Blackout in SüdamerikaWie realistisch sind Stromausfälle in NRW?
- Nach dem flächendeckenden Stromausfall in Südamerika stellt sich die Frage, wie sicher die Versorgung hierzulande ist.
- Das deutsche Stromnetz unterscheidet sich in Sicherheitsstandards von dem in Lateinamerika.
- Die Bundesnetzagentur ermittelt jährlich, wie lange deutschlandweit der Strom ausgefallen ist.
Köln – In ganz Argentinien sowie in Uruguay ist am Sonntag der Strom ausgefallen. Am Morgen um 7.07 Uhr Ortszeit sei das argentinische Stromnetz zusammengebrochen, teilte das Energieministerium mit. Dies habe zu einem „massiven Ausfall“ der Stromversorgung „im ganzen Land geführt“, der auch Uruguay betreffe.
Die Zeitung „Clarín“ meldete, Züge hätten abrupt gestoppt, auch die U-Bahn funktionierte nicht. Die Ampeln blieben aus. Die meisten Krankenhäuser versorgten sich anscheinend über Generatoren. Die Gründe der folgenschweren Panne seien noch unbekannt und würden derzeit untersucht. Auf der Südhalbkugel der Erde beginnt jetzt der Winter, zum Teil wird auch mit Strom geheizt. Nach Medienberichten gab es auch in Teilen Brasiliens, Chiles und Paraguays Stromausfälle. Drohen durch die Energiewende nun auch Stromausfälle in Deutschland? Ein Überblick:
Stromausfälle
Die Bundesnetzagentur ermittelt aus den von den Netzbetreibern übermittelten Daten zu Stromausfällen mit einer Dauer über drei Minuten bestimmte Kennzahlen. Daraus wird der sogenannte Saidi-Index ermittelt. Dieser besagt, stark vereinfacht, wie viele Minuten lang der Strom pro Jahr und Endverbraucher in Deutschland ausfällt. Die neuesten verfügbaren Daten sind aus dem Jahr 2017, als im deutschlandweiten Schnitt der Strom 15,14 Minuten ausfiel. Das ist zwar etwas länger als im Vorjahr, aber niedriger als noch vor wenigen Jahren. 2014 war bislang das Jahr mit den kürzesten Versorgungslücken von durchschnittlich 12,28 Minuten. Zwischen 2006 und 2009 sank die Länge der Stromausfälle von fast 22 Minuten und pendelte sich bei etwa 15 Minuten ein.
Internationaler Vergleich
Deutschlands Stromversorgung ist besonders zuverlässig, wie ein Vergleich mit den europäischen Nachbarn zeigt. In Frankreich beispielsweise war die Stromversorgung zuletzt im Durchschnitt 50 Minuten unterbrochen. Auch im außereuropäischen Vergleich steht Deutschlands Stromversorgung sehr gut da: In den USA kamen pro Letztverbraucher 114 Minuten, also knapp zwei Stunden, zusammen. Kanadische Stromverbraucher müssen pro Jahr sogar mit fast fünf Stunden, genauer 306 Minuten, Stromausfall rechnen. Spitzenreiter auf dieser Liste ist Italien: Dort fiel der Strom im jährlichen Durchschnitt nur 14 Minuten aus. Die Zahlen stammen vom Bundeswirtschaftsministerium und beziehen sich auf 2015 und 2016.
Gegenmaßnahmen
Die Firma Amprion betreibt die Höchstspannungsleitungen in sieben Bundesländern, darunter Nordrhein-Westfalen. „Die Energiewende hat die Stromausfälle nicht erhöht, aber die Steuerung der Netze ist schwieriger, weil die Schwankungen zunehmen“, sagt Andreas Preuß, Sprecher von Amprion.
Daher würden die Versorger heute jeden Tag Telefonkonferenzen abhalten und den Stromfluss schon eine Woche im Voraus planen. Dass das Elektrizitätsnetz in Deutschland im Gegensatz zu Lateinamerika vergleichsweise stabil ist, liegt unter anderem an einem bestimmten Sicherheitsstandard.
„Der Grundsatz der N-1-Sicherheit in der Netzplanung besagt, dass in einem Netz bei maximalen Übertragungsaufgaben die Netzsicherheit auch dann gewährleistet bleibt, wenn eine einzelne Komponente, etwa ein Transformator oder eine Leitung, ausfällt oder abgeschaltet wird“, sagt Preuß.
Was tun ohne Strom?
Das Bundesamt für Katastrophenschutz rät zu einem Vorrat an Kerzen und Taschenlampen. Kleinere Mahlzeiten könnten auf einem Campingkocher zubereitet werden. Außerdem empfiehlt das Amt, eine ausreichende Bargeldreserve vorzuhalten, da bei einem Stromausfall auch die Geldautomaten nicht funktionieren.