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Smartphone statt KarteGoogle Pay nun auch in Deutschland – Banken ziehen nach

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Smartphone statt Karte: Google Pay soll das Bezahlen erleichtern.

Berlin – Die Genossen hatten es offenbar schon geahnt. Schon seit 18. Juni können in Mittelhessen Kunden der dortigen Volksbank an der Kasse mit dem Smartphone bezahlen. Gut eine Woche später startete Google einen ebensolchen Dienst. Demnächst werden die Sparkassen und die gesamte genossenschaftliche Finanzgruppe mit ihren Volks- und Raiffeisenbanken nachziehen.

Das Smartphone als virtuelles Portemonnaie: Vor allem Mobilfunker haben hierzulande gut ein Jahrzehnt lang vergeblich versucht, dies durchzusetzen. Die Services wurden mittlerweile alle wegen mangelnder Akzeptanz eingestellt. Und jetzt das: Am Dienstag startete Google Pay auch hierzulande. Das war von der Finanzbranche schon länger erwartet worden. Schließlich ist die Bezahlanwendung, die auch für Online-Einkäufe taugt, in den USA schon im September 2015 an den Start gegangen. Entsprechend hat sich die hiesige Konkurrenz präventiv präpariert und offenbar nur darauf gewartet, dass der amerikanische Internetgigant loslegt.

Ganz einfach soll es künftig gehen: Einfach das Handy an eines der grau-schwarzen Bezahlterminals halten, das war schon der Bezahlvorgang bei kleineren Beträgen bis 25 Euro. Dabei muss das Mobilfunkgerät noch nicht einmal online sein. Es genügt, wenn das Display eingeschaltet ist. Das gilt auch für größere Rechnungssummen, dann wird aber zusätzlich eine PIN oder eine Unterschrift verlangt. Weitere Voraussetzungen sind: Ein Smartphone, das mit dem von Google entwickelten Betriebssystem Android funktioniert, was bei nahezu allen Geräten außer bei iPhones der Fall ist. Zudem muss es über ein NFC-Modul für die Datenübertragung auf der Kurzstrecke verfügen, was bei neueren Modellen Standard ist.

Notwendig ist natürlich auch, dass das Lesegerät im Geschäft die Near Field Communication beherrscht. Das ist derzeit bei etwa jedem zweiten der bundesweit 800.000 Bezahlterminals der Fall. Google Pay können zunächst Kunden der Commerzbank, ihrer Online-Tochter Comdirect, der Internetbank N26 und des Bezahldienstleisters Wirecard nutzen. Die BW-Bank soll unter anderem demnächst hinzu kommen. Bei allen Anbietern gilt, dass sie zudem ein Kreditkartenkonto bei Visa oder Mastercard haben müssen. Das Bezahlen per Girocard, die noch immer als EC-Karte bekannt ist, funktioniert mit der Google-Anwendung allerdings nicht.

Informationen über das Kaufverhalten

Google hat zum hiesigen Start des neuen Angebots betont, dass man damit nichts verdiene. Die auch beim konventionellen Zahlen mit der Kreditkarte anfallenden Gebühren gehen nach wie vor an das Kreditkartenunternehmen und an die Bank. Ein kostenloser Service? Da drängt sich sofort die Internet-Binsenweisheit auf, dass man nicht der Kunde, sondern das Produkt ist, wenn etwas umsonst bekommt. Auch hier dürfte das der Fall sein. Google ist einer der größten Datensammler der Welt, und diese Sammlungen werden noch vollständiger, wenn Informationen über das Kaufverhalten hinzukommen. Google hat es konkret auf digitale Zahlungsbelege abgesehen, die neben der Summe, den Ort und den Zeitpunkt der Transaktion aufführen. Zudem vermutet der IT-Fachdienst Heise, dass der Hightech-Gigant mit seinem Bezahldienst die Nutzer stärker an verschiedene eigene Anwendungen binden will: Das kann der App-Store Google Play sein oder Google-Maps – über den Kartendienst können unter anderem Taxis bestellt werden.

Sparkassen und genossenschaftliche Geldhäuser ziehen nach

Wiederholt sich nun, was bei Paypal geschehen ist, als die hiesige Finanzbranche dem Newcomer aus den USA das Feld für Online-Transaktionen überließ? Die Volks- und Raiffeisenbanken wollen jedenfalls, dass das nicht noch einmal passiert. Deshalb läuft das hessische Pilotprojekt mit der Volksbank Mittelhessen und mit der VR-Bank HessenLand schon seit rund zwei Wochen. Es soll dann Ende Juli auf die allermeisten der knapp 1000 Volks- und Raiffeisenbanken übertragen werden. Im nächsten Jahr ziehen dann auch die restlichen genossenschaftlichen Geldhäuser nach – bei ihnen muss erst noch die IT nachgerüstet werden. Es wurden sämtliche „Kartenprodukte“ – im Gegensatz zu Google neben Master-, Visa- auch die Girocard - in der schon vorhandenen Banking-App der Genossen integriert. Man könne damit Bezahlvorgänge „besser, schneller und kostengünstiger gestalten“, sagt Lars Witteck, Digitalchef der Volksbank Mittelhessen. Er versichert, dass dabei keine wichtigen persönlichen Daten im Smartphone gespeichert würden.

Bargeld in Deutschland besonders beliebt

Im Gleichschritt agieren die Sparkassen, die den 30. Juli als Startpunkt für die App zum mobilen Bezahlen bestimmt haben. Auf der Website der Sparkassen wird schon einmal versucht, Berührungsängste abzubauen: „Beim mobilen Bezahlen per Smartphone handelt es sich um eine gewöhnliche Kartenzahlung. Je nach gewählter Kartenart erfolgt die Abrechnung also direkt von Ihrem Giro- oder Ihrem Kreditkartenkonto.“ Doppelbuchungen und Bezahlen „aus Versehen“ im Vorbeilaufen an einem Kassenterminal seinen ausgeschlossen. Der kommunikative Aufwand ist nötig. Denn wie in kaum einem anderen Land ist zwischen Flensburg und Garmisch das Bargeld nach wie vor beliebt. Etwa drei Viertel aller Einkäufe werden nach wie vor mit Münzen und Scheinen beglichen. Die Versuche der Mobilfunker in der Vergangenheit waren vor allem deshalb erfolglos, weil die Konsumenten einen Zusatznutzen nicht erkennen konnten.

Allerdings tut sich nun was. Die Zahlungen mit der Giro-/EC-Karte haben nach Angaben von Marktforschern zuletzt deutlich zugenommen, das gilt insbesondere für Transaktionen mit der kontaktlosen NFC-Variante des Plastikgeldes. Davon ist der Einsatz des Smartphones als Portemonnaie-Ersatz nicht mehr weit entfernt.

iPhone-Nutzer müssen hingegen noch warten. Zwar hat auch Apple einen eigenen Bezahldienst eingerichtet. Doch ob der überhaupt hierzulande eingeführt wird, ist offen. In den USA jedenfalls ist die Nutzung des Smartphone-Geldbeutels sowohl bei Apple als auch bei Google/Android nach einem ersten Boom zuletzt wieder zurückgegangen.