Köln – Im Jahr 1880 tüftelte Carl Benz schon mit Hochdruck an seinem Patent-Motorwagen, dem ersten Automobil, sprich selbstfahrendem Fahrzeug der Welt. Fünf Jahre sollte er noch brauchen, bis der Wagen zum ersten Mal rollte, da hatte jemand anderes schon eine viel visionärere Idee, oder damals besser ein Hirngespinst. Wiktor M. Wasnezow, ein russischer Maler, zeichnete seinen Traum von der autonomen Fortbewegung: einen fliegenden Teppich. Wasnezow wollte damit ein Märchen illustrieren. Er ahnte wohl nicht, wie nah er damit daran war, was bald Wirklichkeit zu werden scheint: Die autonome Fortbewegung.
Keine Zukunftsmusik mehr
Das ist längst keine Zukunftsmusik mehr. In Monheim am Rhein rollen seit Februar dieses Jahres die ersten fahrerlosen Busse im öffentlichen Nahverkehr. Die Busse, Typ EZ10, stammen vom französischen Hersteller Easymile. 2,1 Millionen Euro kostet das Busexperiment, das Land fördert es zu 90 Prozent. Am Aschermittwoch starteten die Busse den Linienbetrieb . Die Fahrzeuge sind weltweit schon viele Hunderttausend Kilometer gefahren, um sie zu verbessern, meist auf hindernisarmen oder abgeschotteten Arealen.
In Monheim bewegen sie sich auf virtuellen Schienen, die durch GPS-Signale auf vier Millimeter genau definiert sind. Sensoren erfassen, was sich rund um die Busse tut. Kreuzt ein Fußgänger die Fahrbahn, verlangsamt das Fahrzeug die Geschwindigkeit. Gerät ein Gegenstand näher als 40 Zentimeter ans Blech, wird eine Vollbremsung ausgelöst. Die Fahrzeuge fahren eine Strecke von 2,7 Kilometern. Einen Fahrerstand oder Ähnliches gibt es nicht, nur sicherheitshalber einen Kontrolleur. Die Zukunft des Fahrens, in Monheim ist sie schon Realität.
Fünf Stufen kennt die Forschung was die Ausgestaltung von autonomem Fahren angeht. Stufe 1 ist das assistierte Fahren. Ein adaptiver Tempomat, der den Abstand zum Vordermann automatisch regelt, ist heute schon in Autos im Einsatz. Der Fahrer behält aber weiterhin das Steuer in der Hand.
Stufe 2 ist das teilautonomisierte Fahren. Manche Serienfahrzeuge erreichen bereits heute dieses Level. Das System unterstützt den Fahrer durch Lenk- und Spurhalteassistenten. Den Stop-and-go-Verkehr übernimmt das Auto komplett (Stauassistent). Die Überwachung des Straßenverkehrs und damit die Verantwortung liegt aber weiter beim Fahrer. Stufe 4a nennt man vollautomatisiertes Fahren. Das Auto fährt praktisch von allein, aber bei Gefahrensituationen oder schlechtem Wetter muss der Fahrer eingreifen. Stufe 4b, dazu gehört wohl auch das Modell in Monheim, kommt dann ohne Fahrer im Fahrzeug aus, fährt aber auf einer festgelegten Route.
Fahrer kann sich vom Verkehr abwenden
Stufe 5a ist das domänen-unabhängige Fahren. Der Autopilot übernimmt alle Aufgaben. Der Fahrer kann sich vom Geschehen im Straßenverkehr abwenden, das System aber auf Wunsch abschalten und das Fahrzeug selbst steuern. Die Krone des Ganzen ist aber Stufe 5b. Im höchsten Level des autonomen Fahrens hat das Auto kein Lenkrad und keine Pedale mehr. Keiner der Passagiere müsste über einen Führerschein verfügen und das Fahrzeug würde auch ohne Menschen an Bord von A nach B fahren.
Der US-Autobauer Ford mit Europazentrale in Köln und der Volkswagenkonzern haben im Sommer 2020 eine Kooperation für Zusammenarbeit in den Bereichen Elektromobilität und autonomes Fahren geschlossen. Die beiden Bereiche E-Mobilität und selbstfahrende Autos gelten als Schlüsseltechnologien für die Zukunft der Branche, sind zugleich aber mit hohen Entwicklungskosten für die Konzerne verbunden, die man nun teilt, hieß es von Ford.