Start-ups mit SinnDiese zehn Ideen sollen den Kölnern helfen
Köln – Mit ihren Ideen das Leben ein bisschen besser machen, das haben sich nicht wenige Gründerinnen und Gründer auf die Fahnen geschrieben. Einen Schritt weiter gehen zehn Kölner Start-ups: Sie wollen soziale Teilhabe und ein würdevolles Leben ermöglichen; sie wollen den Kölnerinnen und Kölnern helfen, immer etwas dazuzulernen oder ein Stück mehr Nachhaltigkeit in den Alltag zu bringen.
Ama Mind: Auf der Suche nach Hilfe bei psychischen Problemen greifen viele zunächst zur Suchmaschine. Dabei kann es nicht nur zu falschen Erst-Diagnosen kommen; die Hilfesuchenden können außerdem mit der Fülle der Angebote und dem Finden des richtigen Kontakts überfordert werden. Das Gründerteam hinter Ama Mind will die Hilfsangebote zugänglicher machen. Ein wissenschaftlich fundierter Fragebogen und ein mithilfe von Psychologen entwickelter Algorithmus soll passende Lösungen vorschlagen, um die psychische Situation der Hilfesuchenden zu stabilisieren oder zu verbessern. Der Großteil der Angebote soll kostenfrei oder erstattbar sein.
In Zukunft will das Team um Ludwig Bolay, Sara Barros und Torsten Loth direkt mit Krankenkassen, Wohlfahrtsverbänden und Unternehmen zusammenarbeiten, dazu befinde man sich bereits in Gesprächen mit Interessenten.
Deutschfuchs: Nicht nur mithilfe von Lehrkräften oder rein digital, sondern mithilfe einer Kombination von beidem sollen Menschen mit Migrationshintergrund oder sprachlichem Förderbedarf bei Deutschfuchs die deutsche Sprache lernen können. Chancengleichheit und Integration ermöglichen, das sei ihr Ziel, erklären die Gründer Caro und Simon Aschemeier: „Unsere Lernplattform ermöglicht eine qualitativ hohe sprachliche Bildung, wodurch sie auch dafür sorgt, dass weniger Jugendliche die Schule ohne Schulabschluss verlassen.“ So könne auch der Fachkräftemangel verringert werden.
Mehrere Schulen haben die Lernplattform bereits im Einsatz. Das Gründerteam will Deutschfuchs aber noch weiterentwickeln und verbessern.
Fussballetics: Das Ziel von Fussballetics ist es, allen Fußball-Mannschaften kostengünstig und effektiv einen Athletiktrainer zur Verfügung zu stellen. Dem Gründerteam um die Absolventen der Deutschen Sporthochschule Dyke Knoblauch, Claudius Ludwig und Andre Werres zufolge werden Spielerinnen und Spieler durch Athletiktraining physisch und psychisch fitter, dadurch könnten sie Verletzungsrisiken senken und bessere Leistungen erzielen. Das Problem: Vielen Trainern fehle es am notwendigen Wissen und den Vereinen fehle das notwendige Geld für externe Trainer.
Bei Fussballetics besuchen Trainer daher zunächst eine Lehrveranstaltung. Dort erlernen sie Basiswissen aus der Athletik und wichtige Informationen zu unterschiedlichen Trainingseinheiten. Abgestimmt auf die Mannschaft erhalten sie dann ein Trainingsprogramm in einer App, das für die ganze Saison ausreichen soll. Als Ansprechpartner könne man zudem immer Fussballetics erreichen.
Habitiny: Wohnraummangel und steigende Mieten machen für viele Kölnerinnen und Kölner einen Umzug schwierig, obwohl sie aufgrund veränderter Lebensverhältnisse neue Wohnungsanforderungen haben. Habitiny will Menschen dabei helfen, statt umzuziehen, ihren Wohnraum effektiver zu nutzen. Digital oder vor Ort werden sie vom Start-up beraten. Anschließend erhalten sie Entwürfe für Umbauten oder multifunktionale Einbauten, die eine neue Wohnungsaufteilung oder Stauraum schaffen sollen. Habitiny vermittelt außerdem das Fachpersonal, das sie Ideen umsetzt.
Neben dem Hauptprodukt bietet Gründerin Sima Niroumand auch Webinare und Workshops an, bei denen sie Tipps gibt, wie man Wohnraum effektiv nutzt und Stauraum schaffen kann. Diese Wissensprodukte will sie weiter ausbauen.
Jupp: Mit ihrem Start-up Jupp wollen die Gründerinnen Lena Schmidt und Corinna Northe das Leben von Menschen mit Demenz und ihren Familien erleichtern. „Mehr Verständnis zum Thema Demenz in der Gesellschaft, erleichtert Betroffenen, über ihre Situation zu sprechen“, erklärt Schmidt. Spielerisch wollen sie Wissen über den Umgang mit Betroffenen vermitteln und Kommunikationstipps geben, sodass Betroffene weiterhin ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft bleiben können. Mit ihrem Achtsamkeits-Tagebuch „Heute ist ein schöner Tag“ wollen sie zudem den Familien helfen, gemeinsame Momente und positive Erlebnisse besser festhalten und schätzen zu können.
