Meist sichert die Rente den Lebensunterhalt von Ruheständlern. Sie bekommen einer Statistik der Deutschen Rentenversicherung Bund zufolge im Schnitt rund 1300 Euro monatlich. Viele Menschen jenseits der 60 haben zusätzlich etwas fürs Alter zurückgelegt. Jetzt stellt sich die Frage, was tun mit dem Geld, zum Beispiel 60.000 Euro? Wenn es reichen soll, um möglichst lange davon zu leben, will das Kapital gut angelegt sein. Finanzplan und Anlagestrategie müssen her.
Der Finanzcheck beginnt für die Präsidentin des Bundesverbands der Rentenberater, Marina Herbrich, beim bisherigen Lebensstandard. „Ein höherer Lebensstandard erfordert wegen des anderen Ausgabenverhaltens mehr Geld“, fasst Herbrich die Grundüberlegung zusammen.
Danach wird geklärt, was „davon leben“ für jeden persönlich heißt: Soll aus den 60.000 Euro ein Zweiteinkommen finanziert werden, um regelmäßig die monatliche Rente aufzustocken? Oder genügt es, aus den Zinsen einmal, zweimal im Jahr einen Urlaub zu bezahlen? Soll das Geld bis zum Lebensende reichen oder noch etwas für die Erben übrigbleiben? Und: Wie viel Mut kann ich mir bei der Kapitalanlage leisten?
„Von den Antworten hängt wesentlich die Anlagestrategie ab“, erläutert die Buchautorin Isabell Pohlmann. Sie hat für die Stiftung Warentest einen Finanzratgeber für die zweite Lebenshälfte geschrieben. Pohlmann rät, als Entscheidungshilfe zunächst die üblichen Ausgaben und Einnahmen gegenüberzustellen und mit den Nettobeträgen zu rechnen: „Manch einer vergisst, dass zum Beispiel auf die gesetzliche Rente oder auf Betriebsrenten Sozialabgaben fällig werden“. Zudem seien immer häufiger für die Einnahmen im Alter auch Steuern zu zahlen.
Teuerungsrate knabbert an der Rente
Außerdem ein Faktor, der trotz derzeitiger Sorge um Deflation im Hinterkopf sein sollte: die Teuerungsrate. Schon zwei Prozent Inflation pro Jahr knabbern kräftig an Rente und Kapital. Ein heute 65-Jähriger Rentner würde bis 2030 rund 30 Prozent Teuerung ansetzen müssen – ein Paar Billigsocken könnten den dann 80-Jährigen nicht mehr 1 Euro kosten, sondern 1,30 Euro.
Neben Kassensturz und individuellen Wünschen wird die eigene Risikobereitschaft ins Kalkül gezogen. Jemand, der gut mit der Rente über die Runden kommt und risikofreudiger ist, hat andere Optionen als ein Ruheständler, der auf Nummer sicher gehen und aus den 60.000 Euro Kapital einen monatlichen Zuschuss erwirtschaften muss.
Diesen Senioren empfehlen Pohlmann und der Finanzbuchautor und Dozent Martin Kinkel, über eine private Rentenversicherung nachzudenken. Dabei fließt das Kapital ganz oder teilweise in einen Versicherungsvertrag. Im Gegenzug gibt es eine lebenslange Sofortrente – zum Beispiel 250 Euro im Monat. Kinkel macht aber auf mehrere Haken aufmerksam: Die Sicherheit wird mit einer – im Vergleich zu riskanteren Anlagen wie Aktien – niedrigeren Verzinsung erkauft. Zudem ist das Kapital mit einem Schlag weg. Weder ein Notgroschen noch Urlaubsgeld wären da. Es sei denn, die Rente selbst würde wieder angespart.
Wichtig zu beachten: Die monatliche Zusatzrente endet mit dem Tod des Versicherungsnehmers. Der Ehepartner profitiert nur dann weiter, wenn vertraglich von vornherein eine Mindestzahldauer festgelegt wurde und diese beim Tod des Versicherungsnehmers noch läuft. Für diese zusätzliche Absicherung nimmt die Assekuranz üblicherweise einen Aufschlag in Form einer insgesamt etwas niedrigeren Monatsapanage.
Kombination von Renten- und Aktienfonds wird empfohlen
Höheres Risiko, dafür aber die Chance auf höhere Rendite: Auf diese Formel lässt sich ein Investment in Aktien oder Aktienfonds zusammenfassen, das auch Rentner abhängig von ihrer persönlichen Situation in Erwägung ziehen können. Über die jährliche Dividendenzahlung hinaus profitieren Anleger von möglichen Kurssteigerungen. Der Nachteil: Die aktuellen Einstiegskurse sind hoch, die Gefahr eines Absturzes ebenso. Außerdem wird die Dividende nur einmal im Jahr ausgezahlt.
Pohlmann empfiehlt, nicht alles auf eine Karte zu setzen, sondern riskantere und sicherere Anlagen miteinander zu kombinieren. Als ein Mittelweg bietet sich die Kombination von Renten- und Aktienfonds an. „Je nach meiner Risikobereitschaft setze ich den Aktienanteil höher oder niedriger an“, erläutert Pohlmann.
Für diese Variante sollte ebenso wie für das reine Aktienengagement ein Anlagehorizont von 10 bis 15 Jahren ins Auge gefasst werden – da könnte etwas für die Erben übrigbleiben. Wer sein Geld in Exchange Traded Funds (ETF) steckt, kann mit Hilfe einer Excel-Tabelle einen eigenen Entnahmeplan bauen und bei Bedarf entsprechend verkaufen. Risiko auch hier: „Bei Kursverfall kann das Geld vor der Zeit zu Ende sein“, sagt Kinkel.
Die 60.000 Euro einfach auf dem Girokonto zu parken, halten er und Isabell Pohlmann für die dauerhafteste, aber am wenigsten einträgliche Variante. Grund sind die extrem niedrigen Zinsen. Gelingt es stattdessen eine Verzinsung von zwei Prozent, zum Beispiel über ein Tagesgeldkonto, zu erzielen, käme ein Zubrot von 1200 Euro pro Jahr heraus. Bliebe das Kapital unangetastet, reicht es über das Lebensende hinaus.
Stefan Albers, Präsident des Bundesverbands der Versicherungsberater, hat eine weitere Option mit Kapitalerhalt in petto: einen Bankauszahlplan. Bei Angeboten mit 1,5 Prozent Zinsen erhalten Sparer im Rentenalter monatlich 74,49 zusätzlich. (dpa)