AboAbonnieren

Leere Briefkästen?Streik bei der Post: Was Verbraucherinnen und Verbraucher wissen müssen

Lesezeit 4 Minuten
Ein Schild mit der Aufschrift «Dieser Betrieb wird bestreikt» steht vor einer bestreikten Deutsche-Post-DHL-Niederlassung.

Im Tarifstreit bei der Deutschen Post hat die Gewerkschaft Verdi zu bundesweiten Streiks aufgerufen. (Archivbild)

In ganz Deutschland kommt es am Freitag zu Verzögerungen für Brief- und Paketkunden der Deutschen Post. Verdi hat zum Streik von rund 160.000 Beschäftigten aufgerufen.

Leere Briefkästen vor dem Wochenende? Wegen eines Warnstreiks bei der Post am Freitag müssen sich Empfängerinnen und Empfänger von Briefen und Paketen auf Verzögerungen einstellen. Die Gewerkschaft Verdi hat die beschäftigten Mitglieder in allen Brief- und Paketzentren der Deutschen Post ganztägig zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen.

Der Grund: Die zweite Runde der Tarifverhandlungen für die rund 160.000 Beschäftigten ging ohne Ergebnis zu Ende. Auch in den kommenden Tagen könnte es zu weiteren Einschränkungen kommen. Das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) gibt einen Überblick, was Verbrauchende nun wissen müssen.

Warum streikt die Post?

Verdi fordert 15 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Verhandlungsführerin Andrea Kocsis sagte, dass der überwiegende Teil der Gewerkschaftsmitglieder bei der Post ein niedriges Einkommen habe und Reallohnverluste nicht verkraften könne.

Etwa 140.000 der 160.000 Tarifbeschäftigten hätten zwischen 2108 und 3090 Euro monatlich verdient, weshalb sie von den Auswirkungen der hohen Inflation besonders hart betroffen seien. Die letzte Tariferhöhung im Januar 2022 habe lediglich bei 2 Prozent gelegen. Verdi halte die Forderungen deshalb für „notwendig, gerecht und machbar“.

Wie steht die Post zu den Forderungen?

Die Post lehnt die Verdi-Forderungen bislang strikt ab. Die Annahme, dass Lohnsteigerungen durch Preiserhöhungen weitergegeben werden könnten, sei falsch. Die Post verweist auf die Preisregulierung für das Brief- und Paketgeschäft in Deutschland.

Zugleich sprach das Unternehmen zuletzt von konstruktiven Diskussionen. Damit sei die Grundlage geschaffen, um in der dritten Verhandlungsrunde am 8. und 9. Februar „ein Angebot vorzulegen, das sich an einem fairen Ausgleich zwischen den berechtigten Interessen der Beschäftigten und den ökonomischen Realitäten von Post & Paket Deutschland orientieren wird“.

Wie steht Verdi zu den Post-Argumenten?

Wenig überraschend: Verständnis zeigt Verdi nicht für die ablehnende Haltung der Post. Im Gegenteil. Es sei angesichts der Milliardengewinne des Konzerns eine Provokation, so Kocsis.

„Darauf werden die Beschäftigten in den Betrieben nun eine klare Antwort geben und ihren Forderungen mit Streiks Nachdruck verleihen.“ Die Gewerkschaft kündigte bereits weitere Streiks für die kommenden Tage an.

Welche Alternativen gibt es zur Post?

Die Deutsche Post ist zwar der größte Anbieter für den Versand von Briefen und Paketen, Verbraucherinnen und Verbraucher können aber auch auf konkurrierende Unternehmen ausweichen.

So gibt es etwa die regionalen Privatanbieter wie BW Post, CitiPost, RPV Briefservice, Post Modern, LVZ Post, Mittelhessen Mail, LMF Postservice, Saarriva, Brief und mehr, biberpost, Nordbrief, PinMail und noch andere.

Auch beim Paketversand gibt es Alternativen zu DHL. Dazu zählen etwa Hermes, UPS, GLS oder DPD. Am unkompliziertesten ist es jedoch, wichtige Nachrichten per E-Mail zu erledigen – sofern möglich.

Post mit Fristen: Gibt es eine Zustellungsgarantie?

Nein. In der Regel werden Briefe mit wichtigen Fristen von der Post schnell zugestellt, häufig schon am nächsten Tag. In Streikzeiten ist diese Zuverlässigkeit jedoch nur bedingt geboten. Und dagegen lässt sich auch nichts unternehmen.

Eine Garantie, dass die Post Briefe rechtzeitig zustellen muss, gibt es nicht, weshalb das Unternehmen in solchen Fällen auch nicht haftet. Müssen Sie einen Brief verschicken, sollten Sie das „Einschreiben mit Sendungsverfolgung“ buchen.

Muss ich eine Mahnung zahlen, wenn die Rechnung zu spät ankommt?

Um eine Rechnung zu begleichen, haben Sie in der Regel zwei Wochen Zeit. Häufig werden aus Kulanzgründen sogar noch ein paar Tage mehr gewährt. Sollte die Post jedoch getrödelt haben und Sie erhalten die Rechnung sowie Zahlungserinnerung und erste Mahnung tatsächlich zu spät, dann gilt es, schnell zu handeln.

In diesem Fall sollten Sie so schnell wie möglich Einspruch einlegen und den Absender über die offensichtliche Lieferverzögerung durch den Streik bei der Post zu informieren.

Wie blicken Verbrauchende auf den Post-Streik?

Die Freude dürfte sich wie bei allen Streiks, die das öffentliche Leben betreffen, in Grenzen halten. Doch auch ohne Streiks gibt es bereits mehr Beschwerden über Zustellmängel. Im vergangenen Jahr registrierte die Postbeschwerdestelle der Bundesnetzagentur fast dreimal so viele wie 2021.

Die Beschwerden richten sich gegen die ganze Branche. Die meisten Wortmeldungen über verspätete oder verlorene Sendungen beziehen sich aber auf den Marktführer. Das Unternehmen verweist auf einen hohen Krankenstand und eine allgemein schwierige Suche nach Arbeitskräften. Die Post hat angekündigt, die Qualität in der Zustellung verbessern zu wollen. (mit dpa)