SB-KassenWarum Selbstbedienung im Supermarkt so beliebt ist

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Eine Frau scannt in einer Rewe-Filiale ein Produkt an einer Selbstbedienungskasse.

Scannen, einpacken, bezahlen: Selbstbedienungskassen, wie hier bei Rewe in Köln, sollen Kunden Zeit sparen.

Immer mehr Lebensmittelhändler und Baumärkte bieten Selbstbedienungskassen an. Die sollen nicht nur für Einkaufende die Wartezeit verkürzen, sondern Mitarbeitern mehr Zeit für Beratung verschaffen.

In vielen Supermärkten sind sie heute schon zu finden, künftig will der Kölner Einzelhandelskonzern Rewe noch stärker auf Selbstbedienungskassen setzen. Diese Nachricht hat Rewe-Group-Chef Lionel Souque Anfang Juli verlauten lassen. Im Interview mit der Deutschen Presseagentur sagte er: „Bis Ende des Jahres wollen wir die Zahl der Supermärkte, die damit ausgestattet sind, von knapp über 1000 auf 1800 erhöhen. Dann gibt es in knapp der Hälfte unserer Geschäfte SB-Kassen. In den kommenden Jahren werden das sicher noch mehr werden.“

Die Kölner Baumarktkette Obi hat eigenen Angaben zufolge 98 Prozent ihrer selbst betriebenen Filialen mit Selbstbedienungskassen ausgestattet. „In den verbleibenden sechs Märkten ist eine Platzierung der Selbstbedienungskassen aus räumlichen Gründen nicht möglich“, sagte ein Sprecher auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Nimmt man die Märkte der Franchisepartner mit dazu, können Kunden in 278 von 349 Märkten an Selbstbedienungskassen bezahlen. In Köln sind alle sechs Märkte mit dem Self-Checkout-System ausgestattet.

Kunden soll weniger warten müssen

Einzelhändler wollen so dafür sorgen, dass ihre Kunden weniger Zeit an der Kasse verbringen. „Die SB-Kassen sparen Zeit. Niemand hat Lust auf Warteschlangen im Supermarkt“, sagte Souque gegenüber der dpa.  Normale Kassen soll es weiterhin geben, ihre Zahl werde aber reduziert. „Es geht uns dabei auch nicht darum, Arbeitsplätze abzubauen, sondern unseren Mitarbeitenden mehr Zeit für das Wesentliche zu geben: Kontakt zu Kunden und Regalpflege.“

Nicht nur bei Rewe und Obi können Kunden ihren Einkauf selbst scannen und bezahlen. Das Kölner Einzelhandelsinstitut EHI erhebt seit nunmehr zehn Jahren, wie sich der Markt für solche sogenannten Self-Checkout-Systeme entwickelt. Zu jedem August macht das Institut Kassensturz. Im Sommer 2023 gab es hierzulande rund 4300 Märkte mit SB-Kassen und mehr als 2150 Filialen mit Selbst-Scanner-Möglichkeiten, entweder mittels Handscanner, per Einkaufswagen mit Scanner oder per App auf dem eigenen Smartphone. In gut 1400 Geschäften konnten Kunden zwischen mindestens zwei Varianten des Self-Checkouts wählen.


So funktioniert eine Selbstbedienungskasse

Selbstbedienungskassen haben keinen Kassierer, sondern hier scannen Kunden ihre Ware selbst ein. Wie an der klassischen Kasse auch wird jeder Artikel gescannt, es piept, und der Artikel wird in die Tragetasche gelegt. Dieser Schritt ist wichtig, denn so registriert die Kasse, dass beispielsweise die Packung Nudeln ihren Weg aus dem Einkaufswagen in die Tasche des Kunden gefunden hat. Loses Obst und Gemüse wiegt die Kasse, Kunden müssen allerdings auswählen, ob sie etwa den klassischen Gala-Apfel oder das Bio-Produkt genommen haben. Bezahlt wird größtenteils bargeldlos mit EC- oder Kreditkarte. Einige SB-Kassen nehmen allerdings auch Bargeld.   


Wie stark der Markt wächst, zeigt der Zeitvergleich zum August 2021. Binnen zwei Jahren hat sich die Zahl der Einzelhandelsgeschäfte mit stationären SB-Kassen um 153 Prozent erhöht, sagt das EHI. Mobile Self-Scanning-Systeme haben sich mit einem Plus von 119 Prozent ebenfalls mehr als verdoppelt.

Ein Viertel der Rewe-Kunden scannen die Ware selbst

Die SB-Kassen liefen gut, sagte der Rewe-Chef. Ein Viertel der Kunden würden ihre Einkäufe nun selbst scannen. Im Lebensmitteleinzelhandel sind Selbstbedienungskassen inzwischen schon etabliert: 60 Prozent aller Geschäfte haben hier eine SB-Option, sagt das EHI. Jeweils 15 Prozent des Marktanteils entfällt auf Drogerie-, Bau- und Heimwerker-Märkte, so wie Obi. 

Die Kölner Baumarktkette hat eigenen Angaben zufolge in jedem Markt im Schnitt drei bis vier Selbstbedienungskassen in der Kassenzone stehen. In Filialen, die besonders viele Kunden aufsuchen, überlegt der Konzern sogar, weitere SB-Kassen zu installieren, etwa am Eingang der Gartenabteilung. Obi ist zufrieden mit seinen Selbstbedienungskassen: Im Schnitt zahlen rund 30 Prozent der Kunden an SB-Kassen, in einigen Märkten liegt der Anteil teilweise aber auch bei bis zu 55 Prozent. „Insbesondere in Spitzenzeiten, in denen der Markt stark frequentiert ist, verkürzen die Selbstbedienungskassen die Wartezeiten für unsere Kundinnen und Kunden und sind zugleich eine Entlastung für die Mitarbeitenden“, heißt es von Obi.

Aldi Süd und Lidl nennen keine Zahlen

Die Discounter Aldi Süd und Lidl lassen sich indes nicht in die Karten schauen. Auf Anfrage des Kölner Stadt-Anzeiger bittet Aldi Süd um Verständnis, dass das Unternehmen „aus Wettbewerbsgründen grundsätzlich keine Angaben zu Projektfortschritten macht“. Lidl nennt ebenfalls keine Zahlen, berichtet aber, dass das Unternehmen in einigen Filialen unterschiedliche Checkout-Konzepte testet, unter anderem Selbstbedienungskassen.

„Die Umsetzung der jeweiligen Lösung hängt davon ab, ob sich für unsere Kunden in den Filialen ein Mehrwert durch ein verbessertes Einkaufserlebnis ergibt. So bieten wir unseren Kunden durch den Einsatz von Selbstbedienungskassen zum Beispiel mehr Bezahlmöglichkeiten an, wodurch sich die Wartezeit an den Kassen verkürzt“, heißt es von Lidl. „Aus unserer Sicht werden Selbstbedienungskassen herkömmliche Kassen grundsätzlich nicht ersetzen. Vielmehr bieten wir unseren Kunden einen zusätzlichen Service.“