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Belastung durch HitzeArbeitgeberverband ist offen für flexible Mittagspausen – Siesta in Deutschland?

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Gerade in körperlichen Jobs kann die Sommerhitze zur Arbeitsbelastung werden. Unter anderem Amtsärzte, der Arbeitgeberverband und Gesundheitsminister Karl Lauterbach zeigen sich offen für eine „Siesta“. (Symbolbild)

Gerade in körperlichen Jobs kann die Sommerhitze zur Arbeitsbelastung werden. Unter anderem Amtsärzte, der Arbeitgeberverband und Gesundheitsminister Karl Lauterbach zeigen sich offen für eine „Siesta“. (Symbolbild)

Für eine Siesta in Deutschland müsste das Arbeitsrecht reformiert werden, aber auch Gesundheitsminister Lauterbach ist nicht abgeneigt.

Sollte sich Deutschland an Südeuropa orientieren und in heißen Sommern eine Siesta einführen? Das haben die Amtsärzte gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) angeregt. Der Arbeitgeberverband BDA zeigt sich nun offen für flexiblere Mittagspausen. „Gesunde Arbeit ist auch bei Hitze in den Betrieben gewährleistet“, versicherte ein Sprecher dem RND.

Aber: „Unterstützend kann bei längeren Pausen eine Reform des Arbeitszeitrechts helfen, um Beschäftigten die Chance zu geben, flexibler zu arbeiten.“ Dazu könnten dann auch längere Mittagspausen gehören, wenn es von den betrieblichen Abläufen her möglich sei und Arbeitnehmer und Arbeitgeber sich einig seien. „Die Politik muss den Rahmen für individuelle und flexible Arbeitszeitlösungen schaffen.“ Zum Schutz ihrer Beschäftigten bei hohen Temperaturen seien Arbeitgeber bereits heute verpflichtet – sie nähmen diese Fürsorgepflicht sehr ernst.

Bei Hitze an Arbeitsweise in Südeuropa orientieren

Die Debatte war angestoßen worden, nachdem der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Johannes Nießen, eine Siesta-Arbeitsweise angeregt hatte. „Bei starker Hitze sind Menschen nicht so leistungsfähig wie sonst. Schlechter Schlaf bei fehlender Abkühlung in der Nacht führt zusätzlich zu Konzentrationsproblemen“, so Nießen.

„Wir sollten uns bei Hitze an den Arbeitsweisen südlicher Länder orientieren: Früh aufstehen, morgens produktiv arbeiten und mittags Siesta machen ist ein Konzept, das wir in den Sommermonaten übernehmen sollten.“

Arbeitsministerium: Viele Betriebe teilen Arbeitszeiten schon ein

Das Bundesarbeitsministerium verwies auf RND-Anfrage darauf, dass sich bereits jetzt manche Veränderungen abzeichneten: „Schon jetzt nehmen viele Betriebe die Möglichkeit wahr, Arbeitszeiten an Hitzetagen entsprechend aufzuteilen oder zu verschieben, sodass sich auch in Deutschland bei weiter voranschreitendem Klimawandel die Arbeitszeitgepflogenheiten mancherorts wandeln werden, sofern die verantwortlichen Tarifvertragsparteien und Betriebspartner dies für sinnvoll erachten“, heißt es aus dem von Hubertus Heil (SPD) geführten Ministerium.

Allerdings sei das in vielen Betrieben nicht oder nur eingeschränkt möglich – etwa bei der Pflege. Deshalb müssten vorrangig auch weiterhin Maßnahmen entwickelt und umgesetzt werden, um die Gesundheitsgefahren durch Hitzeeinwirkungen zu vermeiden.

Gewerkschaft IG Bau: Mittagspause ja, aber dann mit Ausfallgeld

Die Gewerkschaft IG Bau pflichtete den Amtsärzten bei – forderte aber Ausfallgeld. „Natürlich müssen wir vor allem die Beschäftigten schützen, die bei dieser Gluthitze draußen unter freiem Himmel arbeiten müssen. Insofern haben die Amtsärzte, die jetzt eine verlängerte Mittagspause fordern, mit ihrem Vorstoß vollkommen recht“, sagte IG-Bau-Chef Robert Feiger.

Das Modell lasse sich aber bei einigen nicht so einfach anwenden – etwa Bauarbeitern, Erntehelfern oder Reinigungskräften. „Sollten beispielsweise die Bauarbeiten schon vor 7 Uhr morgens beginnen, gibt es Konflikte mit dem Lärmschutz“, so Feiger. Auf den Baustellen und auf Feldern werde es zudem schwierig, eine lange Siesta in einem Container zu machen. „Das ist doch keine Erholung.“

Bei sehr hohen Temperaturen helfe nur eines: runter vom Bau, vom Feld, von der verschmutzten Dachterrasse. „Für die fehlende Arbeitszeit sollte mit staatlichen Hilfen Ausfallgeld bezahlt werden“, so Feiger.