Die Nebenkosten in NRW stiegen 2023 laut einer Umfrage mit zweistelligen Raten. Schuld an der Steigerung sind nicht nur höhere Heizkosten.
Warmmieten explodierenPreissteigerung in NRW: Nebenkosten sind fast so hoch wie Kaltmiete
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Laut Haus & Grund sind die Nebenkosten in NRW im Jahr 2023 um 11,3 Prozent gestiegen. (Montage)
Copyright: IMAGO/Bihlmayerfotografie
Wohnen wird immer teurer – und das, obwohl die Kaltmieten nur leicht steigen. Die Nebenkosten hingegen haben in den vergangenen Jahren allerdings so stark zugenommen, dass sie die Warmmieten kräftig in die Höhe treiben. Der Eigentümerverband Haus & Grund Rheinland Westfalen geht in einer Hochrechnung für das Jahr 2023 sogar von einem Rekordstand aus. Dies geht aus dem aktuellen NRW-Wohnkostenbericht des Eigentümerverbandes hervor.
Kaltmiete und Nebenkosten liegen nun fast gleichauf
Demnach sind die Kosten fürs Wohnen im vergangenen Jahr im Schnitt um 6,1 Prozent gestiegen. Während die Kaltmieten lediglich um 1,5 Prozent zulegten und damit unter der Inflationsrate von 5,9 Prozent blieben, stiegen laut Haus & Grund die Nebenkosten deutlich stärker – um 11,3 Prozent.
Damit liegen Kaltmiete und Nebenkosten nun fast gleichauf: Ein durchschnittlicher Mieter zahlte im vergangenen Jahr 15,08 Euro pro Monat und Quadratmeter, davon 7,99 Euro Kaltmiete und 7,08 Euro Nebenkosten. „So viele zweistellige Zuwachsraten bei den Nebenkosten hatten wir in den zehn Jahren, die es den NRW-Wohnkostenbericht jetzt gibt, bislang noch nicht“, sagte Erik Uwe Amaya, Direktor von Haus & Grund Rheinland Westfalen.
Die Ergebnisse des Wohnkostenberichts beruhen auf einer laut Haus & Grund Rheinland Westfalen repräsentativen Mitglieder-Umfrage und umfassen 2.700 gemeldete Wohnungen. Haus & Grund Rheinland Westfalen ist einer von fünf Haus & Grund-Verbänden in NRW und vertritt die Interessen von Vermietern, Wohnungseigentümern und Bauwilligen.
Treiber sind nicht nur die Heizkosten
Wie schon in den Vorjahren waren die gestiegenen Heizkosten der stärkste Nebenkostentreiber, wenngleich die Steigerung mit 21,8 Prozent etwas geringer ausfiel. Doch auch andere Betriebskostenarten zogen dieses Mal spürbar an, etwa die Kosten für Sach- und Haftpflichtversicherungen um 18,4 Prozent. Grund dafür seien inflationsbedingt höhere Baupreise, weswegen Versicherungen mehr Geld ausgeben müssten, um Schäden zu begleichen.
Auch im Dienstleistungsbereich trieben inflationsbedingte Lohnsteigerungen und höhere Personalausgaben die Kosten. Gartenarbeiten wurden um 12,8 Prozent teurer, Schornsteinfeger um 7,7 Prozent und Hausmeister um 6,2 Prozent. Die Kosten für Gebäudereinigungen hingegen stiegen nur um zwei Prozent.
51 Cent mehr pro Quadratmeter in den Metropolen
Auch eine Analyse des Immobilienportals Immoscout24 zeigt, wie stark die Mietnebenkosten in Metropolen gestiegen sind. „Steigende Energiepreise, Inflation und höhere Lohnkosten treiben die Nebenkosten nach oben und belasten Mieter und Mieterinnen, die ohnehin unter steigenden Kaltmieten leiden. Die Wohnkostenbelastung wächst somit doppelt“, sagt Geschäftsführerin Gesa Crockford. „In den Metropolen sind die Menschen noch stärker betroffen: Sie zahlen im Schnitt 51 Cent mehr pro Quadratmeter und Monat an Betriebskosten als im Rest Deutschlands.“
Deutschlandweit liegen die Nebenkosten für Bestandswohnungen, die im dritten Quartal 2024 bei Immoscout24 inseriert wurden, bei durchschnittlich 2,94 Euro pro Quadratmeter - und damit 16,7 Prozent über dem Wert von vor zweieinhalb Jahren. In den Metropolen fallen laut dem Portal die durchschnittlichen Betriebskosten pro Quadratmeter nicht nur höher aus, sondern steigen auch stärker: Dort seien die durchschnittlichen Nebenkosten von 2,87 Euro pro Quadratmeter im ersten Quartal 2022 auf 3,45 Euro pro Quadratmeter im dritten Quartal 2024 gewachsen, ein Plus von rund 20 Prozent.
Zudem würden die Nebenkosten in den Metropolen 51 Cent über dem deutschlandweiten Durchschnitt liegen. Immoscout24 rechnet vor: Für eine 70 Quadratmeter große Bestandsmietwohnung müssen Mietsuchende in den Metropolen demnach 35,70 Euro im Monat oder rund 421 Euro im Jahr mehr einkalkulieren als im Rest des Landes. Grund für die höheren Nebenkosten in den Metropolen sind vor allem die höheren Preise bei den Dienstleistungen, die in die Abrechnung fließen, wie Hausmeisterdienste, Reinigung und Wartungskosten.
Forderungen nach politischen Maßnahmen
Der Verband Haus & Grund fordert nun politische Gegenmaßnahmen. Laut Direktor Amaya seien rund 73,6 Prozent der Nebenkosten in ihrer Höhe direkt durch politische Entscheidungen bedingt. Angesichts der bevorstehenden Grundsteuerreform 2025 warnt er die Kommunen vor einer zusätzlichen Belastung der Mieter und Eigentümer. Eine solche reduziere ihre Attraktivität als Wohnstandort und bremse auch die Energiewende aus, weil private Vermieter weniger in energetische Sanierungen investieren könnten. (mit dpa)