Köln-BonnSparkassenchef Artur Grzesiek geht in den Ruhestand
Köln – In wenigen Tagen wird die Ära Artur Grzesiek in der Sparkasse Köln-Bonn Geschichte sein: Von den meisten Mitarbeitern hat sich der 63-Jährige schon in den vergangenen Wochen verabschiedet – genau so, wie sie ihn auch in den vergangenen neun Jahren erlebt haben. Nicht mit einer lauten Party und viel Tamtam, sondern ganz bodenständig: Der 63-Jährige ist durch die Flure in der Zentrale in Köln, in Bonn und am Dienstleistungsstandort in Ossendorf gegangen, hat Hände geschüttelt, gute Wünsche ausgesprochen und entgegengenommen – und einen Glühwein mit den Beschäftigten getrunken.
Es folgt noch ein größerer Empfang in der Flora mit Vertretern von Politik und Sparkassen an diesem Donnerstag, dann bleiben nur noch wenige Tage im Amt: Bis zu seinem letzten Arbeitstag am 29. Dezember will Grzesiek noch pflichtgetreu in sein Büro am Rudolfplatz kommen.
Neun Jahre an der Spitze
Mehr als 40 Jahre wird er dann im Sparkassenwesen gearbeitet haben – neun Jahre davon an der Spitze der Sparkasse Köln-Bonn. Den Chefposten in Köln hatte der 1954 in Castrop-Rauxel geborene Grzesiek, der auch lange für die Sparkasse Duisburg gearbeitet hatte, Ende 2008 übernommen – in einer der schwierigsten Phasen des Geldinstituts: Die Sparkasse war durch Fehlinvestitionen ins Schlingern geraten, schrieb tiefrote Zahlen. Das Institut war nicht nur hohe Risiken bei Wertpapieren und dem Umbau der Messehallen eingegangen, sondern hatte eine ganze Reihe verlustreicher Beteiligungen wie etwa die MMC-Fernsehstudios und einen Golfclub.
Die Städte Köln und Bonn sowie der Rheinische Sparkassenverband bewahrten die Sparkasse damals mit 650 Millionen Euro vor dem Untergang. Die EU interpretierte das jedoch als Beihilfe, verhängte Auflagen und forderte eine Neuausrichtung. Die Sparkasse musste sich wieder auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und sich von zahlreichen Beteiligungen trennen.
Grzesiek setzt auf Sicherheit
Dass die Sparkasse Köln-Bonn heute wieder solide da steht, ist Grzesieks besonnenem, aber konsequenten Kurs zu verdanken: Weniger Risiko, mehr Sicherheit – das sei nicht nur immer seine private Anlagestrategie gewesen, sagte er einmal, sondern auch seine Devise für die Neuausrichtung der Sparkasse. Grzesiek brachte das Institut wieder in die Gewinnzone und schaffte vor allem Vertrauen. Die gerichtliche Aufarbeitung der Zeit, bevor Grzesiek zur Sparkasse kam, dauert gleichwohl noch an.
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In den gut neun Jahren an der Sparkassenspitze hat der Manager auch eine Reihe unpopuläre Entscheidungen getroffen, um das strauchelnde Institut wieder auf die Spur zu bringen : Das Filialnetz ist in den vergangenen Jahren deutlich geschrumpft, für viele Kunden ist der Weg zur nächsten Sparkasse dadurch weiter geworden. Immer mehr Kunden machen ihre Bankgeschäfte online, die Zahl der Filalbesuche ist in den vergangenen Jahren immer weiter gesunken. Zahlreiche Stellen wurden abgebaut, erst vor kurzem wurde der Abbau weiterer 850 Stellen in den nächsten fünf Jahren angekündigt. Dies nahm Grzesiek noch auf die eigene Kappe, bevor sein Nachfolger im nächsten Jahr antritt.
Nachfolger steht bereits fest
Trotz der Einschnitte schätzten die Mitarbeiter den bodenständigen Manager – auch weil er sich immer bemühte, sie früh in die Pläne einzubinden statt vor vollendete Tatsachen zu stellen, sagen Insider. Seinen für deutsche Ohren kompliziert klingenden polnischen Namen haben auch viele Mitarbeiter bis zum Schluss nicht richtig auszusprechen gelernt – was der 63-Jährige aber niemandem krumm genommen habe, sagen Insider. Er habe das immer mit Humor genommen – polnisch spreche er schließlich selbst auch nicht.
Seinem Nachfolger Rüdiger Linnebank, der von der Sparkasse Vorderpfalz kommt und sein Amt erst am 1. April antreten wird, hinterlässt er ein geordnetes Haus – auch wenn die Ertragslage wie bei vielen Instituten angesichts des niedrigen Zinsniveaus angespannt bleibt und die Digitalisierung eine weitere große Herausforderung für das Institut bleibt.
Und was hat sich Grzesiek eigentlich privat vorgenommen für die Zeit nach der Sparkasse? Er freue sich, mehr Zeit mit den Enkeln verbringen zu können. Mehr verrät er nicht. Vielleicht wird er mehr Reisen unternehmen mit seiner Familie, am liebsten auf dem Schiff. Wieder zurück nach Duisburg wolle er definitiv nicht. Das Herz des Fußballfans schlägt zwar noch für den MSV Duisburg – aber eben auch für den FC.