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PrognosenDer Aufschwung hält noch lange an

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Containerschiff im Hamburger Hafen

Berlin – Selten waren sich die Volkswirte so einig wie in diesen Zeiten: Die deutsche Wirtschaft läuft rund, und der Aufschwung wird noch lange weitergehen. Gleich vier Institute legten in diesen Tagen aktuelle Konjunkturprognosen vor. Doch die Abweichungen zwischen dem Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel, dem Ifo in München, dem IWH in Halle und dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin sind minimal. Die Angaben für das Wachstum in diesem Jahr schwanken zwischen 2,2 und 2,3 Prozent. Die Vorhersagen für die Steigerung des Bruttoinlandsprodukts in 2018 reichen von 2,2 Prozent bis 2,5 Prozent.

Wer ein weiteres Beispiel für die Harmonie zwischen den notorisch streitsüchtigen Ökonomen sucht, wird bei dem Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) und der Deutschen Bank fündig. Beide äußerten sich ebenfalls zu ihren aktuellen Wachstumserwartungen und beide liegen voll auf der Linie ihrer Kollegen. Auch für 2019 sind sich die Experten einig, dass der Aufschwung mit einer Wachstumsrate von gut zwei Prozent anhält. Getragen wird die Zuversicht, dass der Boom auf vielen starken Schultern ruht. Nicht mehr allein der Konsum treibt die Wirtschaft an, auch der Export und sogar die Investitionen sorgen für Dynamik. Der Aufschwung ist also breit angelegt, was auch seine lange Dauer erklärt.

Damit zusammen hängt ein Thema, das dann doch den vorweihnachtlichen Frieden in der Ökonomenzunft trübt. An Heftigkeit zu nimmt die Debatte um die Frage, ob der Boom das Risiko einer Überhitzung in sich birgt. Davor hatte bereits der Sachverständigenrat im November gewarnt - und war damit angesichts der immer noch niedrigen Preissteigerungen auf viel Widerspruch gestoßen. Unterstützung bekamen die so genannten Wirtschaftsweisen nun vom Kieler IfW. "Ein Boom mag sich gut anfühlen. Er trägt aber den Keim einer Krise in sich", sagte IfW-Experte Stefan Kooths. Die Wirtschaft wachse deutlich schneller als die Produktionskapazitäten, so dass eine Überauslastung drohe. Dies werde den Inflationsdruck erhöhen. Schon jetzt steuere die Teuerungsrate für Verbraucher auf zwei Prozent zu. In Engpässen werde es erheblich mehr sein. So müssen sich Bauherren laut diesem Institut auf jährliche Preissteigerungen von über drei Prozent einstellen - mit steigender Tendenz.

Dagegen ist das Risiko einer konjunkturellen Überhitzung nach Einschätzung von IMK-Chef Gustav Horn gering und zuletzt trotz steigender Wachstumserwartungen sogar gesunken. "Jetzt ziehen endlich auch die Investitionen an. Das vergrößert die Produktionskapazitäten", so Horn. Zudem könnten Engpässe im Inland mühelos durch Importe überwunden werden. Insbesondere im europäischen Ausland seien die Spielräume für eine höhere Produktion groß.

Ähnlich sieht dies DIW-Präsident Marcel Fratzscher. Zwar seien die Auftragsbücher in der Industrie und vor allem am Bau voller als in normalen Zeiten. Allerdings gebe es keine Anzeichen für eine Lohn-Preis-Spirale, die das typische Merkmal einer Überhitzung sei. Dabei setzen erst die Beschäftigten kräftige Aufschläge durch. Die Unternehmen erhöhen die Preise, um die gestiegenen Kosten weiterzugeben. Dies ermuntert die Gewerkschaften wiederum, ihre Forderungen heraufzusetzen. Tatsächlich aber steigen die Löhne laut DIW nur moderat. Dies liege unter anderem daran, dass Menschen aus dem europäischen Ausland kämen, um hier zu arbeiten. Gegen eine Überhitzung spreche auch, dass die Europäische Zentralbank bald anfangen dürfte, die geldpolitischen Zügel anzuziehen. Dies werde nicht spurlos an der Wirtschaft im Euroraum vorbeigehen, so das DIW.