Zurzeit entwickeln die Gründerinnen, die beide Enkelinnen von Demenz-Erkrankten sind, ein Piktogramm-System, das Betroffenen bei der Orientierung helfen und die Kommunikation erleichtern soll. Für die Entwicklung arbeiten sie mit Kölner Pflegeeinrichtungen zusammen.
Köllektiv: Das 30-köpfige Team hinter dem Genossenschafts-Supermarkt Köllektiv will zwei Welten vereinen. Dort soll es Produkte geben, die nachhaltig und regional hergestellt wurden und trotzdem bezahlbar sind. Bislang, so die Gründer, waren die hohen Preise von nachhaltigen Produkten für viele ein indirekter Zwang zu ausbeuterischem und umweltbelastendem Konsum.
Um die niedrigeren Preise zu ermöglichen, muss jedes Genossenschafts-Mitglied einmal im Monat eine Schicht von drei Stunden absolvieren, beispielsweise beim Abkassieren oder bei Lagerarbeiten. Dadurch sollen auch neue Kontakte unter Menschen entstehen, die aus unterschiedlichen Welten kommen und sich sonst nicht kennengelernt hätten. Neben Veranstaltungen und Workshops soll es auch einen Fahrradlieferdienst geben. Im Herbst 2022 soll das Ladenlokal eröffnet werden.
Pilzling: Aus herkömmlichen Abfallprodukten wie Kaffeesatz, Holzspänen und gebrauchten Körnern aus Bierbrauereien wollen die Pilzling-Gründer Pilze züchten. Das sogenannte urbane Pilz-Farming gibt es zwar schon, neu ist aber die Kreislaufwirtschaft dahinter, also die Wiederverwendung der vorhandenen Abfälle.
Mit ihrer ersten Pilzling-Farm haben die Gründer Trevor Weiss, Christian Vetter, Fabian Bokel und Vanessa Michaelis bereits erfolgreich Restaurants beliefert, jetzt wollen sie noch mehr Kunden gewinnen und auch mit einer eigenen Küche pilzbasierte Produkte wie Burger-Patties oder Schnitzel als Fleisch-Alternative herstellen.
plusX: Mehr Chancengleichheit und Teilhabe schaffen wollen die acht ehrenamtlichen Gründerinnen und Gründer von plusX. Finanziell benachteiligte Menschen sollen über das Portal digitale Freizeitgutscheine zum Beispiel fürs Kino, Museen oder Sporthallen erhalten. Das soll ihnen ermöglichen, Kontakte zu knüpfen und sich als Teil der Gesellschaft zu fühlen. Statt Vergünstigungen, sollen die Gutscheine kostenfreien Eintritt ermöglichen.
Dafür ist plusX auf freiwillige Spender angewiesen. Sie sollen motiviert werden, indem sie eine Benachrichtigung erhalten, sobald von ihnen gespendete Gutscheine eingelöst werden. Alle teilnehmenden Freizeitorganisationen berechnen den Spendern nur den reinen Wert und nicht die Verwaltungskosten der Tickets. In Zukunft wollen die plusX-Gründer die Plattform noch barrierefreier gestalten.
Scobees: Statt dass alle Schülerinnen und Schüler auf die gleiche Art und Weise lernen, will Scobees, dass sie so lernen, wie es für sie am besten funktioniert. Mit der Plattform können Schülerinnen und Schüler ihre Lernprozesse selbstständig digital planen und dokumentieren, während Scobees die Lernfortschritte erfasst. Lernende und Lehrpersonen können die Entwicklungen jederzeit einsehen.
Scobees wird bereits an einigen Schulen eingesetzt. Die beiden Gründerinnen Annie Doerfle und Lena Spak wollen die Lerntrainings erweitern und ihre Plattform an weitere Schulen, aber auch an außerschulische Lernorte bringen.
Veedelshelfer: Den Haushalt schmeißen, Medikamente abholen, zu Terminen begleiten oder einfach gemeinsam etwas unternehmen – so beschreiben die Veedelshelfer selbst ihre Tätigkeiten. Ein Pflegedienst sind sie bewusst nicht, sie wollen eher Familien entlasten, unterstützungsbedürftigen Menschen ein wenig mehr Selbstständigkeit ermöglichen oder ihre Einsamkeit reduzieren.
Um den Umzug ins Altersheim für noch mehr Menschen ein wenig herauszuzögern, wollen die Gründer von Veedelshelfer, Pascal Harbers und Lothar Harbers, in Zukunft weitere Mitarbeiter einstellen.
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Alle zehn Unternehmen sind nominiert für den „Hans Imhoff Start-up-Preis“. Um den als „Schokoladenkönig“ bekannt gewordenen Kölner Ehrenbürger Hans Imhoff zu ehren, der im März 100 Jahre alt geworden wäre, hat seine Familie den Preis ins Leben gerufen.
100.000 Euro aus dem Familienvermögen können drei der Start-ups zu gleichen Teilen gewinnen. Am 12. Juni 2022 präsentieren alle zehn ihre Ideen vor einer Expertenjury – die drei besten werden am 21. Juni im Rahmen der Feierlichkeiten zu Imhoffs 100. Geburtstag im historischen Rathaus gekürt.