Angesichts seiner schwierigen Lage ist Bayer besser in das Jahr gestartet als vielfach erwartet. Seit Jahresbeginn wurden 1500 Stellen gestrichen.
QuartalszahlenWas Bayer-Chef Anderson von Xabi Alonso lernen könnte - oder umgekehrt
Der krisenbelastete Leverkusener Bayer-Konzern will sich ein Vorbild an den Erfolgen seiner siegreichen Fußball-Werkself nehmen. „Wir sind stolz auf unsere Kollegen von Bayer 04“, sagte Konzernchef Bill Anderson, der seit Mitte vergangenen Jahres im Amt ist. „Es gibt viele Veränderungen und das kann eine große Organisation belasten“, so Anderson bei Vorlage der Quartalszahlen. Er sei aber „überzeugt, dass Bayer in diesem und in den kommenden Jahren noch viele Erfolge feiern wird – nicht nur auf dem Fußballfeld.“ Er habe sich jüngst mit Trainer Xabi Alonso und Sportdirektor Simon Rolfes zum Mittagessen getroffen. „Ich denke, wir können immer von großer Führungsqualität lernen“, sagte der Bayer-Chef.
Start 2024 besser als erwartet
Angesichts seiner schwierigen Lage ist der Konzern insgesamt besser in das neue Jahr gestartet als vielfach erwartet. Im ersten Quartal sank der Umsatz um 4,3 Prozent auf knapp 13,8 Milliarden Euro. Das ist auch auf negative Wechselkurseffekte zurückzuführen, die mit 525 Millionen Euro belasteten. Das bereinigte operative Ergebnis fiel um 1,3 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro. Der Gewinn unter dem Strich sank um rund acht Prozent auf 2,0 Milliarden Euro. Die Zahlenlage ist damit besser, als von Analysten erwartet.
Der Traditionskonzern steckt mitten im Umbau. Die Struktur soll verschlankt werden, denn nach Einschätzung von Anderson ist die schwerfällige Bürokratie des Konzerns einer der wesentlichen Wachstumshemmer. Darüber hinaus sollen die hohen Schulden abgebaut und das Thema Glyphosat-Klagen mit noch mehr Gegenwehr angegangen werden. Zudem laufen im Pharmageschäft Patente großer Blockbuster aus, Nachahmerpräparate drängen auf den Markt und drücken den Preis. Es braucht also neue Produkte in der Pipeline.
Einsparungen von 500 Millionen Euro
Mit Blick auf die Personalstruktur sagte Anderson, dass man bereits im ersten Quartal 1500 Stellen gestrichen habe. Wie viele Jobs bis Ende des Jahres abgebaut werden sollen und wie sich das auf die verschiedenen Divisionen und Länder verteilt, dazu wollte Anderson keine konkreten Angaben machen. Mit den eingeleiteten Maßnahmen erwartet Bayer in diesem Jahr Einsparungen von 500 Millionen Euro und zwei Milliarden für das Jahr 2026.
Die zweite große Baustelle sind die Rechtsstreitigkeiten beim Thema Glyphosat. Hier hat Bayer zwar in 14 von 20 Fällen gewonnen, allerdings auch schon mehr als zehn Milliarden US-Dollar für Vergleiche bezahlen müssen. Dem gegenüber stehen noch 57.000 Ansprüche von Klägern, in diesen Fällen muss sich noch geeinigt werden. Jüngst stieg die Zahl der Glyphosat-Klagen um weitere 3000 auf dann mittlerweile 170.000 an. Davon sind 113.000 bereits verglichen worden. Anderson sagte, dass Bayer alle Optionen prüfe, um sich dagegen zu wehren. Zu der Frage, ob es eine Option sei, die Risiken an eine Tochtergesellschaft auszulagern und diese dann in die Insolvenz zu schicken, wollte er sich indes nicht äußern. Das „Handelsblatt“ hatte kürzlich berichtet, Bayer prüfe genau dies mit Rechtsberatern. „Die unbegründeten Attacken auf unser Unternehmen von Seiten der Klage-Industrie müssen aufhören“, sagte er.
Mit der milliardenschweren Übernahme des US-Saatgutkonzerns Monsanto unter seinem Vorgänger Werner Baumann hatte sich Bayer eine Klagewelle ins Haus geholt. Seit der Übernahme im Jahr 2018 hat Bayer rund 70 Prozent an Börsenwert verloren.
Pharmasparte lief gut
Mit Blick auf die Geschäftsfelder des Konzerns ging sowohl im Agrargeschäft sowie bei rezeptfreien Gesundheitsprodukten der Umsatz zurück. Dabei bekam der Dax-Konzern im Agrargeschäft CropScience die niedrigeren Preise für den Unkrautvernichter Glyphosat zu spüren, unter denen der Konzern schon im vergangenen Jahr litt. Diese belasten das Unternehmen weiterhin, aber auch die Nachfrage nach Fungiziden und anderen Herbiziden ging zurück.
Besser lief es hingegen in der Pharmasparte. Die Umsätze mit Blockbustern wie den Medikamenten Xarelto und Eylea blieben stabil. Neue Medikamente wie das Krebsmittel Nubeqa oder das Nierenmedikament Kerendia verkauften sich gut im ersten Quartal. Zudem profitierte Bayer in dieser Sparte auch von gesunkenen Ausgaben für Vermarktungs- und Forschungs-Aktivitäten.
Bayer bekräftigte zwar sein währungsbereinigtes Jahresziel eines Ergebnisrückgangs von drei bis neun Prozent. Da die Währungsbelastungen zuletzt aber zunahmen, erwartet der Dax-Konzern 2024 nun ein bereinigtes operatives Ergebnis von 10,2 Milliarden bis 10,8 Milliarden Euro - rund 200 Millionen Euro weniger als bislang.