Die Gamescom zieht Gamer aus aller Welt nach Köln. Immer wichtiger werden für die Messe Influencer und Streamer.
„Gamescom nicht Streamcom“Gamescom setzt vermehrt auf Influencer – Kritik von Spieleentwicklern
Der erste Besuchertag der Gamescom zieht wieder Massen an Gamern nach Köln. Seit 10 Uhr sind die Türen zu den Messehallen in Deutz geöffnet. In langen Schlangen stehen die Spielefans an den Ständen der Studios an, die in den kommenden Monaten neue Games auf den Markt bringen. Erfahrene unter ihnen reisten mit Campingstühlen an. Publikumsmagnet waren bisher meist die Triple A-Spiele.
Sie locken Videospiel-Fans wie Fabian an: Der 22-Jährige möchte „Payday 3“ anspielen und sitzt mit seinem Campingstuhl in der Warteschlange. Er ist zum vierten Mal auf der Gamescom. Leider seien viele der großen Publisher nicht mehr vertreten, bemängelt er.
Das stimmt: Bekannte Videospiele wie „Call of Duty“ oder „Baldur’s Gate 3“ sind auf der Messe entweder nicht anspielbar oder erst gar nicht vertreten.
Für die größte Videospielmesse Europas gewinnen inzwischen Influencer und Streamer zunehmend an Bedeutung. Sie locken ihre Zuschauer und Fans an, die dann auch den Ständen der Spieleentwickler einen Besuch abstatten.
Fabian kritisiert diese Entwicklung: „Bei der Gamescom sollten die Spiele im Vordergrund stehen, es heißt schließlich Gamescom und nicht Streamcom.“
Auch Matthias und Felina sehen die Entwicklung kritisch: Sie studieren Innovation and Game in Frankfurt und wollen die Gamescom statt nur zum Spielen auch nutzen, um ihr berufliches Netzwerk zu vergrößern. Deshalb interessieren sie sich besonders für die Indie-Area und hoffen, dort zukünftige Arbeitgeber aus dem Raum Frankfurt zu finden. Von den Influencer-Events ist Felina genervt: „Es kommen einfach viele Leute, die sich nicht für Games interessieren“, kritisiert sie, „dadurch ist die Messe überfüllt.“
Für die Messe spielen die Streamer jedoch eine bedeutende Rolle: „Für uns sind sie wichtig, weil sie gleichzeitig Multiplikatoren und Publikumsmagneten sind“, erklärt Tim Endres, Director der Gamescom. „Sie können ein ganz wichtiger Faktor bei Kampagnen sein, wenn eine Marke bei einem Großteil der Community relevant und sichtbar sein möchte“, sagt Endres.
Kölnmesse setzt auf Streamer als festen Bestandteil der Gamescom
Mit der Creator und der Signing Area designiert die Gamescom eine ganze Messehalle den Streamern. Nachdem Montanablack („Monte“) vergangenes Jahr eine gefährlich große Gruppe an Fans über die Messe folgte, müssen alle Aktionen der Streamer vorab bei der Kölnmesse angemeldet werden.
Zu einer Promotionsaktion von „Monte“ leiten Ordner die Fans über einen langen Umweg. Jan (18) ist aus Koblenz angereist, um den Energy Drink des Streamers zu probieren – er war in seiner Umgebung ausverkauft.
Von „Monte“ ist er um kurz nach 11 Uhr allerdings enttäuscht: „Das ist alles ein riesen Marketing-Event hier. Es sagt doch schon alles, dass er sich nicht pünktlich zeigt, sondern wartet, bis die Halle noch voller wird.“ Die Besucherinnen und Besucher werden am Eingang gezählt. 3200 dürfen die Ordner maximal einlassen, diese Grenze wird nicht erreicht.
Marken wissen, dass Streamer und Influencer Publikumsmagneten sind
Bei den Gamern, die gleichzeitig auch Fans der Streamer sind, kommt das Programm gut an. Zusammen tragen die Aspekte zu einem riesigen und bunten Event bei. „Ich wollte das endlich einmal erleben“, sagt Cedric (22), der aus Wolfsburg angereist ist und noch seinen „Gönrgy“ in der Hand hält. Die Streamer, die zahlreiche Signierstunden auf der Gamescom anbieten, begeistern ihn ebenso wie die Spiele.
Die großen Marken wissen, dass Streamer und Influencer Publikumsmagneten sind. Die Microsoft-Marke Bethesda versucht beispielsweise den Bogen zwischen Games und Influencern zu schlagen, indem sie Twitch-Größen wie den Streamer Gronkh für ein Meet & Greet am Samstag buchen.
Die Streamer als Attraktion sind also fester Bestandteil des Messeprogramms – sie geben ihren Zuschauern aber auch die Möglichkeit, das Event per Livestream vom Sofa aus zu verfolgen. Das könnte dem Trend entgegenkommen, dass Smartphone und Tablet die beliebtesten Spielplattformen der Deutschen und In-App- und In-Game-Käufe besonders der mobilen Spiele Umsatztreiber der Games-Branche sind. Doch die Handy-Spiele ziehen nicht die Massen zur Messe. Das stellt die Gamescom vor Herausforderungen.