmen, die Mitarbeitern die Möglichkeit geben möchten, Ware an den Arbeitsplatz zu liefern. Auch diese Fahrten könnten gebündelt werden.