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Streit im HandelLebensmittelhersteller fordern laut Rewe Preissteigerungen in Milliardenhöhe

Lesezeit 3 Minuten

Rewe-Chef Lionel Souque kritisiert die Forderungen der Industrie

Rewe-Chef Lionel Souque will die Preise nicht so stark erhöhen, wie die Industrie das fordert. Er übt Kritik an US-Konzernen.

Im Lebensmittelhandel droht Verbrauchern eine weitere Welle von Preiserhöhungen. „Wir haben allein in Deutschland als Rewe Group für das erste Quartal von Markenartiklern Preiserhöhungen im Volumen von mehr als einer Milliarde Euro auf dem Tisch liegen“, sagte Rewe-Chef Lionel Souque der Deutschen Presse-Agentur. Der Handelsriese werde aber nicht mitmachen.

„Wir können und wollen die Preise nicht so stark erhöhen, wie die Industrie das fordert. Die Menschen haben nicht so viel Geld“, erklärte der Manager. Bereits im Jahr 2022 habe Rewe durch hartes Verhandeln die Umsetzung von mehr als der Hälfte der Preisforderungen der Hersteller verhindert.

US-Konzerne fordern besonders viel Geld

„Gerade große, internationale Konsumgüterhersteller versuchen auch in der aktuellen Situation noch, ihre Gewinnmargen zu erhöhen, und fordern Preiserhöhungen, die nicht gerechtfertigt sind“, sagte Souque.

Das führe zu Konflikten und manchmal auch zu Regallücken durch Lieferstopps oder Auslistung. „Aber wenn wir einfach alles abgenickt hätten, was die Konzerne fordern, wären die Preiserhöhungen in unseren Läden doppelt so hoch wie sie jetzt sind - und sie sind schon hoch genug.“

In einem Interview mit dem „Spiegel“ wird Rewe-Chef Souque noch deutlicher: Unter den großen US-Unternehmen, die Preiserhöhungen forderten, seien auch solche, „die ihren Investoren gerade zwischen 20 und 30 Prozent Gewinnmarge verkünden. Gerade so, als verstünden wir hier kein Englisch.“

Auch Edeka-Chef Markus Mosa übt Kritik

Laut Souque nutzten die Hersteller die Inflation, um auszugleichen, dass Lebensmittel in Deutschland bislang deutlich billiger seien als anderswo. Tatsächlich verteuerten sich diese in den vergangenen Monaten in Deutschland teils nahezu doppelt so stark wie in anderen EU-Ländern.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lagen die Preise für Nahrungsmittel im November 2022 um 21,1 Prozent höher als im November 2021. Mit seiner Kritik an Markenherstellern ist Souque nicht alleine. Auch Edeka-Chef Markus Mosa hat sich ähnlich geäußert.

Markenverband widerspricht den Vorwürfen

Der Markenverband als Zusammenschluss der Markenhersteller hat die Vorwürfe in einem offenen Brief an den deutschen Lebensmittelhandel zurückgewiesen. Darin schrieb Hauptgeschäftsführer Christian Köhler: „Der Vorwurf von Teilen des Handels, die Industrie sei der Inflationstreiber, widerspricht eklatant den Tatsachen.“ Die Preise für die Handelsmarken der Hersteller seien zuletzt noch stärker gestiegen als die der Markenartikler.

Für Konsumentinnen und Konsumenten lassen sich die Preisstreitigkeiten zwischen Industrie und Handel häufig direkt am Supermarktregal beobachten: So listete Rewe zuletzt beispielsweise Kellogs-Produkte aus, bei Edeka fehlten kurzzeitig Coca-Cola-Getränke. Der Lebensmittelhandel ist ein margenschwaches Geschäft und die Kundschaft sehr preissensibel. Schon in den vergangenen Jahren haben die großen Handelsketten daher sukzessive ihr Angebot an Eigenmarken erhöht.

Rewe-Chef Souque betont derweil, die Inflation habe das Kaufverhalten der Kundinnen und Kunden spürbar verändert. „Die Leute kaufen definitiv mehr Sonderangebote. Besonders da, wo ihnen die Preiserhöhungen bei Markenartikeln zu hoch waren, wechseln sie auch verstärkt zu Eigenmarken.“ Außerdem gebe es eine leichte Tendenz, mehr im Discount statt im Supermarkt einzukaufen. „Die Discounter gewinnen in diesem Jahr insgesamt Marktanteile gegenüber den Supermärkten, aber insbesondere verliert der Fachhandel.“ (elb/dpa)